Brandenburger Zahnärzte fürchten steigende Arbeitsbelastung durch weniger Praxen
Bei der Versorgung mit Zahnärzten gibt es in Brandenburg bereits Defizite. Da künftig viele weitere in Rente gehen, könnte die Arbeitsbelastung der Kollegen weiter zunehmen. In der Uckermark fordern Betroffene nun Förderung von Nachwuchs.
Patientinnen und Patienten müssen in Brandenburg teils bis zu einem halben Jahr auf einen Zahnarzt-Termin warten. Aktuell fehlen im Land 57 Zahnärzte - und die Situation könnte sich noch zuspitzen.
In Brandenburg gibt es laut Kassenzahnärztlicher Vereinigung (KZVLB) aktuell 1.664 Zahnärzte. Ein Drittel ist bereits 60 Jahre und älter. Und nur für etwa die Hälfte der Praxen, die zurzeit schließen, findet sich ein Nachfolger.
Im Kampf gegen die Symptome von Long Covid setzen ein Mediziner und ein Taucher auf eine Therapie mit Druck und Sauerstoff. Sitzungen in einer Überdruckkammer sollen die Gefäße anregen und reaktivieren. Von Fred Pilarski
Zahnärzte sprechen von Überlastung
In der Uckermark fehlen nach dem Versorgungsschlüssel der KZVLB derzeit sieben Zahnärzte. Zahnärztin Kristin Falk in Schwedt bekommt den Druck zu spüren. "Tagtäglich rufen mehrere Patienten an, die einen neuen Zahnarzt suchen", schildert sie die Situation. "Der Zahnarzt hat die Praxis zu gemacht, kein Nachfolger gefunden und die Patienten haben große Probleme." Falk sorgt sich zugleich vor dem, was noch kommt, denn: 17 weitere Zahnärzte gehen laut KZVLB in den kommenden Jahren in Rente.
Eine davon ist Elke Brehmer aus Prenzlau, in drei Jahren möchte sie in den Ruhestand gehen. Bisher hat sie niemanden, der ihre Praxis übernehmen möchte. Dass der Nachwuchs fehlt, wundert sie nicht. Die Bürokratie und die hohe Auslastung seien inzwischen zu einer großen Belastung geworden, sagt sie. "Ich bin jetzt manche Tage zwölf Stunden in der Praxis, von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr. Das ist auf Dauer nicht mehr machbar. Die Rahmenbedingungen werden uns so erschwert, dass die Arbeit am Patienten immer weiter nach hinter rückt. Aber damit verdiene ich Geld und nicht mit dem anderen Kram."
Vor dem Hintergrund dieser Situation trafen sich am Mittwochabend in Prenzlau uckermärkische Zahnärzte mit Kommunalpolitikern. Die Mediziner forderten dabei, finanzielle Anreize für die Ansiedelung von Zahnärzten zu schaffen. Prenzlau plane diese schon, sagte Bürgermeister Henrik Sommer (parteilos): 55.000 Euro für eine Niederlassung für einen Arzt oder Ärztin. Mit 30.000 Euro sollen Assistenzärzte gelockt werden. Außerdem sei der Plan, Räumlichkeiten anzubieten, Kita-Plätze, Jobmöglichkeiten für den Partner und weitere Unterstützung, so Sommer.
Medizinerin Kristin Falk geht in ihren Forderungen aber noch einen Schritt weiter. So müssten in der Mark dringend Ärzte ausgebildet werden, sagt sie. "Von der Landespolitik würden wir uns erhoffen, dass das Zahnmedizin-Studium im Land Brandenburg jedem zugänglich und nicht vom Geldbeutel abhängig ist." Rund 132.000 Euro kostet ab dem Sommersemester 2024 das erste Zahnmedizin-Studium Brandenburgs an der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg in Neuruppin.