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Quelle: rbb/Franziska Ritter

Pfandverpackungen

Take away zum Zurückbringen

Wer Essen im Restaurant oder von der Theke mitnehmen will, kommt an Einweggeschirr aus Plastik, Pappe oder Styropor nicht vorbei. Bislang. Franziska Ritter hat Mehrweglösungen entdeckt, die den Müllbergen ein Ende setzen sollen.

Ob Linsencurry oder veganes Chili: In der Biocompany-Filiale in der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin können Kunden seit Anfang des Jahres zu Essen aus der umweltfreundlichen Mehrwegschale greifen. Die Supermarktkette ist eines von sieben Unternehmen, das drei Monate lang ein Pfandsystem für Take-away-Essen testet. Das Prinzip ist einfach: Wer sich für die Mehrwegschale entscheidet, zahlt 10 Euro Pfand. Bringt er sie in die Filiale zurück, bekommt er das Geld wieder. Die Biocompany möchte Kunden damit die Möglichkeit geben Verpackungsmaterial einzusparen, heißt es vom Unternehmen.

Hinter dem Pfandsystem – Rebowl heißt es – steht ein Startup aus München, das ab Sommer bundesweit eine Mehrweglösung für Take-away-Verpackungen einführen will. Laut Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, die im Auftrag des NABU die Abfälle der Deutschen untersucht hat, landen pro Jahr rund 280.000 Tonnen an Einweggeschirr im Müll. Der größte Teil davon entsteht durch Menüschalen, Nudelboxen und Pizzakartons. Dem will Rebowl etwas entgegensetzen.

Zu schön, um Pfand zu sein

Neben Berlin wird das Pfandsystem derzeit in Köln und München getestet. Cafés, Kantinen und eine Tankstelle machen beim Testlauf mit. „Die Erfahrungswerte sind sehr gut“, erklärt Iris Vilsmaier aus dem Rebowl-Team. „Wir hatten erst Angst, dass die Kunden nicht dazu bereit sind den Pfandbetrag zu zahlen. Dem ist aber nicht so“, sagt sie. Im Gegenteil: Offenbar kommt die petrolfarbene Mehrwegschale so gut an, dass viele Kunden sie nicht ins Geschäft zurückbringen.

Rebowl nutzt für seinen Testlauf Plastikschüsseln eines niederländischen Herstellers, die aus Polypropylen bestehen. Vorteil der Gefäße: Sie sind spülmaschinenfest und hitzebeständig. Nimmt man den Deckel ab, kann man sie in die Mikrowelle stellen. Mit dem Messer darin schneiden, sollte man allerdings nicht, denn die Schüsseln sind nicht kratzfest, wie sich gezeigt hat. „Wir stecken noch in der Recherche nach einem passenden Material“, erklärt Iris Vilsmaier. Es soll 300 Umläufe aushalten und sich recyceln lassen.

Tausendmal aus einem Becher trinken

Die Münchner haben bereits ein Pfandsystem für Coffee-to-Go-Becher aufgebaut, das vom Prinzip genauso funktioniert: Statt seinen Kaffee im Einweggefäß mitzunehmen, zahlt der Kunde einen Euro für das wiederverwendbare Pendant aus Plastik. Bringt er den Becher in ein teilnehmendes Geschäft zurück, kriegt er das Geld wieder.

Die Mehrweglösung von Recup, so der Name des Unternehmens, kann nach Angaben der Macher ungefähr 1.000 Mal benutzt werden. Der Becher besteht aus BPA-freiem Plastik und wird allein in der Hauptstadt bei 370 teilnehmenden Cafés, Bäckereien und Kantinen ausgegeben. Die Biocompany etwa hat in diesem Jahr alle Einwegbecher dafür aus ihren Filialen verbannt.

Eco Brotbox - Gründer Mustafa Demirtan | Quelle: rbb/Franziska Ritter

Mehrweg aus Edelstahl

Die Münchener sind nicht die einzigen, die etwas gegen die Müllberge an Take-away-Müll unternehmen wollen. Auch die Eco Brotbox GmbH aus Berlin hat einen Mehrwegbehälter für Essen entworfen, der aus Edelstahl besteht und ohne Plastik auskommt. Viele Kunden hätten gesundheitliche Bedenken gegen Plastikbehälter, sagt Mustafa Demirtas, der das Unternehmen gegründet hat.

Verglichen mit Kunststoff verschlingt die Produktion von Edelstahl viel Energie, doch der Firmenchef betont: „Wir haben die CO2-Bilanz extern berechnen lassen und herausgefunden, dass unser Gefäß ungefähr fünf Mal zirkulieren muss, damit es die gleiche Ökobilanz aufweist wie ein Plastikbehälter. Ab dann steht man besser da.“ Die Edelstahlgefäße sind robust und lassen sich stapeln, benötigen dadurch wenig Platz.

Im Frühjahr geht Tiffin Loop an den Start

Die Kreuzberger haben vor fünf Jahren einen Pilotversuch in Berlin gestartet und ihre Essensbehälter in Restaurants und Kantinen getestet. Die Edelstahlgefäße kamen gut an, doch dass sich Kunden für das Angebot registrieren mussten, erwies sich als hinderlich. Statt einer Leihgebühr wollen Mustafa Demirtas und seine Mitarbeiter deshalb künftig ein Pfand von zehn Euro verlangen. Gastronomen, die ihren Kunden das Mehrwegsystem anbieten wollen, müssen eine monatliche Servicegebühr zahlen.

Tiffin Loop – so der Name des Berliner Mehrwegsystems – soll nach Angaben von Eco Brotbox keine Profite erwirtschaften. Bislang haben die Macher ihr Projekt über Fördermittel und per Crowdfunding finanziert. Im Frühjahr wollen sie mit 5.000 fabrikneuen Edelstahlbehältern und verändertem Konzept in Berlin, Köln und Hamburg an den Start gehen.

Sendung:  Inforadio, 22.02.2020, 7:35 Uhr

Beitrag von Franziska Ritter

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