Tarifkonflikt bleibt ungelöst - Gewerkschaft EVG startet Urabstimmung über Streik

Do 22.06.23 | 15:04 Uhr
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Symbolbild: DB Reisezentrum an einem Bahnhof. (Quelle: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.06.2023 | Nachrichten | Bild: dpa

Die Mitglieder der Bahngewerkschaft EVG müssen über einen Streik entscheiden. Das hat der EVG-Vorstand beschlossen. Auch die Sommerferien könnten davon betroffen sein. Während der Urabstimmung sei man aber verhandlungsbereit, hieß es weiter.

  • 110.000 EVG-Mitglieder können über Streik abstimmen
  • Mindestens 75 Prozent müssen zustimmen
  • Von Bahnstreiks könnten die Sommerferien betroffen sein

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) lässt ihre Mitglieder in einer Urabstimmung über Streiks bei der Bahn entscheiden. Das hat der Vorstand der EVG am Donnerstagnachmittag in Berlin mitgeteilt.

Gefragt seien nun 110.000 Mitglieder, erklärte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert. Man rechne mit einem Ergebnis der Urabstimmung in vier bis fünf Wochen. "Sobald 75 Prozent der Stimmberechtigten für einen Streik stimmen, werden wir diesen als Vorstand auf den Weg bringen", erklärte Burkert.

Auch Sommerferien könnten betroffen sein

Ob der Streik tatsächlich unbefristet wird, ließ Burkert offen. Er sprach von einem "längeren Streik", auf den die Bevölkerung rechtzeitig vorbereitet werde. Auch die Sommerferien könnten von Bahnstreiks betroffen sein, so Burkert: "Morgen fangen die Ferien in Nordrhein-Westfalen an und in Bayern enden sie erst Mitte September. Ich kann also nicht ausschließen, dass auch die Sommerferien davon betroffen wären."

Bis zum Ergebnis der Urabstimmung behalte man sich vor, Warnstreiks durchzuführen, betonte der EVG-Chef weiter. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch ergänzte, dass man aber auch in den kommenden Wochen weiterhin verhandlungsbereit sei. Auch eine Schlichtung sei grundsätzlich vorstellbar, "aber wir haben das heute so beschlossen und werden diesen Weg erstmal weitergehen."

EVG-Vizechefin Cosima Ingenschay fügte hinzu: "Man kann theoretisch jederzeit weiterverhandeln. Wenn die Bahn mit einem guten neuen Angebot auf uns zukäme, wüdren wir auch während der Urabstimmung weiterverhandeln und auf Warnstreiks verzichten."

Burkert: "Sind auf den Vorstand zugegangen"

Gewerkschaftschef Burkert verteidigte die Entscheidung über die Urabstimmung. Knackpunkte der gescheiterten Verhandlungen seien die zu lange Laufzeit des angebotenen Tarifvertrags von 27 Monaten und zum anderen die angebotenen Auszahlunsgzeiträume von zwei mal 200 Euro gewesen. "Das reicht nicht. Unsere Forderung waren 12 Monate und 650 Euro mehr", so Burkert.

Die Gewerkschaft sei auf den Arbeitgeber an mehreren Punkten zugegangen, so zum Beispiel bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit an Wochenenden. Im Busbereich habe man angeboten, eine Stunde mehr pro Woche zu arbeiten sowie grundsätzlich die Teilzeit im Alter nach oben zu setzen. "Am Ende mussten wir feststellen, dass das Gesamtvolumen am Ende immer gleich blieb und das einfach nicht ausreichte."

Bahnsprecher reagiert mit scharfer Kritik

Die Bahn hat derweil die Ankündigung der Gewerkschaft EVG zu einer Urabstimmung über unbefristete Streiks scharf kritisiert. "Diese Eskalation ist absolut unnötig, wir waren ganz kurz vor dem Abschluss", erklärte Bahn-Sprecher Matthias Waha am Donnerstag. Es sei ein "Unding", Reisende mit Streikdrohungen zu verunsichern und ihnen möglicherweise "die Sommerferien zu vermiesen", fügte er hinzu.

"Es liegen 140 Seiten unterschriftsreifer Tarifvertrag auf dem Tisch", fuhr Bahnsprecher Waha fort. Alles bisher in den Verhandlungen Erreichte sei nun weg und ein Abschluss der Tarifrunde werde durch die Urabstimmung um Monate verzögert. An der Bahn liege es nicht, betonte Waha, "sie ist weiterhin lösungsbereit".

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.06.2023, 14:20 Uhr

97 Kommentare

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  1. 97.

    Es liegt ein Tarifabschluss vor, den die EVG mit der Transdev Gruppe abgeschlossen hat
    Die DB hat ein sogenanntes Angebot gemacht das noch nicht mal annähernd darankommt anstatt sich daran zu orientieren
    Soviel mal zur Kompromissbereitschaft der DB
    Der Fehler liegt hier eher beim Arbeitgeber

  2. 96.

