Solaranlagen
Um Sonnenenergie zu speichern. reicht auch der eigene Balkon. Berlin fördert das und die Bundesregierung verabschiedete dafür nun das "Solarpaket". Bevor Mieter aber eigenen Strom beziehen, sollten sie sich gut informieren.
Der Senat will künftig den Anteil von Solarstrom in Berlin deutlich erhöhen. Dafür können Mieterinnen und Mieter seit 10. Februar eine Förderung für Solarpanele beantragen. Die sogenannten "Balkonkraftwerke" werden mit bis zu 500 Euro bezuschusst. Insgesamt ist mit der Gesamtsumme von sieben Millionen Euro somit eine Förderung für bis zu 14.000 Berliner Haushalte möglich. Das Programm laufe "wie geschnitten Brot", sagte die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey im August.
Eine der Grundlagen für die auch bundesweit angestrebte Beschleunigung der Solarnutzung ist ein Gesetzespaket der Bundesregierung. Das Kabinett beschloss am Mittwoch mit seinem sogenannten Solarpaket [tagesschau.de], unter anderem den Ausbau von Solaranlagen auf Dächern und Gebäuden zu beschleunigen und dafür bürokratische Hürden deutlich abzubauen.
Insbesondere die Installation der "Balkonkraftwerke" soll dadurch erleichtert werden. Statt der bislang nötigen Anmeldung beim Netzbetreiber soll künftig eine Registrierung im Marktstammregister der Bundesnetzagentur ausreichen, wie das Verbraucherschutzministerium mitteilte.
Das Gesetzespaket sieht zudem vor, dass rückwärtsdrehende Stromzähler solange geduldet werden, bis Zweirichtungszähler eingebaut werden. Nutzer von Balkonkraftwerken würden somit für jede eingespeiste Kilowattstunde den üblichen Preis sparen.
Bisher darf jeder mit einer kleinen Solaranlage 600 Watt Strom produzieren - diese Grenze soll laut Entwurf auf bis zu maximal 800 Watt angehoben werden.
Derzeit gelten aber noch die "alten" Regeln:
Wo beantrage ich die Förderung für die Solarpanele?
Beantragt werden kann der Zuschuss über die Internetseite der IBB Business Team GmbH [Förderung "Solarplus"], die sich im Auftrag des Landes Berlin und der Investitionsbank Berlin (IBB) um Förderprogramme kümmert.
Welche Voraussetzungen gibt es für die Förderung in Berlin?
Wer eine Förderung bekommen möchte, muss seinen Erstwohnsitz in Berlin haben.
Zudem ist eine Erlaubnis von Vermieterin oder Vermieter notwendig.
Der Berliner Mieterverein befürchtet, dass viele Hauseigentümer oder Wohnungsunternehmen die Installation blockieren könnten. "Langes Gezerre um die Genehmigung ist vorprogrammiert", heißt es vom Mieterverein.
In welchem Fall wird der Antrag genehmigt?
Damit die Förderung genehmigt wird, darf bei der Antragstellung noch kein Solargerät bestellt worden sein. Wurde bereits eine Lieferung bestellt, ist das ein Ausschlusskriterium für die Förderung, heißt es von IBB Business Team GmbH.
Zudem fördert der Senat nur Anlagen, die durch Fachleute installiert werden. Solarmodule, die man einfach online oder im Baumarkt bestellen und an eine Schuko-Steckdose stecken kann, gehören nicht dazu.
Welche Geräte kommen für meinen Balkon in Frage?
Um sie platzsparend auf dem Balkon zu installieren, sind Panels in der Größe von 1,7 Meter mal 1 Meter empfehlenswert. Auf großen Balkonen können zwei Anlagen dieser Größe angebracht werden.
Außerdem sind einige technische Eckdaten erforderlich: In Berlin sind derzeit lediglich Mini-PV-Anlagen mit einem sogenannten Wieland-Stecker zugelassen und förderfähig. Wieland-Stecker sind Schutzkontaktstecker, die verpolungssicher sind. Damit verhindern sie, dass bei der Umwandlung von Gleichstrom aus der Anlage auf Wechselstrom Schäden entstehen.
