Ein Streik bei der Deutschen Post ist abgewendet. Die Verdi-Mitglieder beim Bonner Logistikkonzern stimmten mit großer Mehrheit dem Mitte März ausgehandelten Tarifvertrag für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten zu, wie die Gewerkschaft am Freitag mitteilte.
In der Urabstimmung votierten 61,7 Prozent der Befragten für die Annahme des Tarifergebnisses. Auch die Verdi-Tarifkommission habe auf ihrer Sitzung am Freitag dem Tarifergebnis zugestimmt. "Damit tritt der Tarifvertrag in Kraft."
Seit Wochen wird in Deutschland gestreikt - zumindest gefühlt. Politikwissenschaftler Thorsten Schulten erklärt, wieso es einen Unterschied zwischen gefühltem und realem Streikaufkommen gibt und wie sich die deutsche Streikkultur entwickelt.
Durchschnittliche Lohnerhöhung um 11,5 Prozent
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren bis Ende 2024. Er sieht eine Sonderzahlung zum Inflationsausgleich von insgesamt 3.000 Euro netto für die Beschäftigten vor, gezahlt über 15 Monate. Davon sollen 1.020 Euro im April gezahlt werden, der Rest monatlich verteilt bis März 2024. Ab dem 1. April 2024 erhalten dann alle Beschäftigten monatlich 340 Euro mehr. Dies bedeutet laut Post eine durchschnittliche Lohnerhöhung um 11,5 Prozent.
"Die deutliche Zustimmung zum Tarifergebnis zeigt, dass wir mit unserem Ziel, insbesondere für die unteren Entgeltgruppen einen Inflationsausgleich zu schaffen, richtig lagen", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Unbefristeter Streik abgewendet
Die Post-Beschäftigten haben in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt Warnstreiks in der Region eingelegt, um Bewegung in die Tarifverhandlungen zu bringen - zuletzt kurz vor der Wiederholungswahl in Berlin im Februar. Anfang März stimmten die Gewerkschaftsmitglieder noch für einen unbefristeten Streik. Einen unbefristeten Streik hatte es bei dem Logistiker zuletzt 2015 gegeben.