Tourismusbranche in der Uckermark beklagt "Goldgräberstimmung" bei Solarausbau
Der Ausbau der Solarenergie auf großen Flächen stößt in der Uckermark auf Widerstand: Nachdem mehrere Gemeinden den Weg für große Solarparks frei gemacht hatten, gibt es nun Kritik aus der Tourismusbranche und von Umweltschützern. "Die Gefahr ist, dass dieser idyllische ländliche Raum durch großflächige Energieanlagen doch weitestgehend gestört wird", sagte Anet Hoppe, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Uckermark, dem rbb. "Das ist auch, was uns die Gäste widerspiegeln, die Einmaligkeit der Region droht zu bröckeln."
Mehrmals hat die Uckermark als Reiseregion Bundeswettbewerbe für "Nachhaltiges Reisen" gewonnen. Investoren in großen Solarparks könnten den mühsamen Weg der Uckermark zur nachhaltigen Urlaubsregion in Gefahr bringen, so die Tourismus-Chefin. Jahrelang habe sie mit der unverbauten Landschaft der Uckermark geworben.
Die Berliner Friedrichstraße ist kein Einzelfall: Auch in Brandenburg gibt es Debatten über Einkaufsstraßen. In Frankfurt (Oder) wird nun heftig über eine Sperrung für Autos auf der Magistrale diskutiert – doch es gibt weitere Zukunftsideen.
Großer Solarpark mit einer Leistung von 180 MW
Doch nun sollen wie sonst überall in Brandenburg auch in der Uckermark große Solaranlagen entstehen. Das Geschäft boomt vor allem auf Ackerflächen wie in der Gemeinde Boitzenburger Land, in der ein großer Solarpark geplant ist. Die Nachbargemeinde Gerswalde hat vor Kurzem 100 Hektar für den Bau von Photovoltaikanlagen ausgewiesen.
Laut dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur sind in der Uckermark Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 438 Megawatt geplant oder bereits in Betrieb. Allein der geplante Solarpark Boitzenburger Land soll eine Bruttoleistung von 180 MW erreichen.
BUND schlägt kleinere Solarparks vor
Betroffene aus der Tourismusbranche sind auch skeptisch. "Man kann sagen, das ist eine Goldgräberstimmung, die da momentan erzeugt wird, sicherlich emotional und ideologisch angeheizt", sagt Ralf Ruhnau, der in Potzlow einen Pferdehof für Reit- und Fahrradtouristen betreibt. Nachhaltigkeit sei im wichtig, doch die geplanten Anlagen seien zu groß.
Thomas Volpers vom Brandenburger Bund für Umwelt und Naturschütz (BUND) schlägt einen Kompromiss vor: Man könnte Solarparks mit einer maximalen Größe von 20 Hektar und genug Platz zwischen den Parks lassen. "Damit kann man leben", sagt Volpers.