    Wenn die EVG so kompromisslos ist, wie Sie behaupten, warum hat es dann den Abschluss mit der Transdev-Gruppe gegeben?

  3. 95.

    Na, so einfach ist es mit der freien Berufswahl nun auch nicht. Es muss ja entsprechend freie Stellen und nicht zu viele Mitbewerber geben. Bekommt z.B. ein Agraringenieur keine entsprechende Stelle, kann es durchaus sein, dass das Jobcenter ihm eine Stelle als Erntehelfer vermittelt, die er dann anzunehmen hat.

  4. 94.

    Sie drehen und wenden ständig alles so wie sie es wollen
    Gäbe es diese Arbeitnehmer nicht würde nichts in diesem Land laufen
    Sie Hacken ständig auf die Arbeitnehmer rum und werfen diesen Leuten Gier vor, obwohl sie lediglich ihre Familien mit dem Gehalt ernähren wollen . Faseln von ihrer erfundenen Lohn Preis Spirale
    Für mich sind besonders ihre Kommentare an Respektlosigkeit gegenüber Arbeitnehmer nicht zu überbieten
    Die Arrogants ihrerseits hört man schon in ihren ersten Worte ihrer Kommentare heraus

  5. 93.

    Das ist eine nachweislich falsche Betrachtung. Die Bahn hat bereits mehrere Male sich den Forderungen der EVG angenähert. Die EVG bewegt sich kein bisschen. Das sind keine Verhandlungen sondern es wird versucht ein Resultat zu erzwingen.

    Das Fehlverhalten liegt hier bei der Gewerkschaft. Vielleicht können wir miterleben wie diesmal der Gewerkschaft das Geld ausgeht. Das würde mich ehrlich begeistertern. So kann man auch denen mal einen Riegel vorschieben.

    Ich stimme Ihnen zu das es momentan keine Deflation geben wird. Aber sollte die Gewerkschaft wider jedem Sinn und Verstand die Forderungen durchsetzen zu können befeuert es die Inflation.

  6. 92.

    Sie haben aber das Recht der freien Berufswahl. Wenn es einem nicht passt Erntehelfer zu sein ist man nicht gezwungen dies zu tun. Daher ist meine Ansicht mehr als valide sondern sogar gesetzlich verankert.

  7. 91.

    Ihre Ansicht:„ Es ist völlig unerheblich welche Konsequenzen diese Arbeit hat denn die Leute arbeiten aus freien Stücken.“ ist falsch. Die Leute müssen arbeiten, um zu überleben.

  8. 90.

    Wenn die EVG nicht verhandelt, wie ist es dann zum Abschluss mit der Transdev-Gruppe gekommen. Mir scheint die Ursache für das Scheitern der Tarifverhandlungen eher in der unnachgiebigen Haltung der DB zu liegen.
    Im Übrigen ist eine „rückläufige Inflation“ (Sie meinen wohl Deflation) in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Was stört Sie so sehr daran, das sie ohnehin nicht sonderlich gut bezahlten Beschäftigten zumindest einen Inflationsausgleich fordern?

  9. 89.

    Es hat nichts mit Respekt sondern etwas mit erwachsen sein zu tun. Wer als Ernehelfer arbeiten will der wird sich keinen schicken Porsche leisten. Das ist eine Tatsache. Es ist völlig unerheblich welche Konsequenzen diese Arbeit hat denn die Leute arbeiten aus freien Stücken. Daher sollten Sie diese komplett unterschiedlichen Verhältnisse nicht zusammenbringen.

    Es ist eine Tatsache das wenn ein Landwirt seine Ware kostengünstiger produzieren kann dann wird er diese auch günstiger anbieten. Das ist die wahre Gierflation und sie kommt gerade von den Arbeitern die den Preisschock als Inflation misinterpretieren. Hätte es keine großen Gehaltssprünge bei vielen Arbeitnehmern gegeben hätten die Preise auch zurück gehen können.

    Dazu gehört das falsche Narrativ des Reallohnverlust. Man hätte mit etwas Besonnenheit die Inflation verhindern können.

  10. 88.

    Antwort auf R. Udolf
    Leider kenne ich nicht Ihre genaue Tätigkeit.
    Aber ich wollte gerne für die Bahn im Service als Begleiter tätig werden .
    Bewerbung positiv und dann die schwere Prüfung bestanden um festzustellen daß ich selber noch als Bedingung ein Auto haben muss um tätig werden zu können.
    Sehr fragwürdig wenn das Unternehmen nicht bereit ist Dienstwagen bereit zu stellen wie auch in anderen Firmen üblich.
    Deshalb arbeite ich nicht für die Bahn.
    Viel Erfolg beim Streik

  11. 87.

