Obstbauern in Berlin-Brandenburg ernten 30 Prozent weniger Äpfel und Birnen
In diesem Jahr gibt es weniger Obst aus der Region: Besonders Äpfel und Birnen haben die Bauern deutlich weniger geerntet als im vergangenen Jahr. Dass in Supermärkten oft ausländische Äpfel liegen, hat aber auch einen anderen Grund.
Noch ist die Obsternte etwa bei Pflaumen, Äpfeln und Birnen im vollen Gang. Dennoch steht bereits fest, dass die meisten Obstbauern in Berlin und Brandenburg deutlich weniger Ertrag als im vergangenen Jahr verzeichnen. Das berichten unter anderem Erzeuger aus der Region Frankfurt (Oder).
Im Vergleich zu 2022 sei der Ertrag bei einigen Obstsorten bis zu 30 Prozent geringer, bilanziert Thomas Bröcker, Apfelbauer im Ortsteil Markendorf und stellvertretender Präsident des Gartenbauverbands Berlin-Brandenburg. "Im Wesentlichen weniger ist es beim Apfel und bei den Birnen. Wir hatten ein bisschen Frost, aber nicht wie sonst die Jahre." Das gelte für den ganzen Verbandsbereich Berlin-Brandenburg, so Bröcker. Besser sehe es dagegen bei Kirschen und Pflaumen aus.
Bei Äpfeln und Birnen macht Bröcker die hohen Erträge aus 2022 für die aktuelle Flaute verantwortlich. Dafür sorge die sogenannte Alternanz, also die Schwankung des Fruchtertrages im zweijährlichen Rhythmus.
Davon berichtet auch Obstbäuerin Katja Brecht, die unter anderem in einem Einkaufszentrum und einem Stand im Frankfurter Ortsteil Markendorf verkauft. "Das Obst alterniert. Ein Jahr trägt es wie verrückt und im nächsten Jahr ist es halt weniger. Ich merke das am Absatz, dass die Leute doch viel kaufen, weil es in den Gärten nicht vorhanden ist."
Das hängt mit den unterschiedlichen Witterungsbedingungen zusammen, erklärt die Obstbäuerin aus Hohenwalde. So sei es im März verhältnismäßig kalt gewesen. "Die Bestäubung war sehr schwierig, weil die Bienen nicht aus ihren Löchern kamen", so Brecht. Zudem brachte das Frühjahr einige sehr nasse Wochen, gefolgt von Trockenheit, die allerdings nicht das Ausmaß der vergangenen Jahre erreicht habe. "Wir hatten ein gutes Wechselspiel aus Feuchtigkeit und Sonne."
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Dafür habe das wenige Obst in diesem Jahr eine bessere Qualität, sagt Brecht. "Jetzt haben wir zwar weniger am Baum, können aber fast alles, was da ist, verwenden. Und das Industrie-Obst, was zum Beispiel in die Mostereien geht, ist dann halt auch weniger, aber qualitativ sehr gut." Das könne sich dann allerdings auf die Preise auswirken und sie nach oben treiben. Um die heimischen Obstbauern zu unterstützen, zahlten manche Kunden bereitwillig etwas mehr. Das sei besonders beim jüngeren Klientel der Fall, beobachtet Brecht.
Nur wenige deutsche Äpfel in den Supermärkten
Kunden, die regionale Äpfel im Supermarkt suchen, haben es dabei nicht leicht. So finden sich in den Regalen meistens nur wenige Sorten aus Deutschland. Das hat eine Stichprobe des rbb Verbrauchermagazins Super.Markt bei Edeka, Rewe und Aldi in der vergangenen Woche ergeben. Denn die großen Händler machen strenge Vorgaben, auf die sich kleinere Betriebe oft nicht einlassen können und wollen. Dazu gehört auch Carsten Hübner, Landwirt aus dem traditionsreichen Obstanbaugebiet Werder (Havel): "Wir verkaufen schon seit Jahren auf Wochenmärkten, hauptsächlich, weil es sich für uns finanziell mehr lohnt."
Die Märkische Erzeuger- und Vermarktungsorganisation GmbH in Wesendorf bei Altlandsberg (Märkisch-Oderland) dagegen erfüllt die Anforderungen des Handels. Das sei allerdings mit großem Aufwand verbunden. "Bevor die Ernte beginnt, gehen wir per Hand durch und dünnen die Äpfel aus, damit alle eine einheitliche Größe haben und besonders in der Sonne hängen," sagt Geschäftsführer Patrick Ruffert. Zwischen 60 und 90 Millimeter Durchmesser dürften die Äpfel haben, die Farbe müsse stimmen und das Obst keine Druckstellen aufweisen.
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Eine halbe Million Bäume erntet der größte brandenburgische Erzeuger in den nächsten Wochen ab. Das entspricht rund 250 Tonnen Äpfel pro Tag. Doch der Handel nimmt nur einen kleinen Teil der Ernte sofort ab. Das meiste wird lange eingelagert, weil die Supermärkte noch voll sind mit ausländischen Äpfeln.
Kundenbedürfnis maßgeblich für Supermärkte
Aldi Nord teilte dazu auf Anfrage mit, dass man sich an den Kundenbedürfnissen orientiere, betonte aber: "Wann immer möglich, beziehen wir unsere Obst- und Gemüseartikel aus heimischer und regionaler Produktion." Von Edeka heißt es, dass die Inhaber der einzelnen Filialen selbst entscheiden, was sie ins Sortiment nehmen. "Die regionale Herkunft ist dabei eines der wichtigsten Kriterien."
Dennoch dominiert in den Regalen der Supermärkte Ware aus fernen Ländern. Offenbar auch weil viele Kunden nicht nach Herkunft kaufen, sondern vor allem nach Geschmack. Wer Äpfel aus der Region will, sucht deshalb besser im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt.