Bis Freitag in Berlin
Die Deutsche Bahn und die Eisenbahnergewerkschaft EVG verhandeln ab Montag für fünf Tage in Berlin. Ziel ist ein neuer Tarifvertrag für rund 180.000 Beschäftigte. Die Vorstellungen, wie der aussehen soll, gehen aber noch auseinander.
Die Deutsche Bahn und die Eisenbahngewerkschaft EVG gehen am Montag in Berlin in ihre nächste Verhandlungsrunde. Bis Freitag wollen beide Parteien über einen neuen Tarifabschluss für die gut 180.000 Beschäftigten sprechen. Während der Verhandlungsrunde soll es nach Angaben der EVG keine neuen Streiks geben.
Die Bahn hatte der EVG in der vergangenen Verhandlungsrunde stufenweise zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen, zehn Prozent bei den mittleren und acht Prozent mehr für die oberen Lohngruppen angeboten.
Die erste Erhöhungsstufe hätte noch in diesem Jahr umgesetzt werden sollen. Auch eine stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.850 Euro hatte die Bahn angeboten. Die Tariflaufzeit sollte 24 Monate betragen.
Die Gewerkschaft lehnte das Angebot ab. Sie fordert einen Festbetrag von mindestens 650 Euro pro Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen, bei einer Laufzeit von nur zwölf Monaten. Einmalzahlungen lehnte die EVG bisher ab.
Der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder rechnet im Tarifkonflikt bei der Bahn mit weiteren Warnstreiks. "Es sieht nicht danach aus, dass es ohne einen Warnstreik gelöst werden kann", sagte Schroeder der Deutschen Presse-Agentur. Streiks sind auch weiterhin eine Option für die Gewerkschaft, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Schröder verwies vor allem auf die hohe Inflation und eine auch durch den Arbeitskräftemangel erzeugte hohe Erwartungshaltung der Beschäftigten an das Verhandlungsergebnis. Zudem müsse stets die Konkurrenz der EVG mit der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) berücksichtigt werden.
Die EVG sei in den vergangenen Jahren in die Defensive geraten, "weil mit der GDL eine offensiv agierende, dynamische Gewerkschaft ihr den Schneid abgekauft hat und in der Öffentlichkeit das Bild entwickelt wurde, dass es sich bei der EVG um eine zu kooperative Gewerkschaft handelt", sagte Schroeder. Die EVG wolle nun mit einer härteren Verhandlungsführung deutlich machen: "Wir sind hier die starken, wir sind die dynamischen und wir machen eine so gute Politik, dass es überhaupt keinen Bedarf an einer zweiten Gewerkschaft innerhalb dieses Konzerns gibt".
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.06.2023, 10:02 Uhr
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