Märkisch-Oderland
In Hohensaaten soll einer der größten Solarparks Brandenburgs entstehen. Ein Gutachten sieht allerdings Änderungsbedarf wegen geschützter Tierarten. Der Investor will seine Entwürfe nochmals ändern. Gegner kritisieren das Vorhaben trotzdem.
Die Entwürfe für den umstrittenen 200 Hektar großen Solarpark in Hohensaaten (Märkisch-Oderland) sollen nach Angaben des Investors angepasst werden. Das beauftragte Planungsbüro arbeite bereits an einem neuen Entwurf, in dem die Ergebnisse eines Artenschutzfachbeitrags berücksichtigt werden, sagte Planungsingenieur Dirk Richter am Dienstag dem rbb.
Der Artenschutz-Fachbeitrag vom Institut für Angewandte Ökosystemforschung (IfAÖ) wurde am Dienstagabend im naheliegenden Gemeindesaal von Hohenwutzen erstmals öffentlich präsentiert. Das Gutachten besagt, dass der Bau eines Solarparks gesetzlich nur möglich ist, wenn für die dort vorkommenden geschützten Tierarten Ausgleichsflächen gefunden werden. Zudem müssten die Tiere die neuen Habitate annehmen und das könnte lange dauern, sagte Fachbereichsleiter für terrestrischen Ökologie und Umweltbaubegleitung beim Institut für Angewandte Ökosystemforschung (IfAÖ), Tobias Strahl, dem rbb.
"Wenn die Umsetzung funktioniert, dass ein neuer Lebensraum erstellt wird und die Tiere das annehmen, dann ist per Gesetz der Weg frei für einen Bau", so Strahl weiter. Doch diese Flächen müssten erstmal gesucht und gefunden werden.
Auch aus diesem Grund überlegt Investor Lindhorst nach eigenen Angaben nun, betroffene Flächen aus seinem Plan zu streichen. "Wir sind von der Abbruchkante zur Alten Oder hin weggegangen, weil das ein Bereich ist, der artenreich ist. Wir holen dort an der Stelle noch die Hinterlassenschaften aus der vorhergehenden Nutzung raus und überlassen das dann der Natur", so der Planungsingenieur.
Das Artenschutz-Gutachten berichtet von 60 Brutvogelarten im Wald in Hohensaaten, von denen rund die Hälfte bedroht ist. Außerdem gibt es dem Gutachten zufolge ein großes Ökosystem an Fledermäusen. Auch Wölfe haben in dem Gebiet ihr Jagdrevier.
Trotz überarbeiteten Entwürfen sehen Anwohner sowie Stadtverordnete das Vorhaben weiterhin kritisch. Auch wenn Investor Lindhorst Flächen aus seinem Plan streichen würde, habe der Eingriff in das wertvolle Waldgebiet Folgen, sagte der Stadtverordnete Evelin Faust dem rbb. "Es würde Wald zerstören, es würde Infrastruktur, Verkehr mit sich ziehen, das wäre also wirklich eine enorme Belastung", so Faust weiter.
Dem schließt sich Marianne Beise von der Bürgerinitiative Pro Wald Hohensaaten an. Ihre Forderung an Lindhorst: "Der Wald soll erhalten bleiben."
Viele Naturschützer wehren sich seit Bekanntwerden der Pläne gegen das Projekt. Denn der Wald ist schon seit Jahren umzäunt. Dadurch hätten sich dort viele seltene Tierarten angesiedelt, heißt es von den Gegnern des Vorhabens.
Auch für den Naturschutzbund Brandenburg (Nabu) ist der Wald aus Sicht des Naturschutzes ein sehr interessantes Gebiet und sollte auf jeden Fall unverändert bleiben. Auch immer mehr Freienwalder Stadtverordnete sind sich mittlerweile unsicher, ob der Solarpark gebaut werden sollte. Zudem kritisierte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) im vergangenen Jahr die Pläne.
Wann ein neuer Entwurf vorliegen könnte, ist bisher unklar.
Sendung: Antenne Brandenburg, 08.11.2023, 11 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner
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