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Audio: Antenne Brandenburg | 20.09.2023 | Dilan Polat | Quelle: picture alliance/photothek

Pestizid-Einsatz verlängern?

Brandenburger Bauernverband sieht EU-Vorstoß zu Glyphosat als "gutes Zeichen"

Über das Pestizid Glyphosat wird heftig gestritten. Kritiker verweisen auf Gefahren für Mensch und Umwelt. Hersteller Bayer und viele Landwirte sehen das anders. Eine endgültige Entscheidung steht kurz bevor.

Die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat könnte nach einem Vorschlag der EU-Kommission [europa.eu] zufolge verlängert werden. Dem am Mittwoch online gestellten Dokument zufolge könnte das Mittel zehn weitere Jahre eingesetzt werden. Der Entwurf wird am Freitag mit den EU-Staaten erörtert. "Unser Vorschlag basiert auf wissenschaftlich fundierten Informationen", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Mittag. Für den Einsatz sind den Dokumenten zufolge bestimmte Bedingungen vorgesehen, etwa Maßnahmen zur Risikominderung. Dabei geht es etwa darum, zu verhindern, dass Glyphosat bei der Anwendung stark verweht wird.

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EU-Kommission stellte sich gegen Deutschland

Damit stellt sich die EU-Kommission gegen Forderungen aus Deutschland. "Solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass Glyphosat der Biodiversität schadet, sollte die Genehmigung in der EU auslaufen", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Eine vielfältige und intakte Pflanzen- und Tierwelt sei die Voraussetzung für sichere Ernten. Er werde sich mit Partnern in der EU dazu nun austauschen.

Brandenburger Bauernverband unterstützt EU-Vorstoß

Der Brandenburger Bauernverband reagierte erfreut auf den EU-Vorschlag. "Das ist erstmal ein gutes Signal aus Europa. Die EU hat sich da auf wissenschaftliche Studien und Daten berufen, die sagen, dass Glyphosat nicht krebserregend und gesundheitsschädlich ist. Das ist für Brandenburg und seine Böden ganz wichtig", betonte Bauernverbands-Experte für Pflanzenschutz Fabian Blöchl.

Man sei in der Vergangenheit aus gutem Grund vom Pflug abgekommen, um Wasser und Diesel zu sparen. "Wenn Glyphosat verboten wäre, dann würden wir wieder zum Pflug greifen, den Boden umpflügen müssen, um genau das Unkraut zu vernichten." Das wolle man aber nicht. "Wir wollen Klimaschutz auf unseren leichten Brandenburger Böden praktizieren und dazu brauchen wir das Glyphosat und wollen nicht viel Diesel in der Zukunft verbrauchen", so der Bauernverbands-Experte.

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Grüne: Gesundheit von Millionen Menschen in Gefahr

Entsetzt zeigte sich die Grüne Europa-Abgeordnete Jutta Paulus. Sie hatte in einer ersten Reaktion erklärt, dass jetzt weiter die Gesundheit von Millionen Menschen in Europa auf dem Spiel stehe.

Dies will Blöchl so nicht gelten lassen. Er sieht eine Skandalisierung und dies entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse. "Da würden wir uns einfach auch von Frau Paulus wünschen, dass sie sich diese Studien durchliest und noch einmal ganz in Ruhe alles durchgeht, um dann zur Erkenntnis zu kommen, dass es doch wieder zugelassen werden muss", so Blöchl.

EU-eigene Glyphosat-Untersuchung

Glyphosat ist noch bis zum 15. Dezember EU-weit zugelassen. Umweltschutzorganisationen sehen in Glyphosat Gefahren für Menschen und Umwelt, der Hersteller Bayer weist das vehement zurück. Ende Juli hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) eine Untersuchung veröffentlicht, in der sie keine inakzeptablen Gefahren, aber Datenlücken in mehreren Bereichen gesehen hatte.

Für die Untersuchung hatte die Efsa eigenen Angaben zufolge in einem dreijährigen Verfahren Tausende Studien und wissenschaftliche Artikel betrachtet. Zu den Aspekten, die nicht abschließend geklärt wurden, gehören etwa ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen, wie die Efsa mitteilte. Auch mit Blick auf den Artenschutz ließen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu.

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Deutschland will so oder so aussteigen

Deutschland will ab Anfang 2024 Glyphosat nicht mehr gestatten. Auch wenn eine Zulassung auf EU-Ebene verlängert wird, könnte das Mittel in der Bundesrepublik verboten werden. Für Fabian Blöchl ist dies nicht vorstellbar. Man brauche die Verlängerung und das über einen Zeitraum von zehn Jahren, "weil unsere Landwirte langfristig planen müssen", forderte er. Landwirte setzten in der Ackerbewirtschaftung auf Fruchtfolgen, wechseln also den Fruchtanbau auf dem Acker. "So eine Fruchtfolge läuft über sechs Jahre. Da kann man nicht einfach von Jahr zu Jahr springen. Und deswegen ist es auch ein gutes vernünftiges Signal und eine gute vernünftige Entscheidung aus Brüssel", so der Bauernverbands-Experte.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.09.2023, 14:10 Uhr

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