Zoll und Landesregierung warnen
Von Donnerstag bis Samstag dürfen in Deutschland Feuerwerkskörper verkauft werden. In Polen ist das ganzjährlich möglich. Besonders beliebt ist die Grenzstadt Slubice. Verkauft werden hier auch Böller, die in Deutschland nicht zulässig sind.
Der Verkauf von Feuerwerkskörpern in Deutschland ist am Donnerstag offiziell gestartet. Drei Tage lang darf Pyrotechnik der Kategorien F1 und F2 verkauft werden. Viele Menschen pendeln lieber nach Polen, um sich mit Böllern und Pyrotechnik einzudecken. Dort werden Feuerwerkskörper das ganze Jahr über verkauft, auch solche, die in Deutschland verboten sind.
Ein Grund für das hohe Interesse an polnischen Böllern sei das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis in Polen, sagt ein deutscher Pyrotechnik-Käufer, den der rbb in einem polnischen Geschäft angetroffen hat: "Da ist mehr NEM (Nettoexplosivstoffmasse; Anm. d. Red.) drin, also der Sprengstoffgehalt ist höher". Ein anderer Käufer hebt die große Auswahl an Feuerwerkskörpern in Polen hervor.
Auf dem Markt in Slubice und in den Feuerwerks-Geschäften war es am Mittwoch allerdings nicht so voll wie erwartet, so Händler Dawid Stanilewicz. Das Feuerwerks-Geschäft sei in diesem Jahr schleppend angelaufen. Das habe aber seiner Meinung nach nichts mit den deutschen Einfuhrverboten zu tun, so Stanilewicz weiter. Die gebe es schon seit Jahren. Seine Vermutung: "Das hängt mit den Grenzkontrollen und den Staus in Slubice und auf der Autobahn zusammen." Der Zoll konnte das auf rbb-Anfrage nicht bestätigen.
Seit Einführung der stationären Grenzkontrollen an der deutsch-polnischen Grenze Mitte Oktober, kommt es vor allem im polnischen Slubice immer wieder zu Staus. An der Frankfurter Stadtbrücke habe sich die Lage zwar inzwischen entspannt, sagte Oberbürgermeister René Wilke (Linke) dem rbb, "aber solange es keine Einigung mit der polnischen Seite zur Durchführung von Grenzkontrollen in Swiecko gibt, bleibt die Lage auf der Autobahn schwierig und das hat potenziell immer auch Auswirkungen auf die Slubicer Innenstadt", die sei nicht ausgerichtet auf einen derart hohen Verkehr.
Viele Kunden würden deshalb derzeit lieber nach Küstrin fahren, erklärte Händler Stanilewicz. Zwar sei der Ort 30 Kilometer weiter entfernt, doch dort würde man nicht stundenlang im Stau stehen. Bei anderen Händlern aus Slubice scheint das Geschäft besser zu laufen. Sie berichten davon, dass die Nachfrage immer noch gut sei, unverändert zu den Vorjahren. Eine polnische Verkäuferin berichtete dem rbb, dass die ersten Interessenten sich schon im Februar mit Silvesterböllern eindecken.
Der deutsche Zoll warnt vor dem Kauf von in Deutschland nicht zugelassener Pyrotechnik, die auf Märkten und in Geschäften im Ausland angeboten wird. Tests des Bundesamtes für Materialforschung (BAM) haben laut Polizei die Gefährlichkeit der nicht zugelassenen Pyrotechnik nachgewiesen.
Für den polnischen Pyrotechnik-Verkäufer Stanilewicz steht fest: Nicht Böller seien daran Schuld, wenn etwas passiert: "Das Problem ist, dass die Menschen unverantwortlich sind. Wenn sie unter Alkoholeinfluss stehen, sollten sie auf das Feuerwerk verzichten, weil die Gesundheit wichtiger ist."