Manche Balkone haben bereits Schutzkontaktsteckdosen. Deshalb ist die Frage nach den Voraussetzungen der Installation sehr individuell. Kostenvoranschläge und eine Beratung für den eigenen Balkon sind daher empfehlenswert.
Eine solche kostenfreie Konsultation bietet die Beratungsstelle "SolarZentrum Berlin" an.
Der Elektro-Installateur übernimmt den Aufbau. Was muss ich selbst noch beachten?
Ist die Förderung genehmigt, sollte der Mieter oder die Mieterin das Projekt beim Netzbetreiber registrieren, also bei der landeseigenen "Stromnetz Berlin" und der Bundesnetzagentur. Ein einfacher Online-Antrag genügt.
Zudem sollte man darauf achten, was für einen Stromzähler man hat. Ältere Modelle haben oft keine Rückwärtssperre. Damit kann man theoretisch den Zähler nach Einspeisung des Stroms rückwärts laufen lassen, was einer Art Betrug gleichkommt. Bei der Installation des Balkonkraftwerks würde in diesem Fall auch der Zähler ausgetauscht - kostenlos.
Überall herrscht Fachkräftemangel. Gibt es überhaupt genügend Elektro-Installateure, die die verpflichtende fachliche Installation meiner Solarmodule vornehmen können?
Für die Installation kommen einige Unternehmen in Berlin in Frage. Auf der Internetseite des landeseigenen Stromnetzbetreiber "Stromnetz Berlin" können Interessierte Elektro-Installateure nach Postleitzahl suchen. Allein für Berlin-Kreuzberg sind 35 Unternehmen für die Installation gelistet.
Ist mit Wartezeiten zu rechnen?
Insgesamt fördert der Senat Zuschüsse für ca. 14.000 Haushalte. Der Berliner Mieterverein rechnet mit einem "großen Run" auf die Förderung von je bis zu 500 Euro.
Auch bei den notwendigen Solarmodulen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Lieferengpässen. Der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise hat die Nachfrage nach Solarenergie stark wachsen lassen. Hinzu kommen hohe Transportkosten. Berliner Elektro-Unternehmen geben Wartezeiten von zwei bis vier Wochen an.
Welche Voraussetzungen muss mein Balkon erfüllen?
Für eine optimale Nutzung der Sonnenenergie ist ein Balkon zur Südseite empfehlenswert - ohne dass im Tagesverlauf Schatten auf die Anlage fällt. Nur dann lässt sich das Maximum von 600 Kilowattstunden an Strom erzeugen.
Wie viel meines Energiebedarfs kann ich durch ein Balkonkraftwerk abdecken?
Ein Ein-Personen-Haushalt verbraucht im Jahr durchschnittlich zwischen 1.300 und 1.800 Kilowattstunden Strom - je nach Gebäudetyp, Art der Warmwasserbereitung und Stromnutzung. Dementsprechend kann eine Anlage etwa ein Fünftel bis sogar fast die Hälfte des Strombedarfs für eine Person decken. Den restlichen Strom bekommt man über seinen herkömmlichen Anbieter.
Falls die Solaranlage mehr Strom produziert, als man selbst verbrauchen kann, wird der überschüssige Strom ins Netz des öffentlichen Versorgers umgeleitet. Eine Vergütung bekommt man dafür allerdings nicht.
Wie viel wird der Kauf einer Anlage samt Installation kosten?
Ein Balkonkraftwerk kostet zwischen 500 und 700 Euro, hinzu kommt die fachgerechte Montage. Je nach Aufwand auf dem Balkon (extra Bohrung für Schutzkontaktsteckdose, möglicher Stromzählerwechsel, ...) kommen noch 500 bis etwa 1.500 Euro hinzu. Minimiert wird die Summe durch den Förderbetrag von maximal 500 Euro.
Bis zur Amortisierung, also dem finanziellen Ausgleich, der Installation und Wartungen ist mit etwa sechs bis sieben Jahren zu rechnen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.08.2023, 13:30 Uhr
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