Reaktion auf Medienbericht
Kümmert sich Tesla in Grünheide nicht genug um den Arbeitsschutz? In einem Medienbericht war von häufigen Arbeitsunfällen die Rede. Auch die IG Metall erhob Vorwürfe. Nun äußert sich der Autobauer. Er sieht sich zu Unrecht angegriffen.
Der US-Elektroautohersteller Tesla hält Vorwürfe eines mangelnden Arbeitsschutzes in seiner Fabrik in Grünheide bei Berlin nicht für zutreffend. "Für uns als Gigafactory Berlin Brandenburg steht der Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an oberster Stelle und damit auch die Arbeitssicherheit", hieß es am Dienstag auf Anfrage beim Unternehmen.
Alle Arbeitsplätze würden anhand standardisierter Gefährdungsbeurteilungen bewertet. Die Maßnahmen, die sich daraus ergäben, würden umgesetzt, so Tesla. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten die nötige Arbeits- und Sicherheitskleidung und würden zu Schutzmaßnahmen geschult.
Der "Stern" [Bezahlinhalt] hatte Ende September von auffallend vielen Arbeitsunfällen in der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin berichtet. Tesla habe 190 meldepflichtige Unfälle zwischen Juni und November 2022 angegeben. Die Berufsgenossenschaft Holz und Metall erklärte auf dpa-Anfrage, dass 2022 statistisch bei Autoherstellern und Zulieferern 16 meldepflichtige Unfälle je 1.000 Beschäftigte auftraten. Würde die Mitarbeiterzahl von Tesla für Mai 2022 von rund 4.000 Beschäftigten zugrunde gelegt, wären statistisch gesehen 64 meldepflichtige Unfälle normal - deutlich weniger als die vom "Stern" recherchierten 190. Die Genossenschaft nannte aber keine konkreten Zahlen für Tesla.
Tesla erklärte, Unfälle würden von qualifiziertem Personal analysiert und bewertet. Dann würden entsprechende Vorsichtsmaßnahmen oder notwendige Änderungen umgesetzt. Die Einhaltung der Arbeitssicherheitsmaßnahmen in der gesamten Fabrik werde häufig und regelmäßig von den zuständigen Behörden überprüft.
Die oppositionelle Linksfraktion im Brandenburger Landtag will die Zahl der Arbeitsunfälle in der Tesla-Fabrik kommende Woche in einer Aktuellen Stunde des Landtags zum Thema machen.
Nach Angaben der IG Metall klagen zahlreiche Tesla-Beschäftigte in Gesprächen mit der Gewerkschaft über schlechte Arbeitsbedingungen. Sie schätzen demnach die Arbeitsbelastung wegen kurzer Taktzeiten, Personalmangels und überzogener Produktionsziele als extrem ein. Die IG Metall sprach von einer "Atmosphäre der Angst", was Tesla zurückwies.
Die Fabrik in Grünheide in Brandenburg wurde im März 2022 eröffnet. Dort arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens etwa 11.000 Beschäftigte. Umwelt- und Naturschützer sehen große Risiken, auch weil ein Teil des Fabrikgeländes im Wasserschutzgebiet liegt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 10.10.2023, 15:30 Uhr
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es in einer Zwischenüberschrift, dass die Berufsgenossenschaft den "Stern"-Unfallzahlen widerspreche. Das ist nicht korrekt. Konkret weist die Berufsgenossenschaft auf den Durchschnitt der Unfälle in der Autobranche hin. Im Vergleich dazu liege Tesla über dem Schnitt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
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