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Quelle: dpa/Patrick Pleul

Saisonkräfte auf Brandenburger Spargelfeldern

Vorbildliche Arbeitsbedingungen oder prekäre Verhältnisse?

Um die Spargelernte in Brandenburg zu stemmen, greifen die Betriebe auf Saisonkräfte aus dem Ausland zurück. Diese bekommen seit dieser Saison den Mindestlohn von zwölf Euro. Die Gewerkschaft IG Bau befürchtet dennoch prekäre Arbeitsbedingungen. Von Kira Pieper

4.000 bis 4.500 Saisonbeschäftigte werden 2023 laut Gartenbauverband Berlin-Brandenburg für die gerade begonnene Spargelernte in Brandenburg erwartet. Die meisten Erntehelferinnen und Erntehelfer kommen aus Polen und Rumänien.

Auf die Nachfrage von rbb|24, ob auch Saisonarbeitskräfte aus der Ukraine Spargel stechen würden und ob der Ukraine-Krieg Auswirkungen auf die Spargelernte habe, sagt Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenanbauer, dass Menschen aus der Ukraine auch in der Vergangenheit äußerst selten als Erntehelfende eingesetzt worden seien. "Die Ukraine ist kein Mitglied der EU, damit gibt und gab es keine Freizügigkeit, wie wir sie bei EU-Ländern kennen", so Saalfeld.

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"Krankenversicherung 2. Klasse"

Der Vorteil an Saisonarbeiterinnen und Saisonarbeitern aus dem EU-Ausland ist: Sie brauchen keine Arbeitserlaubnis für Deutschland und können bis zu 70 Tage als kurzfristig Beschäftigte in Deutschland bleiben. In dieser Zeit müssen sie nicht sozialversichert werden. Der Arbeitgeber muss die Arbeiterinnen und Arbeiter lediglich bei der Krankenversicherung anmelden. Dies geschieht in der Regel in Form sogenannter privater Gruppenversicherungen.

Ein Punkt, der scharf kritisiert wird. Bei der Versicherung handele es ich um eine "Krankenversicherung 2. Klasse", moniert etwa die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). Denn durch diesen Versicherungsschutz seien nicht alle Behandlungskosten abgedeckt. Teilweise müssten die Saisonkräfte Behandlungskosten selber tragen. Harald Schaum, stellvertretender Bundesvorsitzender der IG Bau erläutert in einer schriftlichen Stellungnahme zum Thema: Kurzfristig Beschäftigte in der Landwirtschaft müssten in Deutschland Anspruch auf den vollen Krankenversicherungsschutz haben, sie dürften keine Beschäftigten zweiter Klasse sein.

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Koalition hatte Verbesserung versprochen - Umsetzung steht noch aus

Eigentlich hatte die Bundesregierung im Koalitionsvertrag in diesem Punkt Besserung versprochen und wollte vollen Versicherungsschutz für Saisonbeschäftigte ab dem ersten Tag erwirken. Doch geändert hat sich bislang nichts.

Die Krankenversicherung ist nicht der einzige Punkt, der der Gewerkschaft ein Dorn im Auge ist. Die IG Bau bezeichnet auch die Lohnsituation für die Saisonarbeitenden als prekär. Oftmals werde die Arbeitszeit nicht transparent dokumentiert, damit sei nicht nachvollziehbar, ob der Mindestlohn auch tatsächlich gezahlt werde, moniert die IG Bau. Überstunden würden nicht bezahlt oder Wuchermieten für die Unterbringung würden den Verdienst letztendlich massiv schmälern.

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Mindestlohn wirkt sich nicht auf Spargelpreis aus

Zuletzt war der Mindestlohn zum 1. Oktober von 10,45 Euro auf zwölf Euro pro Stunde erhöht worden. Frank Saalfeld vom Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenanbauer bezeichnet den gestiegenen Mindestlohn für die Arbeitskräfte als ein Plus. Für die Landwirte sei die Erhöhung indes eine "echte Aufgabe". Um die Kosten abzufangen, müssten die "Abläufe im Betrieb optimiert werden", damit der Spargelpreis nicht erhöht werden müsse. Dafür gebe es noch ein paar "Stellschrauben", wie eine Optimierung der Ernte, oder ein verbessertes Folien- und Ernte-Management.

Der Gartenbauverband Berlin Brandenburg teilt auf Nachfrage von rbb|24 mit: Man sei um faire Arbeitsbedingungen und eine gute Unterbringung der Arbeitskräfte bemüht, zudem würde beides regelmäßig überprüft. "Das finde ich für ein Gartenbauland, wie Brandenburg es ist, vorbildlich", so Sylvia Schießer vom Gartenbauverband. Auch Frank Saalfeld betont: Die geltenden Richtlinien in den Punkten Arbeitsstätten, Arbeitsschutz und Hygiene würden ständig streng kontrolliert, der Standard sei im internationalen Vergleich sehr hoch.

Die IG Bau kritisiert, es würden viel zu wenig Kontrollen durchgeführt. Zwar sei die aktuelle Erntesaison erst gestartet, deswegen könne man noch nichts über die Erntebedingungen in diesem Jahr sagen, so Frank Tekkiliç, Sprecher der IG Bau, auf Nachfrage von rbb|24. Die Gewerkschaft werde die Situation der Arbeitskräfte aber weiterhin im Auge behalten.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 13.04.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Kira Pieper

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