Reifenproduktion in Fürstenwalde
Goodyear will in seinem Fürstenwalder Werk bis 2027 die Reifenproduktion einstellen. Etwa 750 Arbeitsplätze wären davon betroffen. Betriebsrat, Gewerkschaft und Land suchen nach Wegen, um die Produktion am Standort zu halten. Von Fred Pilarski
Die Ankündigung, dass der Reifenhersteller Goodyear bis 2027 seine Reifenproduktionslinie in Fürstenwalde (Oder-Spree) fast komplett schließen will, hat auch bei der Brandenburger Landesregierung hohe Wellen geschlagen. Am Dienstag waren Ministerpräsident Dietmar Woidke und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (beide SPD) erneut in Fürstenwalde. Zusammen mit dem Betriebsrat wollen sie einen Ausweg finden, um die 750 Arbeitsplätze irgendwie doch noch zu erhalten.
"Unser Weg als Betriebsrat ist Plan A: Wir wollen die Reifenproduktion am Standort erhalten. Wir haben gut ausgebildetes Personal, das ist unser Pfund. Mit dem können wir weiterarbeiten", erklärte Goodyear-Betriebsratsvorsitzender Peter Weiser nach der Gremiensitzung mit Woidke und Co. Er könne sich jetzt zwar auch um die sozialverträgliche Ausgestaltung des angekündigten Jobabbaus kümmern. Doch das wäre eher der Plan B und vorerst kein Thema, unterstrich Weiser.
So sieht es auch Rolf Erler, Bezirkschef der Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE): "Es ist nicht der Zeitpunkt, wo wir über einen Sozialplan oder über Sozialplan-Tarifverhandlungen reden. Wir sind an dem Punkt, wo wir über die Zukunft des Standorts reden wollen und nicht übers Plattmachen!"
Der Bezirkschef der IG BCE hatte am Dienstagnachmittag gemeinsam mit Woidke und Steinbach an der Betriebsratssitzung teilgenommen. "Um von Fortschritten zu sprechen, ist es definitiv zu früh. Wichtig war uns, dem Betriebsrat unsere Loyalität deutlich zu machen, dass wir hier an der Stelle bei den Beschäftigten stehen", unterstrich Steinbach gegenüber dem rbb. "Und dass wir vonseiten der Landesregierung auch gegen gegenteilige Äußerungen des Unternehmens noch nicht aufgegeben haben, was das Weiterleben des Standorts betrifft", so der Wirtschaftsminister weiter.
Wenige Tage zuvor hatte Steinbach bereits im Wirtschaftsausschuss des Landtags berichtet, dass ein Verkauf des Werkes derzeit nicht zur Debatte stehe. Ziel sei es nach wie vor, nichts unversucht zu lassen, um die Entscheidung von Goodyear umzukehren. Zugleich betonte der Wirtschaftsminister aber auch: "Bitte glaubt nicht, dass ich an der Stelle Wunder vollbringen kann."
In der Runde mit dem Betriebsrat sollen Ideen besprochen worden sein, die das Unternehmen vielleicht doch noch umstimmen könnten, indem gezielt dort gefördert wird, wo es für die Fürstenwalder Wettbewerbsnachteile gibt. So könnte sich Steinbach vorstellen, die Sanierung eines Abluftsystems zu fördern, mit dem sich die genehmigte Betriebsdauer einer Produktionshalle verlängern ließe.
Goodyear-Pressesprecher Jens Hack wollte diesen Vorschlag im Anschluss nicht kommentieren. Als Gründe für das Ende der Reifenproduktion verwies der Sprecher noch einmal auf globale Gründe für die Entscheidung: Die gesunkene Nachfrage, die Billigkonkurrenz aus Asien und die gestiegenen Kosten betreffe Reifenhersteller in ganz Deutschland.
"Wir sind in einem offenen Dialog mit der Landesregierung, um die Gründe für die Schließung zu erläutern und wir werden diesen Dialog auch noch vertiefen. Gleichzeitig werden wir in die Verhandlungen mit den Sozialpartnern gehen in den nächsten Wochen", sagte Hack dem rbb. Auf die Nachfrage, ob ein so formuliertes Gesprächsziel überhaupt Spielräume lässt, betonte der Unternehmenssprecher noch einmal seine Formulierung: "Es ist ein offener Dialog".
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2023, 07:20 Uhr
Beitrag von Fred Pilarski
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