Kritik an Immobilienkonzern
Der Signa-Konzern trennt sich von seinem Warenhaus am Alexanderplatz samt Hochhausprojekt. Eine Commerzbank-Tochter hat den Bau gekauft. Das österreichische Unternehmen plant derweil schon ein weiteres Projekt.
Das Gebäude von Galeria Karstadt Kaufhof am Berliner Alexanderplatz ist mitsamt dem 130 Meter hohen Hochhausprojekt vom österreichischen Warenhaus- und Immobilienkonzern Signa verkauft worden. Die Commerzbank-Tochter Commerz Real hat es für ihren offenen Immobilienfonds Hausinvest erworben.
Das teilten Signa und Commerz Real am Montag mit. Über den Kaufpreis wurde demnach Stillschweigen vereinbart. Der Betrieb des Galeria-Kaufhauses solle fortgeführt werden, hieß es weiter. Das Hochhausprojekt soll 2025 fertiggestellt werden.
Die Commerzbank-Tochter war an dem Komplex bislang bereits zu 20 Prozent beteiligt. Nun ist sie laut Mitteilung [commerzreal.com] komplett Eigentümer des im Bau befindlichen Bürohochhauses "Mynd" und des "Galeria Weltstadthauses".
Der Verkauf lässt die Stimmen der Signa-Kritiker wieder lauter werden: Katalin Gennburg, Stadtentwicklungsexpertin der Linken, ist überzeugt, dass es Signa nicht um die Warenhäuser oder die Mitarbeitenden geht, sondern nur um Rendite aus Immobilienprojekten: "Signa ist ein reiner Immobilienverwerter, der eben nur zockt und dann die Standorte, wenn sie mit mehr Baurecht ausgestattet sind, weiterverhökert", sagte die Linken-Politikerin.
Seine nächsten Hochhhauspläne in der Hauptstadt hat Signa erst vor knapp zwei Wochen präsentiert. Die Skyline der City West soll um einen dritten Wolkenkratzer erweitert werden. Mit einer geplanten Höhe von 134 Metern würde der Neubau alle anderen Gebäude am Breitscheidplatz mit der Gedächtniskirche überragen. Zudem will Signa dahinter zur Augsburger Straße noch ein 80 Meter hohes Haus bauen.
Grundlage für die Pläne ist eine Absichtserklärung, ein "Letter of Intent", den Senat und Signa vor drei Jahren unterzeichnet hatten. Der damalige rot-rot-grüne Senat sicherte zu, mehrere Bauvorhaben für Signa zu erleichtern - darunter auch die Entwicklung von ein bis zwei Hochpunkten. Im Gegenzug versprach Signa, zur Sicherung der Arbeitsplätze in den Warenhäusern 45 Millionen Euro in die Standorte zu investieren.
Genau das habe Signa aber nicht getan, der Konzern habe seine Versprechen gebrochen, sagt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Julian Schwarze: "Das Geld ist nicht in die Standorte investiert worden, und damit ist die Chance verspielt worden, Kaufhäuser in die Zukunft zu transferieren. Und jetzt sehen wir auch, dass diese Standorte teils schon geschlossen werden, oder es ist angekündigt sie zu schließen. Und deswegen sagen wir: Alle Projekte auf den Prüfstand - und wo nötig stoppen."
Signa wollte sich zu den Vorwürfen auf rbb-Nachfrage nicht äußern.
Kritisch positioniert sich auch Mathias Schulz von der nach wie vor mitregierenden SPD. Er verweist auf den jüngsten Parteitagsbeschluss, der den "Letter of Intent" als Grundlage für Verhandlungen mit Signa inzwischen grundsätzlich ablehnt. "Wir wollen vor allem Flächen haben für Gewerbetreibende, für soziale Einrichtungen, auch für bezahlbares Wohnen zum Beispiel, das ist die Grundlage für mich, und das ist auch die Grundlage für alle aus der SPD", erklärte Schulz.
Bausenator Christian Gaebler (SPD) sagte dem rbb, er erwarte von dem Konzern, dass er seine Projekte mit Leben fülle. Signa müsse deutlich machen, dass es in Berlin investieren wolle. Sollte das Unternehmen als Ziel haben, nur seine Grundstücke zu vergolden, stehe er nicht zur Verfügung, betonte Gaebler: "Signa muss eine glaubwürdige, tragfähige Perspektive bieten."
Die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt dagegen nennt die Hochhauspläne von Signa einen "überzeugenden Ansatz für einen qualitätsvollen Städtebau".
Sendung: rbb24 Abendschau, 12.06.2023, 19:30 Uhr
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