Elektroautos aus Brandenburg
Die öffentliche Auslegung der Tesla-Erweiterungspläne endet am Freitag. Nun können Stellungsnahmen zu den Plänen eingereicht werden. Ein großer Kritikpunkt: das Thema Wasser. Darauf hat der Elektroautobauer bereits eine Antwort parat. Von Martin Krauß
Tesla hat für sein Werk in Grünheide (Oder-Spree) Großes vor: Der US-Elektroautobauer will dort perspektivisch eine Million E-Autos und eine Milliarde Batteriezellen pro Jahr produzieren – ganz ohne zusätzliches Wasser. Das zeigen die Pläne, die Tesla Anfang des Jahres beim zuständigen Landesamt für Umwelt (LfU) eingereicht hatte und die bis Freitag einen Monat lang öffentlich ausgelegen haben.
Dazu können weiterhin Stellungnahmen – sogenannte Einwendungen – abgegeben werden. Die ersten seien bereits eingegangen, bestätigt die Behörde. "Die Anzahl der Einwendungen verändert sich täglich" hieß es aus dem LfU auf Anfrage des rbb. In einem ersten Schritt werde von der Genehmigungsbehörde nun geprüft, ob es sich "tatsächlich um eine Einwendung – also ein inhaltliches Vorbringen gegen die Genehmigung der Anlage – handelt".
Zudem könne es vorkommen, dass Personen mehrere Zuschriften einreichen oder ihre Einwendung inhaltlich ergänzen. "Um zu vermeiden, dass Zahlen mehrfach nach oben oder unten korrigiert werden müssen, wird die offizielle Zahl der Einwendungen erst nach dem Ende der Einwendungsfrist veröffentlich", informiert das LfU weiter. Diese geht noch bis einschließlich 18. September.
Doch bereits in den vergangenen Wochen wurde Kritik an den Plänen von Tesla geäußert. So hatte bereits vor der öffentlichen Auslegung der Unterlagen der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) Bedenken zu den Plänen angemeldet. Wegen der Größe des Vorhabens sowie einer damit verbundenen Versiegelung der Fläche sei mit einem "direkten Einfluss auf die öffentliche Trinkwasserversorgung" zu rechnen, hieß es vom WSE bereits im April.
Grund dafür: Die Pläne von Tesla beinhalten nämlich auch den Bau einer riesigen Produktionshalle. Diese soll insgesamt eine Fläche von 500.000 Quadratmetern haben und wäre damit doppelt so groß wie die bereits bestehende Halle. Zur Stabilität will der US-Elektroautobauer zudem rund 81.000 Pfähle in den Boden rammen. Laut Unterlagen sollen die Pfähle bis zu zwölf Meter in das Grundwasser eintauchen.
Ein Gutachten, dass den Anträgen angefügt ist, geht davon aus, dass keine relevanten Auswirkungen zu erwarten seien. Umweltschützer hatten jedoch bei der Errichtung der ersten Halle die Pfahlgründungen kritisiert. Sie befürchten negative Auswirkungen auf das Grundwasser.
Das Thema Wasser führt schon seit Inbetriebnahme des Werks zu Diskussionen, da sich das Gelände teilweise in einem Wasserschutzgebiet befindet und der WSE nach eigenen Angaben über keine weiteren Fördermengen verfüge. Tesla hatte deswegen angekündigt, dass die Erweiterung ohne zusätzliches Wasser möglich sei.
"Wir haben unsere Planungen und Produktionsprozesse so optimiert, dass die bisher zugrunde gelegten und vertragliche vereinbarten Mengen an Frischwasser auch für einen potenziellen Ausbau ausreichen. Dies erreichen wir durch eine vollständige Aufbereitung und Wiederverwendung der bei der Produktion anfallender Abwässer“, teilte das Unternehmen auf Anfrage dem rbb mit.
Die Schließung des sogenannten Wasserkreislaufes – also die Wiederaufbereitung und -Verwendung von Abwasser – solle daher auch als erstes erfolgen: "Das Prozesswasser-Recycling, das Bestandteil des ersten Antrags auf Teilgenehmigung ist, erfolgt durch Umrüstung der bereits genehmigten bestehenden Abwasserbehandlungs-Anlage", so Tesla weiter. Denn die öffentlich ausgelegt Pläne zeigen mehr, als der US-Elektroautobauer bislang beantragt hat.
Sie umfassen insgesamt drei Teilgenehmigungen, die Tesla der Vollständigkeit halber eingereicht hatte. Die erste sieht vor allem Veränderung an den bestehenden Anlagen sowie die Einführung des beschriebenen Wasserkreislaufes vor.
In einem zweiten Schritt will das Unternehmen dann die zweite Produktionshalle errichten. Diese soll auch zunächst Logistik- und Lagerkapazitäten beinhalten. Im Antrag heißt es dazu: "Die Nutzung dieses südlichen Gebäudeteils soll nach Inkrafttreten des Bebauungsplanes Nr. 60 'Service- und Logistik-Zentrum Freienbrink Nord' für die östlich an das Betriebsgeländes der GFBB angrenzenden Flächen und der damit verbundenen Möglichkeit der Auslagerung entsprechender Lager- und Logistikaufgaben für die Einrichtung weiterer Produktionskapazitäten umgenutzt werden." Sprich: Sobald die angestrebte Osterweiterung von Tesla möglich ist, soll die Halle ebenfalls für Produktionsanlagen zur Verfügung stehen.
Die dritte Teilgenehmigung sieht dann jedoch erst einmal den Einbau der Produktionseinheiten für die angestrebten eine Million E-Autos vor: Presswerk, Gießerei, Lackiererei und ähnliches sollen der Größenordnung der bisherigen Anlagen entsprechen. Hinzu kommt eine weitere Batteriefabrik, obwohl die erste bislang noch nicht in Betrieb genommen wurde.
Auch hierbei wurde in den vergangenen Wochen bekannt, dass das LfU wegen der Planungen zu der zweiten und dritten Teilgenehmigung Bedenken schon im Vorfeld der Offenlegung geäußert hatte. Dabei geht es vor allem um den Standort einzelner Anlagen, die nach bisherigem Planungsstand im Wasserschutzgebiet liegen würden. Darauf angesprochen teilte Tesla dem rbb mit, dass das Unternehmen seine Erweiterungspläne für die weiteren Ausbauschritte noch anpassen wolle.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.08.2023, 15:30 Uhr
Beitrag von Martin Krauß
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