Nur wenige Abschalt-Einrichtungen
Eigentlich sollte der Himmel über den Windparks in der Nacht bereits dunkel bleiben. Doch die roten Lichter blinken weiter, da die entsprechende Frist auf Anfang 2024 verlängert wurde. Gründe dafür sind schleppende Genehmigungen und fehlende Technik.
Die Windkraft soll deutschlandweit ausgebaut und Genehmigungen zum Bau schneller erteilt werden. Dieses Ziel hatte die Ampel-Koalition ausgegeben. Allerdings ist vielerorts die Akzeptanz der Anlagen, etwa aufgrund der Schlagschatten bei Sonne oder nächtlicher Lichtverschmutzung, verhalten. Letzteres, das Blinken der Windräder, sollte eigentlich schon abgeschafft sein. Doch erneut haben die Anlagen-Betreiber einen Aufschub erhalten. Schuld daran sind aber nicht allein die Firmen.
Bereits vor fast 20 Jahren ist die Technologie entwickelt worden, die das nächtliche Blinken überflüssig macht. Doch bis heute sind von den Brandenburg-weit 4.000 Anlagen gerade einmal 800 umgerüstet.
Die so genannte bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung ist eine Brandenburger Erfindung. Die Firma "Enertrag" mit Spezialisierung auf den Ausbau Erneuerbarer Energien mit Sitz in der Uckermark hat die Technik erstmals 2004 vorgestellt. Zur Marktreife gebracht hat die Erfindung die Tochterfirma "Dark Sky" aus Neubrandenburg.
Eine kleine Antenne erkennt die Funkfrequenz eines Flugzeuges. Nähert es sich einem Windrad, sorgt das System dafür, dass die Befeuerung angeschaltet wird, erklärt Thomas Herrholz von Dark Sky. "Diese Signale lauschen quasi mit und die werden ständig zwischen Flugzeug und dem Boden übertragen. Die entschlüsseln wir für uns und kriegen dadurch ein Bild davon, wer da draußen unterwegs ist."
Seit 2020 ist die verpflichtende Einführung bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung bundesweit gesetzlich geregelt. Doch immer wieder wird der Termin nach hinten verschoben. Stichtag ist aktuell der 1. Januar 2024. Staatsekretär beim Bundeswirtschaftsministerium Michael Kellner (Grüne) sagte dem rbb dazu auf Anfrage: "Das liegt zum Teil daran, dass durch Corona Lieferketten unterbrochen waren und es dadurch die Technik schlicht nicht gab. Und es liegt zum Teil daran, dass die Genehmigung durch die Länder nicht schnell genug erfolgen und daran, dass manche Windfirmen nicht aus dem Quark kommen."
Von den deutschlandweit mittlerweile sieben Anbietern hat die Firma Dark Sky selbst etwa 1.000 Abschalt-Anlagen installiert. In Betrieb sind allerdings erst rund 300. Als Grund gibt Thomas Herrholz ebenfalls nur schleppende Genehmigungen an. In der oberen Luftfahrtbehörde von Brandenburg würden sich die Anträge zum Abschalten stapeln. "Die hohen Stapel in den Behörden können zwei Gründe haben. Einerseits, dass die Entscheidung schwer ist und dann gibt es sicherlich Behörden, die kritischer als andere prüfen, weil es sicherlich ein Thema der Sicherheit der Luftfahrt ist. Aber die andere Frage ist halt: wie viele Bearbeiter habe ich eigentlich für die Vielzahl der Anträge?" Daher regt Herrholz an, das Personal dahingehend in Brandenburg aufzustocken.
Die obere Luftfahrtbehörde gehört in Brandenburg zum Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung. Ein Interview gibt sie nicht. Schriftlich wurde dem rbb dazu aber mitgeteilt:
"Neben der hohen Anzahl von Windkraftanlagen [...] trägt auch die Anzahl von bei der Prüfung zu berücksichtigenden Flugplätzen mit Nachtflugbetrieb [...] dazu bei, dass einzelne Vorgänge deutlich mehr Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen."
Immerhin habe man in der Behörde für dieses Jahr einen besonderen Schwerpunkt für die Bearbeitung gesetzt, heißt es weiter.
Dass die nun schneller gehen wird, glaubt Peter Stumm (parteilos), ehrenamtlicher Bürgermeister von Jacobsdorf (Oder-Spree), dennoch nicht. Bei ihm stehen 44 Windkraftanlagen. Ein Dorf weiter wurde auch schon wieder gebaut. "In Biegen ist im vorherigen Jahr ein neuer Windpark entstanden. Da hätte man das bei der Installation gleich regeln können. Ist auch nicht passiert, wenn man nicht möchte. Also da warten wir mal noch ein bisschen.", so Stumm.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.01.2023, 19:30 Uhr
Mit Material von Michael Lietz
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