Pläne in Grünheide
Tesla will sein bisher einziges E-Auto-Werk in Europa ausbauen. Das Ziel ist eine Verdoppelung der Produktion von zunächst angepeilten 500.000 auf eine Million Autos im Jahr. Dafür nötig sind riesige Produktionshallen und 22.500 Mitarbeiter.
Der US-Elektroautobauer Tesla will in seinem Werk in Grünheide (Oder-Spree) künftig eine Million Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Der Konzern hat dem rbb entsprechende Erweiterungspläne erneut bestätigt. Statt bisher 5.000 Autos pro Woche würden dann 20.000 vom Band rollen. Tesla hätte damit den größten Standort zur Autoproduktion in Deutschland.
Über die Pläne will der Konzern am Dienstag auch Bürgerinnen und Bürger informieren. So können Teilnehmende mit Tesla-Mitarbeitern ins Gespräch kommen und Fragen stellen. Zum Beispiel zu Aspekten des Teilgenehmigungsantrags, den Tesla im vergangenen März stellte. Darin sollen unter anderem Aspekte des Boden- und Gewässerschutzes, Immissionsschutzes, Verkehr und Infrastruktur, Baurechts und Umweltverträglichkeit sowie Naturschutzes, Betriebssicherheit und Arbeitsschutzes enthalten sein. Die Infoveranstaltung findet am Dienstag ab 15:00 Uhr in der Müggelspreehalle in Hangelsberg (Oder-Spree) statt.
Ab Mittwoch, den 19.07. können sich Bürgerinnen und Bürger am Genehmigungsverfahren beteiligen und Bedenken einbringen. Die Antragsunterlagen sind bis 18. August im Internet [uvp-verbund.de] und bei Behörden wie dem Landesamt und in Rathäusern öffentlich einsehbar.
Die Erweiterung soll in drei Stufen erfolgen. Die bisherige Produktion soll in einem ersten Schritt umgerüstet, optimiert und die bestehenden Produktionskapazitäten auf dem Gelände erweitert werden. In einem zweiten Schritt soll eine neue Produktionshalle mit einer Fläche von knapp 500.000 Quadratmetern gebaut werden. Allein diese entspricht einer Größe von mehr als 60 Fußballfeldern und soll nördlich der bestehenden Halle errichtet werden. Mit dem ersten Antrag auf Teilgenehmigung sind laut Unternehmen auch ein Lagergebäude für die Lagerung von Stoffen, ein Lager für flüssige und gefährliche Abfälle, ein Labor für Batteriezelltests und eine Recyclingstelle für Batterieabfälle geplant. Von den zusätzlichen Lagerkapazitäten verspricht sich der Konzern, künftig besser auf Schwankungen in den Lieferketten reagieren zu können.
Um die Produktion perspektivisch auf insgesamt eine Million Fahrzeuge pro Jahr steigern zu können, steigt auch der Bedarf an Fachkräften. Tesla plant eigenen Angaben zufolge die Belegschaft von 11.000 Mitarbeitern auf dann 22.500 aufzustocken.
Diskussionen löst die Fabrik seit Inbetriebnahme immer wieder mit ihrem Wasserverbrauch aus, obwohl Tesla noch in der Genehmigungsphase der bereits bestehenden Anlagen seinen Wasserbedarf um zwei Drittel senken konnte. Aktuell genehmigt sind 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Auch mit der Erweiterung und der anvisierten Produktion von einer Millionen Fahrzeugen soll der Verbrauch den Plänen zufolge nicht steigen.
In dem im März beim Land eingereichten Antrag heißt es, dass das Unternehmen ganz ohne weitere Frischwassermengen auskommen wolle. Das soll durch einen geschlossenen Wasserkreislauf funktionieren - ein Punkt, den Umweltschützer seit langem fordern. Dafür will das Unternehmen zunächst seine bestehenden Anlagen aufrüsten, was bis Anfang 2024 erfolgen soll. Eigenen Angaben zufolge ist auch eine weitere Anlage zur Rückgewinnung von Wasser aus dem Produktionsprozess vorgesehen.
Wegen des geplanten Ausbaus und weil die Gebäude zum Teil in einem Trinkwasserschutzgebiet entstehen sollen, müsste Tesla künftig mehr Sicherheitsanforderungen als bisher erfüllen. Die Pläne führten dazu, dass der Betrieb nach der Störfallverordnung von der unteren Klasse in die obere Klasse eingestuft werde, hieß es aus dem Unternehmen. So seien weitere Meldepflichten nötig und die Ausstattung der Werksfeuerwehr müsse ein höheres Niveau haben.
Die IG Metall hat die Schaffung von Arbeitsplätzen im Zuge des geplanten Tesla-Werk-Ausbaus begrüßt. Die Pläne seien ein klares Bekenntnis zum Standort Brandenburg, sagte der regionale Bezirksleiter der Gewerkschaft, Dirk Schulze. Allerdings stünde die Ankündigung in krassem Widerspruch zu dem, was die Beschäftigten vor Ort gerade erleben würden. Trotz hoher Krankenstände werde in erheblichem Umfang Personal abgebaut - und das bei gleichbleibenden Produktionszahlen. Allein im letzten Monat seien seinen Informationen zufolge fast 200 Stammbeschäftigten gekündigt worden oder sie hätten Aufhebungsverträge unterschrieben. Dazu seien im mittleren dreistelligen Bereich Leiharbeitskräfte abgemeldet worden. Vor einer Erweiterung des Werks müssten die Arbeitsbedingungen in dem Werk verbessert werden.
Die Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg steht den Ausbauplänen grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings spricht Hauptgeschäftsführer Gundolf Schülke auch von Herausforderungen, die noch zu bewältigen sind. "Das sind zum einen die Fertigstellung der infrastrukturellen Anbindungen. Da ist eine ganze Reihe noch im Bau. Da ist natürlich das Thema Ver- und Entsorgung und der Wohnungsbau, wo Berlin und Brandenburg noch zulegen müssen. Denn wenn Zuwanderung von außen in den Standort kommt, müssen natürlich ausreichend Wohnungen und soziale Infrastruktur sein."
Tesla stellt in Grünheide seit fast einem Jahr Elektroautos her. Inzwischen sind dort mehr als 11.000 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell rollen rund 5.000 Autos pro Woche vom Band. Das entspricht hochgerechnet etwa 250.000 Fahrzeugen pro Jahr und damit die Hälfte des ersten Produktionsziels. In der ersten Ausbaustufe sollen es 500.000 Autos im Jahr werden, also etwa 10.000 pro Woche.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.07.2023, 07:30 Uhr
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