Interview | Autoexperte Dudenhöffer
Die Tesla-Aktie ist im Sinkflug. Laut Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer wegen Elon Musks Twitter-Kauf. Das könnte auch Auswirkungen auf die Produktion im europäischen Tesla-Werk in Grünheide haben.
Herr, Dudenhöffer, die Tesla-Aktie ist deutlich eingebrochen - allein in diesem Jahr um 50 Prozent. Was ist der Grund dafür?
Ferdinand Dudenhöffer: Also der jüngste Preisverfall liegt daran, dass Elon Musk Twitter übernommen hat. Dafür brauchte er viel Eigenkapital, und deshalb hat er für vier Milliarden Dollar (rund vier Milliarden Euro, Anm. der Red.) Tesla-Aktien verkauft. Das wirkt sich auf den Kurs aus. Wenn Aktien im Wert von vier Milliarden Dollar auf den Markt kommen, führt das dazu, dass dann weniger Käufer zu finden sind.
Hinzu kommt, dass mittlerweile Wettbewerber wie BYD oder NIO aus China sehr stark geworden sind. BYD ist, wenn man Plug-In-Hybride mitzählt, das größte Unternehmen weltweit bei den Elektroautos. Und die Chinesen sind deutlich weiter mit autonomem Fahren und IT-Funktionen im Fahrzeug als Tesla. Tesla verliert dadurch ein bisschen den Anschluss gegenüber den starken Chinesen, die immer internationaler werden.
Elon Musk verheddert sich da in sehr chaotische Aktionen, die er macht. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Geschäftsführung aus und auch auf seine Unternehmen wie SpaceX oder Tesla.
Warum hat sich Elon Musk bei Kauf Ihrer Meinung nach verheddert?
Die ganze Twitter-Übernahme war Hick-Hack. Erst wollte er kaufen, dann wollte er nicht kaufen. Auch Gerichtsprozesse schienen deswegen möglich. Er musste schließlich für deutlich mehr kaufen, als das Unternehmen wert ist. Immerhin macht Twitter Verluste. Von daher steckte er in einer sehr, sehr unglücklichen Position.
Gleichzeitig hat er Kostenreduzierungs-Maßnahmen eingeleitet, die sehr hart sind, und angekündigt, die Hälfte der Mitarbeiter zu entlassen. Anschließend musste er wieder welche einstellen, weil sonst vieles nicht funktioniert hätte bei Twitter. Es ist chaotisch, was Elon Musk da anstellt. Und dieses chaotische System macht Investoren und Aktien-Käufern keine Freude.
Wird die Entwicklung des Aktienkurses den weiteren Ausbau des Tesla-Werks in Grünheide beeinflussen?
Es gibt mehrere Gründe, die zeigen, dass das gefährlich sein könnte. Es sieht so aus, dass Musk möglicherweise noch mehr Tesla-Aktien verkaufen muss. Dadurch könnte der Wachstumskurs des Unternehmens gebremst werden. Sein Einfluss wird zudem geringer. Tesla wird dadurch auch schlechter als bislang an neues Eigenkapital kommen und somit weniger investieren können. Hinzu kommt: Dieses chaotische Verhalten von Elon Musk wird sich sicherlich auch auf Tesla auswirken. Und zum Dritten: Batterien, die in Deutschland produziert werden, sind in Amerika schlechter verkäuflich, weil man dort für europäische Fahrzeuge keine Subventionen erhält.
Herr Dudenhöffer, vielen Dank für das Gespräch.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 16.11.2022, 19:30 Uhr
Die Fragen für rbb|24 stellte Philipp Barnstorf
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