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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 17.11.2023 | Diana Azzam | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Reifenherstellung in Fürstenwalde

Steinbach kritisiert Schließungspläne von Goodyear in Brandenburg

Der Reifenhersteller Goodyear hat angekündigt, die Produktion in Fürstenwalde bis 2027 einzustellen. Mehr als 700 Menschen sollen ihren Job verlieren. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach äußert seinen Unmut über die Entscheidung.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) kritisiert die Entscheidung des Reifenherstellers Goodyear, die Produktion in Brandenburg einzustellen.

Steinbach habe eine minimale Vorwarnzeit über die Entscheidung gehabt und davon auf indirektem Wege wenige Stunden davor erfahren, sagte er dem rbb. "Ich bin nicht besonders glücklich, wie das Unternehmen dort mit uns kommuniziert hat." Durch die Nähe zum Tesla-Werk, wo es einen Absatzmarkt direkt in Brandenburg gebe, sehe der Minister die Entscheidung mit einem "Fragezeichen".

Steinbach hat angekündigt, sowohl mit dem Betriebsrat als auch mit den Verantwortlichen des Unternehmens noch am Freitagnachmittag, spätestens am Montag zu suchen. Der Minister sei nicht bereit, die Entwicklung "völlig kampflos" hinzunehmen. Er wolle jeden Widerhaken nutzen, um noch eine andere Entscheidung zu erreichen.

Abbau von 750 Stellen

Goodyear will Reifenproduktion in Fürstenwalde beenden

Seit mehr als 80 Jahren werden in Fürstenwalde/Spree Gummireifen produziert. Nun will das Unternehmen Goodyear die Reifenproduktion schließen und 750 Arbeitsplätze streichen. Die Gewerkschaft IG BCE plant dagegen einen Protest.

Mehr als 700 Stellen sollen abgebaut werden

Am Donnerstag hatte der Reifenhersteller Goodyear angekündigt, die gesamte Reifenproduktion in Fürstenwalde (Oder-Spree) bis Ende 2027 schrittweise einzustellen. Nach Angaben eines Unternehmensprechers sollen mehr als 700 Stellen abgebaut werden. Die Entscheidung wurde den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung mitgeteilt.

Trotz Steinbachs Versuchen, das Unternehmen umzustimmen, hat am Freitag ein Goodyear-Sprecher den Weiterbetrieb in Fürstenwalde ausgeschlossen. Für die Mitarbeiter solle eine faire Lösung gefunden werden. Der Sprecher nannte drei Gründe für die Entscheidung: "Die Nachfrageprognose für Reifen ist in ganz Europa rückläufig, die allgemeine Inflation spielt eine Rolle und der dritte Grund ist die zunehmende Billigkonkurrenz aus Asien", sagte er dem rbb.

Das Werk in Fürstenwalde hat den Angaben zufolge derzeit insgesamt etwa 900 Beschäftigte. Etwa 180 Mitarbeiter sollen demnach am Standort weiterhin Gummimischungen herstellen, die dann in andere Goodyear-Werke weltweit geliefert werden. Die restliche Reifenproduktion soll unter anderem ins Ausland verlagert werden, hieß es aus Mitarbeiterkreisen gegenüber dem rbb.

Die Entscheidung von Goodyear hat viele Mitarbeiter des Werks hart getroffen. Die Pläne zur Schließung hätte bisher niemand verdaut, sagte Peter Weiser, der Betriebsratsvorsitzende im rbb-Interview: "Die Nachricht wurde rübergebracht, die Kollegen haben dagestanden und teilweise geweint. Man weiß nicht, wie die Situation in Zukunft sein wird. Viele junge Kollegen haben Häuser gebaut - da kann man sich vorstellen, was gerade in den Kollegen vor sich geht", sagt Weiser.

Bürgermeister sucht Unternehmen für Standort-Nachnutzung

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) möchte die Schließungspläne für die Reifenproduktion von Goodyear in Ostbrandenburg nicht hinnehmen und hat Protestaktionen angekündigt. In einer Mitteilung betonte die Gewerkschaft, Beschäftigte würden in Fürstenwalde teils in zweiter und dritter Generation arbeiten. Nach über 80 Jahren Reifenproduktion werde diese Tradition jäh beendet.

Bürgermeister Matthias Rudolph (Bündnis Fürstenwalder Zukunft) äußerte im rbb die Hoffnung, dass wegen Tesla die meisten Mitarbeiter einen neuen Job finden werden. Er hoffe zudem, jemanden für die Nachnutzung des Standorts zu finden. Die Nachfrage nach solchen Standorten sei in den letzten Jahren explodiert. Dennoch sei die Situation dramatisch, so Rudolph.

Goodyear ist nach eigenen Angaben eines der größten Reifenunternehmen der Welt. Das Unternehmen beschäftigt rund 74.000 Mitarbeiter weltweit und stellt seine Produkte in 57 Werken in 23 Ländern auf der ganzen Welt her. In Deutschland zählt Goodyear rund 5.000 Mitarbeitende.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2023, 16:40 Uhr

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