Kampf gegen das Funkloch
Den Traum vom eigenen Häuschen haben sich die Bewohner der neuen Siedlung "Am Sandbogen" in Grünefeld in Schönewalde-Glien erfüllt. Doch seit ihrem Einzug haben sie einen neuen Traum: vom funktionierenden Telefon und Internet. Von Claudia Baradoy
Wenn Steve Hildebrand telefonieren will, geht das nur im Garten, und nur mit dem Handy. Selbst diese Verbindung ist oft schlecht. "Das ist extrem belastend. Wir haben nicht immer so schönes Wetter, es gibt kalte und regnerische Tage, und dann immer rauslaufen zu müssen, Netz suchen zu müssen, das ist nicht toll!", sagt der Anwohner der neuen Siedlung "Am Sandbogen" in Grünefeld, einem Ortsteil in der Gemeinde Schönwalde-Glien im Landkreis Havelland.
Vom Festnetztelefon kann Steve Hildebrand nur träumen. Seit einem Jahr wohnt er mit Frau und Kind in der neuen Siedlung mit einem Dutzend Häusern. Die kleine Familie ist aus Berlin hier rausgezogen, in dem Glauben, dass eine Versorgung mit Telefon und Internet kein Problem sei. Aber seit einem Jahr tue sich, trotz vieler Nachfragen bei der Firma DNS-Net, nichts: "Am meisten ärgert mich, dass meine Frau eigentlich von zuhause arbeiten könnte. Das wäre für uns eine große Entlastung", sagt Hildebrand. So müsse sie stattdessen nach Berlin-Mitte fahren. "Das ist ein elend langer Arbeitsweg. Sie kann aber nicht von zuhause arbeiten, weil: Kein Internet!"
Gleich gegenüber wohnt Michael Fritsche. Auch sein Haus ist fertig, im Garten sprießt der frisch gesäte Rasen, Bäume und Sträucher sind gesetzt. Doch aus dem Sandhügel vorm Haus baumelt ein Leerrohr - nutzlos und leer, sagt Michael Fritsche. Dort soll irgendwann das Glasfaserkabel herauskommen. Dass das noch nicht längst der Fall ist, ärgere ihn sehr, sagt er.
Michael Fritsche ist selbstständiger Unternehmer, arbeitet von zuhause und ist auf schnelles Internet angewiesen. Für viel Geld hat er sich deshalb eine Satellitenanlage aufs Dach bauen lassen - keine Dauerlösung: "Man kann sich nicht so sehr darauf verlassen wie eben auf eine Festnetzverbindung. Die ja auch, wenn es dann Glasfaser wäre, natürlich besonders gut wäre", sagt er. Die Verbindung mit seiner Satellitenanlage sei es nicht, "das schwankt auch immer."
Sich aus dem Funkloch zu befreien ist den Grünefeldern bis jetzt - auch mit Hilfe des Ortsbeirates - nicht gelungen. Die Hildebrands, Fritsches und andere Bewohner haben sich an den Kreistagsabgeordneten Jörg Schönberg (Linke) gewandt. "Wir sind von Pontius zu Pilatus gelaufen", man habe den Investor, DNS-Net und andere Beteiligte angeschrieben. "Alle reden sich raus", sagt Schönberg im Gespräch mit dem rbb. "Es kann doch nicht sein in diesen Zeiten, dass etliche Familien hier seit einem Jahr ohne digitale Verbindung in die Welt sind. Jetzt muss endlich was passieren."
Direkt im Ort Schönwalde-Glien verlegt DNS-Net seit einigen Wochen Glasfaser. Aber eben nur dort, wo es genügend Glasfaserkunden gibt. Nach Angaben der DNS-Net ist der Ausbau in Grünefeld freiwillig und komplett eigenwirtschaftlich. Deshalb müsse diese Maßnahme gründlich geprüft werden, teilt DNS-Net auf Anfrage des rbb mit.
Lohnt es sich für DNS-Net finanziell nicht, die kleine Straße "Am Sandbogen" in Grünefeld anzuschließen, weil es dort nur ein Dutzend Häuser gibt? "Der Ortsteil Grünefeld ist derzeit allerdings zeitlich im Ausbauplan noch nicht so festgelegt, dass man diesen verbindlich benennen kann", schreibt DNS-Net daraufhin. Und: In der Gemeindeverwaltung habe man einen Kooperationsvertrag mit DNS-Net abgelehnt.
Im Rathaus schaut man nun, wie man die Kuh vom Eis bekommt, um Grünefeld doch noch ans Netz zu bringen. Bürgermeister Bodo Oehme (CDU) erklärte im rbb, dass es dafür einen Gesprächstermin geben soll. "Wir sind jetzt mit dem Regionalleiter von der DNS-Net so verbleiben, dass es einen gemeinsamen Termin geben wird, an dem die betroffenen Bürger, der Investor, die DNS-Net und die Gemeinde zusammen sehen, wie man eine Lösung hinbekommt."
Die Grünefelder hoffen nun, dass dieses Gespräch möglichst schnell kommt. Er bleibe dran, versichert auch der Bürgermeister dem rbb. Steve Hildebrand wird aber wohl noch oft mit dem Handy in den Garten rennen müssen, zum Telefonieren. Denn DNS-Net habe leider noch keinen konkreten Termin für das Gespräch im Rathaus vorgeschlagen, so Oehme.
Sendung: Antenne Brandenburg, 01.06.2023, 17:00 Uhr
Beitrag von Claudia Baradoy
Artikel im mobilen Angebot lesen