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Audio: rbb24 Abendschau | 20.01.2023 | Thomas Rostek | Quelle: dpa/Jens Wolf

Warnstreik bei der Post

In Berlin und Brandenburg werden erst ab Montag Briefe und Pakete zugestellt

In ganz Deutschland legen Post-Beschäftigte seit Donnerstagabend die Arbeit nieder. In Berlin und Brandenburg sind Tausende Mitarbeiter einem Aufruf zum Warnstreik gefolgt. Viele Briefe und Pakete blieben vorerst liegen.

Beschäftigte der Deutschen Post in Berlin und Brandenburg sind am Freitag in den Warnstreik getreten. Rund 2.700 Beschäftigte hätten ihre Arbeit niedergelegt, sagte die Landesbezirksfachbereichsleiterin Benita Unger am Freitag dem rbb. Das entspricht einem Viertel der rund 12.000 Post-Beschäftigten in der Region. Die Beteiligung zeige, dass die Beschäftigten entschlossen hinter den Forderungen der Gewerkschaft stünden, so Unger.

Betroffen von den Arbeitsniederlegungen seien die regionalen Briefverteilzentren in Berlin-Tempelhof, Schönefeld, Stahnsdorf und Hennigsdorf sowie die Paketzentren Rüdersdorf, Börnicke und Ludwigsfelde. Pro Nacht würden in diesen Zentren insgesamt über eine Million Paket- und Briefsendungen für die Auslieferung am Folgetag vorbereitet, so Verdi.

Hintergrund des Streiks ist die erfolglose zweite Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Deutschen Post. Die Gewerkschaft hatte anschließend zu zweitägigen Streiks aufgerufen.

Neuer Höchstwert

Post-Beschwerden haben sich im vergangenen Jahr verdreifacht

Der Ärger über die Post hat einen Höchstwert erreicht. So viele Menschen wie noch nie haben sich 2022 über die Brief- und Paketzustellung in Deutschland beschwert. Die Post verweist auf die Krankheitswelle, Kritiker bemängeln aber auch die Personalpolitik.

Unterschiedlich lange Verzögerungen

Die Beschäftigten der Brief und Paketverteilzentren in Berlin und Brandenburg, die die Sendungen vorsortierten, seien nur für die Nacht auf Freitag zum Warnstreik aufgerufen, hatte Verdi-Fachbereichsleiterin Benita Unger auf rbb-Nachfrage am Donnerstag erklärt.

Beschäftigte der Brief- und Paketzustellung in Berlin und Brandenburg seien von Freitagfrüh bis einschließlich Samstag zum Warnstreik aufgerufen, erklärte Unger weiter. "Die Zustellung wird dann erst wieder am Montag aufgenommen", so die Gewerkschafterin. Einzig durch die Post-Tochter DHL Express würden am Freitag und Samstag Pakete ausgeliefert, betonte sie.

Ein Sprecher der Deutsche Post DHL erklärte dem rbb, beim Versand von Briefen und Paketen müssten Kunden deshalb mit unterschiedlich langen Verzögerungen rechnen, je nach dem, wo die Sendungen aufgegeben wurden und wohin sie transportiert werden sollen. Zu erwarten sei eine Zustellung in den meisten Fällen zwischen Mitte und Ende der kommenden Woche.

In der Vorweihnachtszeit

Unterwegs mit einem Paketboten

Weihnachtszeit - Päckchenzeit. Die DHL erwartet täglich etwa eine Million Pakete oder Päckchen, die zurzeit zugestellt oder abgeholt werden. Die Flut bewältigen müssen die Paketboten. Thomas Rautenberg war mit einem unterwegs.

Verdi verlangt 15 Prozent mehr

In der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten des Unternehmens hatten die Teilnehmenden keine Fortschritte erzielt. Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr.

Die Post hatte die Gehaltsforderung bereits mehrfach als realitätsfern abgewiesen. Sie strebt zudem eine längere Laufzeit an. In den vorangegangenen Gesprächen sei laut Post die Basis geschaffen worden, um in der neuen Gesprächsrunde Anfang Februar ein Angebot vorzulegen.

Auswirkungen auf Berliner Wiederholungswahl möglich

Die Warnstreiks bei der Post könnten indes noch Auswirkungen auf die Vorbereitung der Berliner Wiederholungswahl am 12. Februar haben. Zwar betrifft das nicht den Versand von Wahlunterlagen an die Berliner, wie eine Sprecherin der Landeswahlleitung mitteilte. Denn diese Papiere, also die Wahlbenachrichtigung und auf Wunsch auch Briefwahlunterlagen, würden innerhalb Berlins nicht von der Deutschen Post verschickt, sondern vom Dienstleiter Pin AG.

Zu Verzögerungen kann es demnach aber beim Rückversand der Wahlbriefe an die Bezirkswahlämter kommen, sofern Briefwähler dafür die Post nutzen. Ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung teilte dem rbb mit, die Landeswahlleitung habe deshalb für das Wahlwochenende eine Sonderlogistik bei der Post beauftragt, die nach Angaben der Post nicht von einem Streik betroffen sei.

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Post begründet Angebot mit Porto-Bindung

Die Post und Verdi hatten sich zuletzt im September 2020 auf Lohnerhöhungen verständigt. Die Einigung sah damals bei einer Laufzeit von 28 Monaten unter anderem vor, dass die Löhne und Gehälter zum 1. Januar 2021 um drei Prozent und am 1. Januar 2022 noch einmal um zwei Prozent stiegen.

Beim Brief kämpft die Post mit sinkenden Sendungsmengen und schrumpfenden Erträgen bei steigenden Kosten. Zudem häuften sich zuletzt Beschwerden von Kunden. Das Porto etwa für den Standardbrief von derzeit 0,85 Euro ist vom Regulierer Bundesnetzagentur planmäßig bis Ende 2024 festgeschrieben worden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.01.2023, 19.30 Uhr

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