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Audio: Antenne Brandenburg | 19.10.2023 | Philip Barnstorf | Quelle: rbb

Schwedt (Uckermark)

Wirtschaftsexperten und Unternehmer tagen zu Zukunft der PCK-Raffinerie

Vertreter aus der Wirtschaft diskutieren über die Transformation der PCK-Raffinerie zu nachhaltiger Kraftstoff-Produktion. Konkrete Ideen gibt es. Im PCK-Umfeld stehen aber auch Vorwürfe der Bevorzugung von Rosneft im Raum.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) steht vor großen Herausforderungen. Sie soll in den kommenden Jahren etwa Biokraftstoffe und Wasserstoff herstellen. Vertretern des PCK, Wirtschaftsexperten und Unternehmer sind dazu am Donnerstag zu einer Fachkonferenz zusammengekommen.

Klima-Technologie im Landtag

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Kunden-Interesse für die Transformation nötig

Unter dem Titel "Wir bewegen Berlin und Brandenburg - auch morgen!" hat PCK-Geschäftsführer Ralf Schairer dazu rund 250 Gäste in den Uckermärkischen Bühnen begrüßt. Darunter waren etwa Wirtschaftswissenschaftler und Vertreter von Unternehmen, die in Erwägung ziehen in Schwedt zu investieren. Eine Gruppe interessiert Schairer dabei im Vorfeld besonders: "Ich bin gespannt auf die Kunden-Seite, wie dort die Erwartungshaltung ist. Was ist man bereit zu bezahlen oder wie macht man das auf der Abnehmer-Seite? Das interessiert mich schon auch.“ Eine entscheidende Frage, eine Transformation könne nur funktionieren, wenn es Kunden gibt, die die neuen, nachhaltigen Kraftstoffe kaufen.

Luftfahrt-Unternehmen zeigen Interesse

Ein Kandidat wäre der Paket-Versand DHL. Dieser betreibt unter anderen 300 Flugzeuge, sagt Mitarbeiter Andreas Mündel. "Wir haben in Leipzig eines unserer ganz großen Drehkreuze für die Luftfahrt. Das heißt, wir haben da einen sehr großen Kraftstoff-Bedarf. Und Schwedt liegt natürlich logistisch gar nicht so ungünstig, um jetzt Leipzig zu beliefern. Also wenn hier größere Mengen nachhaltigen Kraftstoffs zu vernünftigen Preisen produziert werden, wäre das eine sehr interessante Option."

Debatte im Landtag

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Der Plan könnte aufgehen, denn das südafrikanische Unternehmen "Sasol" hat sich auf nachhaltigen Flugzeug-Treibstoff spezialisiert und überlegt, eine Machbarkeitsstudie für die Produktion nachhaltiger Flugkraftstoffe auf dem PCK-Gelände in Schwedt durchzuführen, erläutert Mitarbeiter Helge Sachs. "Im Land Brandenburg haben wir eine Machbarkeitsstudie in Rüdersdorf mit den Firmen Cemex und Enertrag - Enertrag als Unternehmen für erneuerbare Elektrizität und biogenes CO2 vom Zementhersteller. Das ermöglicht es auch, nachhaltige Luftfahrt-Kraftstoffe in Schwedt herzustellen. Das ist eine der Optionen, die wir uns in der kommenden Zeit anschauen werden." Sasol überlegt also mit grünem Wasserstoff und mit CO2, das unter anderem auch von der Zementproduktion in Rüdersdorf kommen könnte, in Schwedt zu produzieren. Wie realistisch das ist, müsse allerdings zuerst eine Machbarkeitsstudie untersuchen. Auch dürfte bis zur Umsetzung noch einige Zeit vergehen. Frühestens in sieben Jahren könnte eine solche Anlage Kraftstoff produzieren.

In der PCK macht man sich derweil über viel akutere Dinge Gedanken, zum Beispiel darüber, wer die Anteile der aktuellen Eigentümer Shell und des russischen Staatskonzerns Rosneft übernimmt. Erst wenn das geklärt ist, können andere Firmen ernsthaft über Investitionen in Schwedt nachdenken.

Stationäre Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien

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Seit Montagabend gibt es an den Grenzen zu Polen und Tschechien stationäre Grenzkontrollen. Bundespolizisten sind dort schon länger im Einsatz. Die Gewerkschaft der Polizei beklagt erneut die schlechten Arbeitsbedingungen für die Beamten.

Zweifel an Herkunft des PCK-Rohöls

Für Aufsehen im Umfeld der Schwedter Raffinerie sorgen derzeit zudem Zweifel über die Herkunft des von Rosneft Deutschland importierten Öls aus Kasachstan über eine Pipeline nach Deutschland. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung soll der Zoll in Berlin und Frankfurt (Oder) Anfang September angewiesen worden sein, die Ölimporte möglichst schnell durchzuwinken. Das gehe aus einem der Generalzolldirektion an die nachgelagerten Behörden hervor. Es dürfe "zu keinen Verzögerungen kommen". Nach Informationen von NRD, WDR und Süddeutscher Zeitung hat dieser Vorgang im Zoll selbst für Verärgerung gesorgt. Denn eigentlich gelten dort Öl-Geschäfte mit Kasachstan als hochriskant, weil mit ihnen die Russland-Sanktionen umgangen werden könnten. Eine wirkliche Kontrolle der Öl-Lieferungen sei nun deutlich erschwert, heißt es von Insidern.

Der Vorgang ist auch deshalb brisant, weil es konkrete Verdachtsmomente gibt, wonach Russland an den Lieferungen mitverdienen könnte. Rosneft Deutschland steht derzeit unter Treuhand-Verwaltung. Auf Nachfrage erklärte die Generalzolldirektion allgemein, dass man tatsächlichen Anhaltpunkten auf Sanktionsverstößen konsequent nachgehe. Die Rosneft Deutschland GmbH äußerte sich zu dem Vorgang nicht. Auch auf Nachfrage des rbb bei der Fachtagung am Donnerstag in Schwedt gab es keine Stellungnahmen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.10.2023, 16:40 Uhr

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