Streit um Streckenführung
Die Fronten sind verhärtet und das angerufene Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) hat noch nicht entschieden, ob der Ironman Erkner so stattfinden kann. Streitpunkt ist die Routenführung des Großevents am Wochenende des 9. und 10. September.
Rund 3.000 Athleten aus aller Welt wollen am kommenden Wochenende in Erkner (Oder-Spree) beim "Ironman 70.3" an den Start gehen. Es ist ein Triathlon, bei dem sich die Sportler sogar für die nächste WM qualifizieren können. Während sich in Erkner viele Menschen auf das Großevent freuen, sorgt es in der Nachbargemeinde Gosen-Neu Zittau für Unmut.
Stein des Anstoßes sind die Streckenführung und die damit einhergehenden Straßensperrungen, die der Gemeindebürgermeister Thomas Schwedowski (SPD) und die Gemeindevertreter so nicht hinnehmen wollen. "Wir haben bei uns in der Gemeinde im letzten Jahr durch den Ironman schon Chaos gehabt und wollen das kein zweites Mal erleben", sagte Schwedowski am Freitag dem rbb.
Im vergangenen Jahr fand der Triathlon in Erkner zum ersten Mal statt. Wie damals soll der Ironman auch nun wieder mit der Schwimmstrecke im Dämeritzsee in Erkner starten. Danach steht die Radstrecke und der Halbmarathon auf dem Plan. Dabei führt die Wegstrecke durch Grünheide, Spreenhagen und Gosen-Neu Zittau.
Nicht hinnehmbare Einschränkungen seien das, kommentierte Gemeindevertreter Lutz Fleischfresser. "Letztes Jahr [...] war eine Goldene Hochzeit in Neu Zittau. Die Gäste durften nicht anfahren. Sie wurden nicht durchgelassen, die Straßensperrung war konsequent", so Fleischfresser. Das Paar habe schließlich an seinem Jubiläum ohne Gäste dagestanden. Das sei nicht das einzige Problem gewesen. So habe der Pflegedienst auch nicht seine Arbeit machen können. "Sprich, es lagen – übertrieben gesagt – Leute in ihren Exkrementen", so Fleischfresser weiter. Das seien Dinge, die seines Ermessens nach nicht gehen würden.
Daher zündete Gosen-Neu Zittau die nächste Eskalationsstufe und wendete sich über das Amt Spreenhagen an das zuständige Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder). Mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung soll der Ironman-Wettbewerb am 9. und 10. September gestoppt werden. Fleischfresser hält dieses Vorgehen für gerechtfertigt.
Noch aber haben die Verwaltungsrichter über die Materie nicht befunden. Das Frankfurter Verwaltungsgericht will voraussichtlich Mitte nächster Woche eine Entscheidung treffen.
In Erkner reagierten die Verantwortlichen mit Unverständnis. "Da gibt es kein Verständnis, sondern eher Überraschung - und zwar negativer Art, weil ich irritiert bin über die Art und Weise", sagte Erkners Bürgermeister Henryk Pilz (CDU) dem rbb. "Wir haben vorher viele Gespräche mit der Gemeinde Gosen-Neu Zittau geführt. Wir haben die Argumente der Gemeinde aufgenommen und die ursprüngliche Strecke schon komplett umgeplant", wie Marko Manthey vom Veranstalterteam betonte. Gosen-Neu Zittau wäre am Samstag nur von 8:00 bis 10:30 Uhr betroffen und am Sonntag noch einmal genauso, unterstrich Manthey.
Gosen-Neu Zittau wirft Erkner vor, über ihren Kopf hinweg den Ironman-Vertrag abgeschlossen zu haben. Eine Kommunikationspanne? Nein, sagen sie in Erkner. "Leider hat Gosen-Neu Zittau seine Möglichkeiten im Vorfeld gar nicht genutzt", so Bürgermeister Pilz. Es habe sehr viele Angebote gegeben. Gosen-Neu Zittau habe diese gar nicht in Anspruch genommen, unterstrich Pilz.
"Der Ironman ist nicht der große Goldbringer für die Stadt Erkner, sondern für die Region", sagte Erkners Bürgermeister weiter. "Insgesamt bleiben in der Region ungefähr eine halbe Million Euro hängen", ergänzt Manthey. Davon würden auch Gewerbetreibende aus Gosen-Neu Zittau profitieren, die im Zuge des Ironman Aufträge vom Organisationsteam erhalten hätten.
Das bezweifeln die Gemeindevertreter von Gosen-Neu Zittau. Jetzt warten beide Seiten auf die Entscheidung vom Frankfurter Verwaltungsgericht. "Die Gemeindevertretung wird sicherlich den Richterspruch anerkennen. Ich kann jetzt schlecht den Bürger zu einer gesetzwidrigen Handlung aufrufen, aber ich weiß, dass es sehr, sehr in der Gemeinde brodelt", sagte der Gosen-Neu Zittauer Fleischfresser dem rbb.
Es droht Ärger, so oder so: Vielleicht sogar das Ende des Triathlons? "Dann hätte die Region verloren und kein Dorf gewonnen", so Erkners Bürgermeister Pilz.
Sollte der Antrag vor Gericht erfolgreich sein, könnte es noch eine Not-Variante des Ironmans mit veränderter Streckenführung geben. Bleibt es bei den geplanten Sperrungen, haben wiederum die Anwohner aus Gosen-Neu Zittau Proteste angekündigt.
Erkner hatte mit den Veranstaltern der weltweit stattfindenden Ironman-Wettkämpfe einen Dreijahresvertrag über die sogenannte 70.3-Strecke abgeschlossen. Dabei müssen die Athleten 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und einen Halbmarathon zurücklegen, was insgesamt einer Distanz von 123 Kilometern beziehungsweise 70.3 Meilen entspricht.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.09.2023, 19:30 Uhr
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