Audio: rbb24 Inforadio | 23.01.2023 | Mario Köhne | Quelle: imago/Jürgen Held
Ganztägiger Warnstreik
Am Mittwoch ruht der Flugbetrieb am BER
Keine Ankünfte und Abflüge am BER: Die Gewerkschaft Verdi hat den Großteil der Beschäftigten für Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Grund: Gleich mehrere Tarifkonflikte sind ungelöst.
ganztägiger Warnstreik am BER am Mittwoch
Flughafen: alle 300 Starts und Landungen fallen aus
Verdi fordert mehr Lohn und bessere Konditionen für 6.000 Beschäftigte
Rund um den Flughafen BER wird es am Mittwoch deutlich ruhiger als sonst: Aufgrund eines Warnstreiks wird an diesem Tag kein Passagierflug abheben oder dort landen. Weil die Tarifverhandlungen für die Bodenverkehrsdienste, die Flughafengesellschaft und die Luftsicherheit aus Sicht von Verdi nicht entscheidend vorankommen, will die Gewerkschaft nun ihre Stärke zeigen. Von den Tarifverhandlungen betroffen sind rund 6.000 Beschäftigte - und am Mittwoch nun auch etwa 35.000 Passagiere.
Brief- und Paketzusteller sind für Samstag aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Zuvor hatte es schon in Brief- und Paketzentren Warnstreiks gegeben, rund 9.400 Beschäftigte machten mit. Millionen Sendungen wurden nicht befördert.
"Definitiv keine Flüge am BER"
"Die Flughafengesellschaft muss in dieser Situation davon ausgehen, dass an diesem Tag keine regulären Passagierflüge am BER stattfinden können und hat in diesem Sinne auch alle Partner am Flughafen über den angekündigten Warnstreik informiert", hieß es von der Flughafengesellschaft am Montag, eine Stunde nach der Warnstreik-Ankündigung von Verdi.
Am Abend änderte der Flughafen dann die Formulierung leicht, aber entscheidend: Am Mittwoch gibt es definitiv keine gewerblichen Flüge am BER. Vorgesehen waren rund 300 Starts und Landungen. "Betroffene Fluggäste werden gebeten, sich bei ihrer Fluggesellschaft zu Umbuchungen und alternativen Reisemöglichkeiten zu informieren."
Die Beschäftigten der Luftsicherheit, der Bodenverkehrsdienste und der Flughafengesellschaft FBB sind für Mittwoch von 3:30 Uhr morgens bis 23:59 Uhr nachts zum Streik aufgerufen. Um 10 Uhr soll es auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Flughafengebäude eine Kundgebung geben. Verdi erwartet dazu 1.500 Teilnehmende.
Verdi fordert 500 Euro mehr
Verdi fordert für die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste 500 Euro mehr im Monat bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeberseite will dagegen stufenweise Lohnerhöhungen, eine Laufzeit von 36 Monaten und die Einführung von Erfahrungsstufen. Am BER sind derzeit die Firmen Swissport, Airline Assistance Switzerland und Wisag für die Bodenverkehrsdienste im Einsatz. Verhandelt wird für die etwa 2.000 Beschäftigten seit Anfang Dezember.
Für die Beschäftigten der Flughafengesellschaft fordert Verdi ebenfalls 500 Euro mehr im Monat bei zwölf Monaten Vertragslaufzeit. "Die aktuellen Vorstellungen des Arbeitgebers bleiben sowohl bei der Erhöhung als auch bei der Laufzeit deutlich hinter den Forderungen der Beschäftigten zurück", teilte die Gewerkschaft mit. In der zweiten Verhandlungsrunde habe die Arbeitgeberseite drei Prozent mehr ab 1. Juni und weitere 2 Prozent mehr ab 1. Mai 2024 vorgeschlagen, das alles bei einer Laufzeit bis Ende 2024. Außerdem wurde demnach eine Inflationsausgleichsprämie von 2.000 Euro angeboten, die durch die Entlastungspakete der Bundesregierung steuerfrei ausfallen würde.
Tarifparteien liegen laut Verdi weit auseinander
Die Bodenverkehrsdienste sind für die Betankung der Flugzeuge zuständig, ebenso für das Be- und Entladen der Flieger und für den Check-in der Passagiere. Bei der Flughafengesellschaft ist die Verkehrsleitung angestellt, die Flughafensicherheit - und auch das Personal der Feuerwehr. Laut Verdi sind 6.000 Beschäftigte von den Tarifverhandlungen betroffen.
Für die Beschäftigten der Luftsicherheit wird der Gewerkschaft zufolge bundesweit verhandelt, in sieben Verhandlungsrunden habe es "faktisch keinerlei Fortschritt" gegeben. "Hier gibt es bis heute kein Signal der Arbeitgeber, überhaupt eine Lösung finden zu wollen", teilte die Gewerkschaft mit. Verhandelt wird demnach über eine "Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Mehrarbeit".
Der Flughafenverband ADV kritisierte derweil den geplanten Streik als unangemessen. Dieser entbehre jeder akzeptablen Grundlage. Der Hauptstadtflughafen werde als öffentlichkeitswirksame Bühne missbraucht. Zehntausende Passagiere seien die Leidtragenden.