Zwar ist längst nicht alles verboten, dennoch würden sich polnische Händler oft an den Pranger gestellt fühlen, betonte Händler Stanilewicz. Ihnen werde vorgeworfen, illegale Ware zu verkaufen, bei der die Gefahr von schweren Verletzungen besteht. Doch manche Böller seien eben nur in Deutschland nicht zugelassen, sagt Stanilewicz und betont, dass er nichts Illegales verkauft.
Daran halten sich offenbar aber nicht alle Händler und Käufer. Der rbb beobachtete bei seinen Recherchen drei Jugendliche, die verbotene Böller - der in Deutschland nicht zugelassenen Kategorie F3 - kauften. Ein weiterer Jugendlicher aus Eisenhüttenstadt bestätigte gegenüber dem rbb, dass er auch verbotene Böller in Polen kaufe. Probleme an der Grenze habe er bislang nicht gehabt.
Der Zoll entdeckt immer wieder illegale Pyrotechnik, die von Polen nach Deutschland eingeführt wird. Bereits Mitte Dezember stellten Zollbeamte bei einer Kontrolle auf der Frankfurter Stadtbrücke 67 Kilogramm illegale Feuerwerkskörper sicher. Zuvor hatte der Zoll in Altglietzen (Märkisch-Oderland) einen Kleintransporter mit fast einer Tonne Feuerwerkskörper aus dem Verkehr gezogen.
Der Zoll kontrolliert das ganze Jahr an der Grenze. Eine Bilanz der 2023 sichergestellten illegalen Böller werde aber erst am Jahresende gezogen, so Astrid Pin, Sprecherin vom Hauptzollamt in Frankfurt (Oder). Insgesamt dürfen Personen bis zu zehn Kilo an Pyrotechnik über die Grenze mit nach Deutschland nehmen.
Dabei sind in Deutschland nur CE-zertifizierte und registrierte Feuerwerkskörper der Kategorie F1 (ab 12 Jahre) und F2 (ab 18 Jahre) zugelassen. Demnach sucht der Zoll auch spezifisch nach Pyrotechnik der Kategorie F3 oder F4, denn dafür braucht es nach dem Sprengstoffgesetz einen Schein. Zollsprecherin Pinz verweist darauf, dass es auch bei der in Deutschland zulässigen Kategorie F2 Ausnahmen gibt. "Bei Raketen beispielsweise. Die dürfen nicht mehr als 20 Gramm Netto-Explosivmasse haben und es dürfen keine Pfeifsätze dabei sein. Also mein Tipp, einfach nochmal ganz genau hinschauen."
Wer mit illegaler Pyrotechnik vom Zoll erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe oder Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren rechnen. Laut Bundespolizei werden die Kosten für eingeleitete Sicherungsmaßnahmen wie zum Beispiel der Einsatz der Feuerwehr und eventuelle Folgeschäden in Rechnung gestellt. Umfassende Informationen über das in Deutschland zugelassene Feuerwerk bietet das Landesamt für Verbraucherschutz [lavg.brandenburg.de], der Zoll oder die Bundespolizei.
Auch die Brandenburger Landesregierung mahnt zu einem besonnenen Umgang mit Feuerwerkskörpern. Innenminister Michael Stübgen (CDU) wies am Mittwoch auf die Gefahren von selbstgebauten oder in Deutschland nicht zugelassenen Feuerwerkskörpern hin. "Sie werden schnell zur unterschätzten Gefahr", wird er in einer Mitteilung zitiert.
Gesundheitsministerin Usula Nonnemacher (Grüne) teilt diese Einschätzung. Vielerorts seien Krankenhäuser und Rettungsdienste derzeit überdurchschnittlich belastet. Zurückhaltung und Vorsicht könnten dazu beitragen, diese angespannte Situation nicht weiter zu verschärfen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.12.2023, 16:12 Uhr
Mit Material von Michael Lietz, Martin Krauss und Team Kowalski
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