    Es ist ein Inflationsausgleich gefordert. Wird der dann wieder zurückgezahlt wenn die Inflation rückgängig verläuft?
    Ich bin auch wegen den 49€ Tickets auf die Bahn als Autofahrer Umgestiegen.
    Was ich allerdings erlebe ist auch keinen Cent mehr Wert.Ständige Baustellen, Zugausfälle, Bahn entfällt.die Liste wäre hier zu lang!
    Ich glaube nicht das die Angestellten hunger leiden müssen.Zumindest ist mir kein unterernährter Kontrolleur*in bisher begegnet.
    Vielleicht sollte die Bahn einfach mal WENIGER anbieten! Denn das ist nicht verhandeln. Es gibt kein entgegenkommen seitens der EVG. Nur fordern ist für mich unverschämt, unpassend und unangemessen!

  12. 86.

    Für fahrlustige Bahnfahrer werden Tickets zu Dumpingpreisen angeboten, und die Beschäftigten sollen sich im Verzicht üben?
    Die Fahrgäste fahren den ganzen Monat für 49 Euro kreuz und quer durch die Republik, und die Beschäftigten, die für diese Fahrerei zuständig sind, die sollen Reallohverluste hinnehmen.
    Nein, so weit darf es nicht kommen, die EVG wirds verhindern.

  13. 85.

    Für fahrlustige Bahnfahrer werden Tickets zu Schleuderpreisen angeboten, und die Beschäftigten sollen sich im Verzicht üben?
    Die Fahrgäste fahren den ganzen Monat für 49 Euro kreuz und quer durch die Republik, und die Beschäftigten, die für diese Fahrerei zuständig sind, die sollen Reallohverluste hinnehmen.
    Nein, so weit darf es nicht kommen, die EVG wirds verhindern.

  14. 84.

    Wieviel Lohn bekommt so ein Bahnsprecher? Ich habe bewußt nicht verdienen gefragt,weil verdienen würden sie nur Mindestlohn.

  15. 83.

    Und endlich macht auch die EVG mal das , für was es Gewerkschaften gibt
    Sie lässt sich mal nicht von den DB Vorstandsbossen vorführen und macht einen echten Arbeitskampf
    Gut das es Gewerkschaften gibt
    Wünsche der EVG und deren Mitglieder viel Glück und viel Durchhaltevermögen

  16. 82.

    Gut, Sie haben eine Meinung ich auch.
    Sie behaupten hier, das Angebot der Bahn zu kennen. So, wie sieht das denn aus? Was ist denn angemessen? Und - seltsam dass gerade der Bahnvorstand jetzt von seinen lieben Kunden faselt. Während sich die Mitarbeitenden der Bahn in der Corona Pandemie mit Lohnforderungen ausdrücklich zurück gehalten haben, bedient sich der Vorstand in diesem Jahr schonmal ordentlich und bieten ganze 200 Euro an - das finden Sie also angemessen. Danke - bei soviel Wertschätzung brauche Sie auch nicht mit der Bahn in den Urlaub fahren - da streike ich nämlich und zwar ordentlich.

    Übrigens - Kunden sind für Vorstände nur ein notwendiges Übel, deswegen müssen Sie nicht auf die Beschäftigten eindreschen. Klar ne..

  17. 81.

    Ich frage mich, ob man nicht auch anders streiken könnte, z.B. in dem keine Fahrkarten mehr verkauft und kontrolliert werden. So schadet man doch nicht der Bahn, sondern vor allem den Kunden.

  18. 80.

    Donnerwetter, denen haben Sie es ja mal richtig gezeigt. Weiter so, dann wird's schon...

  19. 79.

    Diese Gier der EVG ist abstoßend. "
    Aber sischer. Arbeitnehmer sind abstoßend gierig wenn sie gerade mal einen Inflationsausgleich haben wollen.
    Die notorischen Übergewinne von Unternehmen/Konzernen in der aktuellen Krise-darüber decken wir schön mal den Mantel des Schweigens.

  20. 78.

    Haben Sie schon einmal als Erntehelfer gearbeitet
    Ich schon und habe vollsten Respekt vor diesen Leuten die sich den ganzen Tag Bücken müssen, das Kreuz kaputt machen, nur um Leute wie sie satt zu bekommen . Der lohn den diese Menschen dafür bekommen ist viel zu niedrig und kaum ein Deutscher macht diesen Knochenjob
    Nur einen Tag diese Arbeit mal machen würde ihnen gut tun das sie mal endlich von ihrem hohen Ross runterkommen, ein bisschen Respekt haben vor der Arbeit anderer haben, und nicht ständig jeden Kritisieren, der Verständnis für Gewerkschaften haben, die sich für die Interessen ihrer Mitglieder einsetzen
    Ihre Lobn Preisspirale können Sie verbrennen


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