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Audio: Antenne Brandenburg | 10.10.2022 | Tobias Hausdorf | Quelle: dpa/L. Mirgeler

Kritische Infrastruktur

Landkreise bereiten sich mit Gefahrenabwehr-Plänen auf mögliche Notfälle vor

Gasmangel-Lage, Stromausfälle, Hochwasser, Hackerangriffe: Die Kreisverwaltungen in Ostbrandenburg rüsten sich für viele unterschiedliche Notfälle, um die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen zu können.

Explosionen an der Nord-Stream-Pipeline, durchtrennte Signalkabel bei der Bahn: Durch vermehrte Sabotageakte an der sogenannten kritischen Infrastruktur Deutschlands ist eine Debatte über deren Schutz entbrannt. Auch in Ostbrandenburg stellen sich die Landkreise auf mögliche Vorfälle ein. Das hat eine Anfrage des rbb ergeben. So berichten die Landkreise Barnim, Märkisch-Oderland und Oder-Spree, dass man sich auf verschiedene Szenarien einstelle und dafür Vorbereitungen treffe.

Betreiber in der Verantwortung

In erste Linie gilt es jedoch in den eigenen Zuständigkeiten sich vor Gefahren von außen zu wappnen, wie Kreissprecher Thomas Berendt aus Märkisch-Oderland erklärt. Seiner Meinung nach seien beim Schutz von kritischer Infrastruktur wie beispielsweise der Bahn oder den Energieversorgern zunächst einmal die Betreiber in der Verantwortung. "Die Infrastruktur-Betreiber müssen halt ihre Pläne vorhalten und umsetzen", sagt er. Dem pflichtet auch Sprecherkollege Mario Behnke vom Landkreis Oder-Spree bei.

Sorge um nuklearen Zwischenfall

Polen versorgt Gemeinden mit Jod-Tabletten - Brandenburger Kreise lagern ebenfalls

Die polnische Regierung hat im Zuge der Kämpfe um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja landesweit Jod-Tabletten bevorratet - so auch in der Woiwodschaft Lebuser Land. Die Kreise in Brandenburg sind über den Bund ebenfalls versorgt.

Gleichzeitig weisen beide Sprecher darauf hin, dass die Landkreise sich auf andere Eventualitäten einstellen müssen: "Was wir natürlich haben, sind entsprechende andere Abwehrpläne, wenn kritische Lagen eintreten", sagt Berendt. Als Beispiele nennt er Hochwasser-Situationen, Gas-Mangellage oder das Vorhalten von Jodtabletten, um nukleare Zwischenfälle abmildern zu können.

Ungeachtet dessen hätten die Kreise weitere Infrastrukturen zu schützen – wie beispielsweise bei den Dienstleistungen, die die Verwaltungen den Bürgerinnen und Bürgern anbietet und auch anbieten müsse: "Wir haben das auch vor Augen und haben da entsprechend auch Pläne, wie damit umzugehen ist", sagt Berendt. Das gelte zum Beispiel hinsichtlich der IT-Sicherheit der Ämter.

IT-Sicherheit wichtig

"90 Prozent unserer E-Mails sind Angriffe", so Berendt. Das können auch andere berichten. Anfang des Jahres war die Stadtverwaltung in Angermünde (Uckermark) Opfer eines Hackerangriffs. Erpresser hatten alle Server verschlüsselt und forderten eine Summe in Kryptowährung. Erst Wochen später konnte die Verwaltung wieder ihre Arbeit aufnehmen.

"Da gibt es auch Pläne", sagt Berendt zu solchen Angriffen. So würde Märkisch-Oderland beispielsweise eine Reihenfolge vorhalten, welche digitalen Dienste wann abgeschaltet werden müssen, um das Ausmaß eines solchen Angriffs gering zu halten.

Dennoch liege das Hauptaugenmerk auf der Prävention. Neben den Worst-Case-Szenarien gelte es vorzubeugen, um das Schlimmste zu verhindern, erklärt der Kreissprecher, räumt aber ein: "Ich kann Infrastruktur nie so schützen, dass nichts passiert."

Neuartige Szenarien im Blick

Neben Cyberangriffen, die ganze Verwaltungen lahmlegen können, werden aber neuartige Szenarien im Vorfeld durgespielt, wie beispielsweise Sprecher Robert Bachmann aus dem Barnim bestätigt. "Jetzt bereiten wir uns eben auf verschiedenste Szenarien vor, die teilweise ja auch als sehr unwahrscheinlich dahingestellt werden", so Bachmann. Das sei zum Beispiel eine mögliche Energie-Mangellage – also Stromausfälle oder Unsicherheiten bei der Gasversorgung.

Anders als noch bei der Corona-Pandemie, als auf eine konkrete Notlage reagiert werden konnte, müssten sich die Kreise nun auf eine Vielzahl von Szenarien einstellen. "Das ist natürlich schwierig sich dann auch in verschiedene Richtungen entsprechend vorzubereiten", sagt Bachmann. Als Beispiel nannte er die Sabotage von Signalleitungen der Bahn in Nordrhein-Westfalen und Berlin-Karow vom Wochenende. Dennoch sei es wichtig, dass auch für solche Situationen der Landkreis gut vorbereitet ist, als am Ende nur noch reagieren zu können, wenn ein Fall eingetreten ist. Zu den konkreten Plänen, die der Kreis bereits diesbezüglich vorbereitet hat, wollte sich Bachmann nicht äußern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.10.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Tobias Hausdorf

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