Eisenhüttenstadt (Oder-Spree)
Seit September sind etwa 900 Stahlarbeiter in Eisenhüttenstadt in Kurzarbeit. Eigentlich sollte die Maßnahme zum Jahresende hin auslaufen. Angesichts hoher Kosten und mangelnder Konjunktur haben sich die Pläne geändert.
Auch im ersten Quartal des neuen Jahres 2023 soll beim Stahlunternehmen ArcelorMittal, dem größten Arbeitgeber in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree), Kurzarbeit gefahren werden. Das hat Arbeitsdirektor Michael Bach dem rbb am Montag berichtet.
Ihm zufolge ist die Nachfrage der Automobilindustrie nach wie vor verhalten. "Wir sind noch nicht da, wo wir hinmüssen, um unsere Anlagen voll auslasten zu können", so Bach. "Die Inflation ist ein großes Problem in vielen europäischen Ländern. Viele Kunden haben ihr Kaufverhalten verändert, gucken mehr auf den Euro, sind zurückhaltender geworden. Und das merkt man natürlich auch in der Nachfrage."
Betroffen von Kurzarbeit seien vor allem die Beschäftigten im Walzwerk. Wenn weniger Autos produziert würden, würden auch weniger Bleche geordert. Entlassungen seien aber nicht geplant. Immerhin sehe man jetzt, nach einem Vierteljahr Kurzarbeit, zumindest etwas optimistischer auf die nächsten Monate, so der Arbeitsdirektor. Anfang des Jahres könnten neue Aufträge kommen, wenn Gas- und Strompreisbremsen greifen. "Damit haben wir eine andere Planungssicherheit", sagt Michael Bach weiter. "Auch unsere Endkunden, die unseren Stahl abnehmen, können besser planen, so dass wir eine Stabilisierung in den Markt kriegen und hoffen, dass sich die Nachfrage dann auch wieder auf einem höheren Niveau bewegen wird, als wir das im Moment sehen."
Weiter in Betrieb bleiben Hochofen und Stahlwerk. Eisenhüttenstadt produziert seit letztem Sommer Stahl für die anderen deutschen Standorte von ArcelorMittal, wie in Hamburg und Bremen, mit. Bei der Gewerkschaft IG Metall ist indes die Hoffnung etwas verhaltener, dass die angekündigten Preisdeckel auch langfristig Wirkung erzielen. "Wichtig ist erstmal, dass wir jetzt die kurzfristigen Mittel haben", sagt Holger Wachsmann von der Gewerkschaft. "Das ist gut. Aber wir müssen gucken, dass wir in Deutschland langfristig zu wettbewerbsfähigen Gas- und Strompreisen kommen, sonst werden wir schon Probleme sehen, dass Investitionen nicht mehr hier bei uns in Deutschland oder Europa gemacht werden, sondern woanders."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.12.2022, 19:30 Uhr
Mit Material von Michael Lietz
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