rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Audio: rbb24 Inforadio | 01.07.2022 | Franziska Ritter | Quelle: dpa/Christophe Gateau

Erneuerbare Energien in Berlin

Vattenfall stellt Deutschlands größten Wärmespeicher fertig

Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, wird viel erneuerbarer Strom erzeugt. Doch der muss gespeichert werden. Energieversorger Vattenfall hat dafür in Berlin einen riesigen Warmwassertank errichtet. Von Franziska Ritter

Er ragt 45 Meter in die Höhe und fasst genug Wasser, um 350.000 Badewannen zu füllen: Die Dimensionen des Wärmespeichers, den Energieversorger Vattenfall auf dem Gelände des Berliner Heizkraftwerks Reuter West errichtet hat, sind imposant. Nach Unternehmensangaben ist es bundesweit der größte seiner Art.

Er steht neben Europas größter sogenannter Power-to-Heat-Anlage, die überschüssige Wind- und Sonnenenergie wie ein Tauchsieder in Wärme umwandelt. In dem Stahltank, den man sich dagegen wie eine riesige Thermoskanne vorstellen kann, soll diese Wärme künftig zwischengespeichert werden.

56 Millionen Liter Wasser

In den kommenden Monaten wird die Anlage mit Wasser befüllt, 56 Millionen Liter passen rein. Anfang 2023 soll sie in Betrieb gehen. Projektleiter Jornt Spijksma erklärt: "Da ist immer Wasser drin, immer die gleiche Menge."

Ist der Energie-Speicher leer, hat das Wasser 55 Grad Celsius. Bei vollem Speicher kommt es auf eine Temperatur von maximal 98 Grad. Neben Energie aus erneuerbaren Quellen kann die Anlage auch Abwärme aus industriellen Prozessen speichern. Vattenfall nutzt in Spandau beispielswiese Hochdruckdampf, den das benachbarte Müllheizkraftwerk der Berliner Stadtreinigung produziert, sowie die Abwärme von Abwässern.

Quelle: dpa/Christophe Gateau

Noch werden überwiegend Kohle und Gas verheizt

Mit einer thermischen Leistung von maximal 200 Megawatt kann der Wärmespeicher den ganzen Westteil Berlins im Sommer mit warmem Wasser zum Duschen versorgen, heißt es von Vattenfall. Im Winter, wenn die Heizungen in der Stadt auf Hochtouren laufen, soll er zumindest ein Zehntel des Bedarfs decken.

Die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne), die sich in dieser Woche vor Ort einen Eindruck von dem Wärmespeicher verschafft hat, lobt den Bau der Anlage als einen großen Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung. Zugleich mahnt sie: "Die Fernwärmeversorgung ist noch ganz stark abhängig von fossilen Energien und wird nur zu einem sehr geringen Teil aus erneuerbaren Energien gespeist. Das muss sich ändern."

Wasserstoff soll Gas ersetzen

Sie plädiert dafür, mehr Windräder und Solaranlagen in der Stadt zu errichten, die Potenziale von Erdwärme und Abwärme besser zu nutzen. Denn spätestens 2045 will sich Berlin nur noch mit klimaneutraler Energie versorgen.

Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin AG, rechnet für die fossilfreie Zukunft fest mit einem weiteren Energieträger: "Wir werden die Gaskraftwerke sukzessive auf Wasserstoff umstellen und sie nicht mehr so oft fahren, aber in Dunkelflauten wird Berlin das weiterhin brauchen. Genau dann stehen wir mit Wasserstoff bereit, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten." Damit das gelingen kann, muss allerdings erst einmal ausreichend grüner Wasserstoff erzeugt werden.

Vattenfall versorgt derzeit rund ein Drittel der Gebäude in Berlin mit Heizungswärme und warmem Wasser. Der Energiekonzern hat im Frühjahr angekündigt, das Fernwärmenetz der Hauptstadt und die dazugehörigen Heizkraftwerke verkaufen zu wollen. Ob die Infrastruktur damit wieder in kommunale Hände gelangt? Das Land Berlin prüfe derzeit den Kauf, sagt Bettina Jarasch und betont: "Wer das Fernwärmenetz kauft, wird investieren müssen. Hier muss umgebaut, hier muss transformiert werden. Das bedeutet Investitionen, für wen auch immer."

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.07.2022, 08:35 Uhr

Beitrag von Franziska Ritter

Artikel im mobilen Angebot lesen