Interessenvertreter drängen auf Ausbau der Ostbahn RB26
Um den Zugverkehr zwischen Deutschland und Polen zu verbessern, treffen sich Vertreter beider Länder in Potsdam. Dabei soll es auch um die RB26 zwischen Berlin und Kostrzyn gehen. Die wichtige Pendlerstrecke wird zunehmend für den Güterverkehr gebraucht.
Vertreter der deutschen und polnischen Regierungen kommen an diesem Mittwoch in Potsdam zu einem Treffen mit Vertretern von Bahnunternehmen zusammen. Sie wollen über eine Verbesserung des Zugverkehrs zwischen den Nachbarländern beraten.
Erwartet werden neben dem Polen-Beauftragten der Bundesregierung, Dietmar Nietan, auch der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und dessen sächsischer Amtskollege Michael Kretschmer (CDU).
Ein Dauerthema ist dabei die sogenannte Ostbahn Berlin-Küstrin. Nach dem Krieg verkam die Strecke zur Bummelbahn. Und doch hängt viel Hoffnung an der Verbindung.
Bessere Anbindungen zwischen Deutschland, Polen und dem Oderland
In weniger als einer Stunde von Küstrin nach Berlin: Ein solches Tempo könnte für viele Anliegergemeinden der sogenannten Ostbahn zu einem Entwicklungsschub führen. Die Gemeinde Golzow im Oderbruch zum Beispiel könnte einem zweigleisigen, elektrifizierten Ausbau der Regionalbahn 26 in etwa 45 Minuten erreichbar sein, berichtet Bürgermeister Frank Schütz (CDU). "Ich könnte dem Berliner auf der Suche nach seiner Wohnsituation eine Antwort geben. Ich könnte jungen Menschen in ihrem Heimatort weiterhin eine Perspektive bieten, weil man einfach Lebenszeit spart, die man im Zug verbringt."
Polen geht voran, Deutschland hinkt hinterher
Der CDU-Politiker Schütz ist auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Ostbahn. Seit Jahrzehnten fordern Anliegerkommunen, Landkreis und Unternehmen darin den Ausbau der wichtigen Pendlerstrecke. Hoffnungszeichen gibt es: Von Berlin bis Müncheberg soll es zum nächsten Fahrplanwechsel statt derzeit im Ein-Stunden- dann im 30-Minuten-Takt gehen. Zwischen Küstrin-Kietz und dem polnischen Kostrzyn wird aktuell die Eisenbahnbrücke über die Oder gebaut. Auf polnischer Seite wird eine Brücke über die Warthe ertüchtigt.
Die Modernisierung der Strecke ist im Nachbarland bereits beschlossene Sache. Nur auf deutscher Seite fristet die von der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft (NEB) betriebene Verbindung ein kümmerliches Dasein: auf nur einer Spur und ohne Elektrifizierung.
Fahrgastverbände und Pendler beklagen überfüllte und unpünktliche Züge. Die grenzüberschreitende Strecke hat es bislang nicht in den Verkehrswegeplan geschafft. "Wir sehen hier ganz klar auch den Bund in der Verantwortung", sagt Clemens Rostock, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Landtag. "Es ist wichtig für die Entlastung der RE1-Strecke, die durch Tesla und Co auch noch stärker belastet wird."
Ausbau für die Verkehrswende?
Der südlich vorbeiführende Regionalexpress 1 zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin bringt es mit den Tesla-Pendlern nämlich mittlerweile auf drei Zugpaare in der Stunde. Damit ist auf den Schienen kaum noch Platz für den Güterverkehr. Und der wächst rasant: 140 Güterzüge täglich.
Das ist der Bedarf bis 2030. So hat es das Planungsbüro Spreeplan Verkehr im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg (IHK) errechnet. Was passiert, wenn die Ostbahn nicht ausgebaut wird, beschreibt Spreeplan-Geschäftsführer Bertram Teschner: "Dann hätten wir die Schwierigkeit, dass wir keine zusätzlichen Verkehre auf die Bahn verlagern können, die Straßen entsprechend voller werden, wir mehr Stauungs-Erscheinungen haben und damit eine Verkehrswende eigentlich nicht sinnvoll eingeleitet werden kann."
Groß waren die Versprechen der Odeg für die Übernahme der Strecke RE1. Nach gut anderthalb Monaten mit zahlreichen Ausfällen und Verspätungen sind jedoch nur wenige Fahrgäste überzeugt. Jetzt wird Besserung in Aussicht gestellt.
Auf dem deutsch-polnischen Bahngipfel soll das Thema am Mittwochnachmittag zur Sprache kommen. Vor dem Treffen sagte Woidke am Dienstag in Cottbus, er werde sich darüber hinaus weiter für eine ICE-Anbindung der Stadt in der Lausitz einsetzen. Das große Projekt sei eine Schnellzug-Verbindung Berlin-Cottbus-Görlitz-Breslau. In anderen europäischen Ländern seien schnelle Schienenverbindungen in die Nachbarländer völlig normal. "Das muss auch Richtung Polen normal werden, dafür werden wir weiter kämpfen." Woidke war acht Jahre lang Polen-Beauftragter.