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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 01.03.2023 | Katrin Neumann | Quelle: dpa/P. Pleul

Bilanz der Tourismusbranche

Brandenburg ist längst nicht mehr nur das 'Land um Berlin'

In Brandenburg leben heute rund 95.000 Menschen vom Tourismus, fast dreimal so viele wie 1998. Brandenburgs Tourismus-Marketing-Gesellschaft zieht nach 25 Jahren ihres Bestehens positive Bilanz. Viele Unternehmer teilen den Optimismus. Von Lisa Steger

Sven Heussen betreibt seit 2012 eine Pension mit Bootsverleih in Templin in der Uckermark. "Die Nachfrage ist seither stetig gestiegen", berichtet der Inhaber des "Bootsverleihs am Templiner Kanal", die Resonanz der Gäste sei "ausschließlich positiv". Es kämen vorwiegend Aktivurlauber: Radfahrer, Paddler, Wanderer.

"Ihnen gefällt, dass hier in Brandenburg nicht alles so zersiedelt ist, es hat einen natürlichen Charakter", berichtet Heussen. "Wenn man auf der Terrasse steht, sieht man Seeadler vorbeifliegen. Wo gibt es das noch?"

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Die Menschen kommen noch, sind aber sparsamer

Die Corona-Zeit hat Heussen mit seiner Firma gut überstanden, "denn Monteure und Geschäftsreisende haben das Vakuum gefüllt". Mehr Sorgen bereitet ihm jetzt die Inflation. "Wir können die gestiegenen Preise nicht eins zu eins weitergeben, das machen die Kunden nicht mit", ist Heussen sicher. "Deshalb müssen wir auf Gewinn verzichten."

So sieht es auch Bianca Herrmanns, Inhaberin des seit 1991 bestehenden Hotel- und Restaurantbetriebs "Märkische Schweiz" in Buckow in Märkisch-Oderland. Mit ihren fünf Mitarbeitern ist sie gut durch die Corona-Zeit gekommen, wie sie sagt, "doch dieses Jahr wird es kritisch", auch sie verweist auf die Inflation. "Man merkt, dass die Leute zurückhaltender sind", erklärt Herrmanns, "sie kommen schon noch, aber sie essen weniger und lassen auch mal ein Getränk weg."

Bisher konnte sie jedoch mit ihrem Zwölf-Betten-Hotel und dem Restaurant, das über 120 Plätze verfügt, alle Beschäftigten halten. Denn ihre Haupteinnahmequelle – Vereinsfeiern in einem großen Saal – laufe gut.

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Die meisten Beschäftigten konnten gehalten werden

Andreas Endler vom "Gasthof Endler" in Rheinsberg in Ostprignitz-Ruppin ist überzeugt, dass die Corona-Hilfen von Bund und Ländern viel zum Überleben der Touristik-Firmen beigetragen haben. "Ich kann mich überhaupt nicht beklagen", sagt der Fleischer und Hotelier: "Einmal hatten wir am Montag einen Antrag gestellt, am Freitag war er schon genehmigt und in der folgenden Woche war die Abschlagszahlung, 50 Prozent, schon auf dem Konto."

Dank Fleischerei, Außer-Haus-Verkauf und Lieferservice hätten alle Beschäftigten auch in der Krise weiterhin zu tun gehabt. Wegen der Inflation habe er zuletzt die Preise um 10 bis 20 Prozent erhöht, so Endler, "aber die Kunden machen es mit".

Bei den Übernachtungen gehe der Trend sogar steil nach oben, "ein Plus von 30 Prozent im Jahr 2022 gegenüber 2019", berichtet der Unternehmer. Seine Gäste kämen "aus der ganzen Welt" und seien vielfach Kulturtouristen.

25 Jahre Tourismus-Marketing Brandenburg

Von einer positiven Entwicklung spricht auch Brandenburgs Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer (SPD), Aufsichtsrat der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB), an der das Land Mehrheitseigner ist: Im vorigen Jahr gab es in Brandenburg 13,5 Millionen Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sowie auf Campingplätzen - fast so viele wie 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr, hat das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg festgestellt. Damals waren es rund 14 Millionen. "Wir hoffen, dass es weiter so vorangeht", erklärt Fischer.

In der Campingbranche gibt es mit knapp anderthalb Millionen Übernachtungen sogar einen regelrechten Boom. Einer der Gründe: Viele Deutsche hatten sich in der Corona-Zeit ein Wohnmobil gekauft, weil sie zwischenzeitlich nicht weiter weg reisen und vor allem fliegen konnten. Zudem wurden in Brandenburg neue Campingplätze eröffnet.

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Drei Viertel der Deutschen kennen Brandenburg als Urlaubsziel

Die Urlauber verteilen sich über das ganze Land Brandenburg. Besonders beliebt ist die Prignitz – dort gab es im letzten Jahr 89.000 Übernachtungen mehr als im Jahr 2019. Auf den Plätzen zwei bis vier bei den Boom-Regionen folgen das Dahme-Seenland, der Spreewald und das Lausitzer Seenland.

Die TMB ist Ende Februar 25 Jahre alt geworden. Ihre Aufgabe: Brandenburg erfolgreicher und bekannter machen, auch bundesweit. Das sei gelungen, ist TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte überzeugt: Als sie 1998 gegründet wurde, hätten rund 33.000 Brandenburger im Reisegewerbe gearbeitet, heute sind es rund 95.000 – fast dreimal so viele. Das sind gut acht Prozent aller Erwerbstätigen.

"Wir galten früher als 'das Land um Berlin', heute nicht mehr", sagt der TMB-Geschäftsführer. Im Jahr 1998 hätten einer Umfrage zufolge 53 Prozent der Deutschen aus anderen Bundesländern nichts mit Brandenburg als Urlaubsland anzufangen gewusst. Nur 17 Prozent hätten geglaubt, dass es ein attraktives Urlausziel sei, so Hütte.

"Heute hingegen kennen 74 Prozent Brandenburg als Urlaubsziel und jeder Dritte kann sich vorstellen, hier in den nächsten drei Jahren einmal Urlaub zu machen." 28 Prozent der Deutschen seien auch schon als Touristen in Brandenburg gewesen "und 75 Prozent von ihnen fanden es sehr gut, das ist der höchste Wert aller Bundesländer", resümiert Hütte.

2023 soll wieder Vor-Corona Niveau erreicht werden

Die Corona-Pandemie habe sogar mehr Menschen nach Brandenburg gelockt: "Sie haben es als positiv empfunden, dass man hier die Weite hat und nicht den engen Kontakt", so Hütte.

Wie sich die Inflation auf das Reisegewerbe auswirken wird, lasse sich dagegen noch schwer abschätzen, hieß es in Potsdam. Bisher bestehe kein Grund zur Sorge. Die Prognosen der Marktforschungsinstitute, so Staatssekretär Fischer, gehen davon aus, dass das Jahr 2023 so lukrativ sein wird wie das Vor-Corona-Jahr 2019.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.03.2023, 18:25 Uhr

Beitrag von Lisa Steger

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