Verschiedene Aktionen zum "Equal Pay Day" in Berlin geplant
Immer noch gibt es eine gravierende Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Deutschlandweit bekommen Frauen im Durchschnitt 18 Prozent weniger Stundenlohn, darauf macht am Dienstag der "Equal Pay Day" aufmerksam.
Zum "Equal Pay Day" sind auch in Berlin mehrere Aktionen geplant. Damit soll auf die geschlechterspezifische Lohnlücke aufmerksam gemacht werden.
Statistisch gesehen haben Frauen bundesweit 66 Tage - vom 1. Januar bis zum heutigen Dienstag - unbezahlt gearbeitet, wenn sie fortan bis zum Jahresende gleich verdienen würden. Denn im letzten Jahr lag der Bruttostundenverdienst von Männern 18 Prozent über dem von Frauen. Im Jahr 2009 hatte der Equal Pay Day noch am 20. März gelegen.
Insgesamt war dieser Unterschied bei der Bezahlung 2021 in Westdeutschland mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so groß wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. In Berlin verdienten Frauen rund 10 Prozent weniger. Die Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Bü’90/Grüne) wird deshalb in Friedrichshain-Kreuzberg vor dem Dienstgebäude in der Frankfurter Allee die "Equal Pay Day"-Fahne hissen.
In den Brandenburger Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus liegen vollzeitbeschäftigte Frauen dagegen beim Gehalt im Schnitt vor den Männern.
Am Vormittag wird Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bei einer DGB-Veranstaltung am Brandenburger Tor zu dem Thema sprechen. Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, forderte eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes, das ein Auskunftsrecht auch in kleineren Betrieben vorsehen solle. "Das Auskunftsrecht im Entgelttransparenzgesetz gilt nur in größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten - und es hat zu viele Schlupflöcher", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es leuchte nicht ein, warum Frauen in einem kleinen Betrieb kein Recht darauf hätten, Auskunft über eventuelle Lohnungleichheiten zu bekommen, in größeren aber schon.
Frauen arbeiten häufig in schlechter bezahlten Berufen
Überfällig sei auch das im Koalitionsvertrag genannte Klagerecht für Verbände. "Ich verstehe die Widerstände gegen ein solches Klagerecht nicht", sagte Ataman. "Ein Verbandsklagerecht wäre auch bei anderen Fällen von Diskriminierung sinnvoll und gehört ins Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz." Mehr Klagemöglichkeiten könnten mehr Rechtssicherheit für Betroffene schaffen - und Arbeitgeber sanktionieren, die sich nicht an die Gesetze hielten.
Die größte Rolle bei den Verdienstunterschieden spielt den IAB-Forschern zufolge allerdings die Berufswahl. Frauen arbeiten laut Statistik häufiger in Dienstleistungs-, Gesundheits- und Sozialberufen. "Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meistens mit einem geringeren Verdienst verbunden als in von Männern häufig ausgeübten Tätigkeiten", sagte Anja Rossen vom Regionalen Forschungsnetz des IAB. Außerdem sind Frauen häufiger in kleinen Betrieben tätig. "Damit profitieren sie nicht im gleichen Ausmaß wie Männer von den im Durchschnitt höheren Löhnen in Großbetrieben", betonte ihre Kollegin Antje Weyh.