Am Flughafen BER steht seit Mittwochmorgen alles still. Grund ist ein Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi rund 6.000 Beschäftigte aufgerufen hat. Rund 300 Flüge wurden gestrichen.
keine Passagierflüge am Flughafen BER am Mittwoch
Verdi hat zentrale Arbeitsbereiche zum Streik aufgerufen
rund 35.000 Fluggäste sind betroffen
Am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Schönefeld (Dahme-Spreewald) stehen seit Mittwochmorgen alle Passagierflieger still. Grund ist ein Warnstreik.
Etwa 1.500 Beschäftigte haben sich am Vormittag zu einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi versammelt. "Wir stehen zusammen als BER-Familie in dieser Tarifauseinandersetzung", sagte Verdi-Verhandlungsführer Holger Rößler am Mittwoch. Die Bereitschaft der Beschäftigten zum Warnstreik sei stets groß gewesen. "Es ging nicht um das Ob, sondern um das Wann", sagte Rößler.
Quelle: rbb/Lisa Steeger
Nach der Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz zogen die Streikteilnehmer in einem langen Zug fahnenschwenkend und pfeifend über die Straßen rund um den Flughafen und einmal quer durchs Terminal.
Nach Angaben von Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker haben sich mehr als 1.800 Streikende am Mittwoch in die ausgelegten Listen eingetragen.
Aufgrund eines Warnstreiks am BER starten am Montag keine Passagierflüge, die meisten ankommenden Flüge sind auch gestrichen. Die Airlines müssen dafür sorgen, dass die Passagiere trotzdem befördert werden. Was Flugreisende wissen sollten.
35.000 Passagiere vom Streik betroffen
Die Gewerkschaft Verdi hatte am Mittwochmorgen einen fast 24-stündigen Arbeitskampf am Flughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) gestartet und damit den Betrieb komplett lahmgelegt. Der Airportbetreiber FBB hat bereits im Vorfeld alle ursprünglich geplanten rund 300 Starts und Landungen am BER gestrichen. Die Abfertigungshallen waren daher auch leer. Nur vereinzelt kamen Fluggäste an.
Je nach Airline erhielten die Kunden die Möglichkeit, ihre Reisen umzubuchen oder alternativ auf die Bahn umzusteigen. Einige wenige Flüge wurden nach Dresden und Leipzig/Halle umgeleitet. Vereinzelt wurden Flüge auf Donnerstag verschoben.
Betroffen sind rund 35.000 Passagiere. Sie sollten sich bei ihrer Fluggesellschaft über Umbuchungen und alternative Reisemöglichkeiten informieren, hieß es.
Zentrale Arbeitsbereiche vom Streik betroffen
Die Gewerkschaft hat die Beschäftigten der Flughafengesellschaft, der Luftsicherheit und der Bodenverkehrsdienste aufgerufen, zwischen 3:30 Uhr und 23:59 Uhr die Arbeit niederzulegen. Davon betroffen sind zentrale Arbeitsbereiche für einen regulären Flugbetrieb, etwa die Flughafenfeuerwehr, der Check-in, die Gepäckabfertigung oder die Betankung der Flugzeuge. Daher ist auch kein Flugbetrieb möglich.
Verdi hat sich zuversichtlich gezeigt, dass der Warnstreik einen positiven Effekt auf die Tarifverhandlungen haben wird. Der ganztägige Ausstand werde entsprechenden Druck auf die Arbeitgeber aufbauen, sagte Gewerkschaftssprecher Andreas Splanemann am Mittwoch dem rbb. Er sei "verhalten optimistisch", dass es dadurch gelingt, in den nächsten Verhandlungsrunden eine Einigung zu finden.
Verdi will für die Beschäftigten der Flughafengesellschaft und der Bodenverkehrsdienste 500 Euro mehr Lohn pro Monat bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Bei der Flugsicherheit geht es vor allem um Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit. Die Arbeitgeberseite fordert in beiden Verhandlungen vor allem deutlich längere Vertragslaufzeiten, für die Beschäftigten der Flughafengesellschaft wurden steuerfreie Einmalzahlungen von bis zu 2.000 Euro angeboten. "Eine zusätzliche einmalige Inflationsausgleichsprämie ist zwar gut, kann jedoch keine nachhaltige Tabellenerhöhung ersetzen", teilte Verdi dazu mit.
Nächste Verhandlungsrunden Ende Januar
Die Gewerkschaft begründet den Streik damit, dass es bei den Tarifverhandlungen für die rund 6.000 Beschäftigten in den drei Bereichen nicht genug Fortschritt gebe. "Ob es weitere Streiks gibt, hängt davon ab, was am Verhandlungstisch passiert und ob es ein Umdenken der Arbeitgeber gibt", hatte Rümker am Montag der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Ziel des Arbeitskampfes sei es, bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen. "Bei vielen Beschäftigten ist das Limit erreicht", erläuterte Rümker, der auch Verdi-Verhandlungsführer beim Bodenpersonal ist. "Die Belastung ist unglaublich, es fehlt viel Personal."
Die nächsten Verhandlungsrunden folgen am 30. Januar (Bodenverkehrsdienste) und 8. Februar (Flughafengesellschaft).
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat den Arbeitskampf am Berliner Flughafen kritisiert. "Einen eintägigen Streik als Warnstreik zu bezeichnen, ist schon ungewöhnlich", sagte Spohr am Dienstag zu Reuters. Die Hauptstadt sei luftverkehrsseitig von der Außenwelt abgeschnitten.
Auch der Verband der deutschen Verkehrsflughäfen äußerte Kritik: "Die Dauer, Umfang und Intensität des Warnstreiks sind vollkommen überzogen. Dies überschreitet die Grenzen eines sogenannten Warnstreiks deutlich", sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.