Mutmaßliches Bekennerschreiben
Eine Stromleitung nahe dem künftigen Tesla-Werk bei Grünheide hat am Mittwoch gebrannt. Dabei wurde ein Kabel beschädigt, das die Baustelle mit Strom versorgt. Der Staatsschutz geht von einer politischen Tat aus. Im Internet kursiert ein Bekennerschreiben.
Nach einem Brand von Stromkabeln in der Nähe der Tesla-Baustelle bei Grünheide (Oder-Spree) geht die Brandenburger Polizei aktuell von einem Anschlag aus.
In der Nacht zu Mittwoch war der Polizei zufolge kutz vor 3 Uhr 500 Meter vor der Baustelle entfernt zu einem Feuer gekommen, bei dem auch ein kleines Waldstück von etwa drei Quadratmetern in Flammen aufging. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei beschädigten offensichtlich gleich mehrere noch unbekannte Täter die Kabel und manipulierten sie so, dass sie in Brand gerieten. Hierzu sollen sie eine brennbare Flüssigkeit genutzt sowie die Kabel per Draht an einen Bauzaun geknüpft haben, hieß es.
Die armdicken Kabel versorgen unter anderem auch die Baustelle der Autofabrik, die derzeit errichtet wird. Trotz des Feuers seien die Kabel aber noch funktionsfähig, hieß es am Morgen von der Polizei.
Auch weil ein politisches Motiv für die Tat nicht ausgeschlossen werden kann, haben der Staatsschutz der Polizeidirektion Ost sowie das Landeskriminalamt (LKA) eine Aufklärungsgruppe gebildet. "Wir haben es hier mit stromführenden Leitungen zu tun, die sowohl eine große Industrieanlage als auch einen Stadtteil von Erkner mit Strom versorgen, und da ist der Einsatz des Staatsschutzes angezeigt", erklärte LKA-Sprecher Joachim Lemmel. Es wurde auch ein Spürhund angefordert.
Unterdessen ist im Internet ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Unter dem Autorennamen
"Vulkangruppe" heißt es darin: "Wir haben in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 2021 die Stromversorgung der Baustelle der Tesla-Giga-Fabrik in Grünheide bei Berlin gekappt, indem wir an sechs überirdisch verlegten Hochspannungskabeln Brand gelegt haben."
Die Tat richtet sich demnach gegen den Tesla-Konzern: "Tesla ist weder grün, ökologisch noch sozial", heißt es in dem auf einer linksradikalen Internetseite veröffentlichten Schreiben. "Unser Feuer steht gegen die Lüge vom grünen Automobil."
Der Name "Vulkangruppe" tauchte in den vergangenen Jahren mehrfach im Zusammenhang mit Brandanschlägen auf. Die Polizei prüfe die Echtheit dieses Schreibens, hieß es.
Unterdessen hat die Bürgerinitiative (BI) Grünheide, die den Bau der Tesla-Fabrik kritisch begleitet, sich gegen gewalttätige Aktionen an der Baustelle des US-Elektroautobauer gewandt, teilte aber auch mit, dass sie so etwas für möglich halte. "Wir haben das befürchtet, weil sich viele Menschen nicht mitgenommen fühlen im demokratischen Prozess der Ansiedlung von Tesla", teilte Streffen Schorcht von der Bürgerinitiative mit. Die Initiative habe sich aber immer gegen Gewalt ausgesprochen und die Bürger aufgefordert, die demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten zu nutzen, so Schorcht.
Der Energieversorger Edis teilte am Nachmittag mit: "Unmittelbare Versorgungsunterbrechungen waren bisher nicht erforderlich." Einsatzkräfte seien seit den frühen Morgenstunden vor Ort, um den entstandenen Schaden zu begutachten und weitere notwendige Schritte einzuleiten und zu koordinieren, sagte Unternehmenssprecher Danilo Fox.
Der durch den Brand verursachte Sachschaden scheint derweil gering. Aus Erkner (Oder-Spree) sind bislang keine Stromausfälle bekannt. Tesla-Mitarbeiter hatten am Mittwochmorgen von Ausfällen auf der Baustelle gesprochen. Mittlerweile teilte Tesla mit, der Brand habe keine Auswirkungen auf die Bauarbeiten.
In der Fabrik sollen pro Jahr bis zu 500.000 Fahrzeuge produziert werden. Tesla-Chef Elon Musk will auf dem Gelände auch die weltgrößte Batteriefabrik errichten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 26.05.2021, 15:40 Uhr
Die Kommentarfunktion wurde am 26.05.2021 um 21:45 Uhr geschlossen
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