Ostdeutsches Wirtschaftsforum in Bad Saarow
In Bad Saarow beraten Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker über die Entwicklung der Wirtschaft. Bundeskanzler Scholz zeigt sich überzeugt, dass die ostdeutsche Wirtschaft boomt. Doch der Fachkräftemangel bleibt ein Problem.
In der Diskussion um den Fachkräftemangel insbesondere in der ostdeutschen Wirtschaft sieht die Bundesregierung auch die Unternehmen in der Pflicht.
"Ein ganz entscheidender Standortfaktor im Werben um Fachkräfte sind natürlich gute Löhne", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf dem am Sonntag in Bad Saarow (Oder-Spree) begonnenen Ostdeutschen Wirtschaftsforum. Noch immer bekämen Ostdeutsche im Durchschnitt rund 620 Euro weniger Lohn im Monat als Westdeutsche, in manchen Branchen seien es sogar bis zu 1.000 Euro. Das müsse sich ändern.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, fordert ein "Umdenken im Kopf der Unternehmerschaft". "Nur die Unternehmen werden genügend Leute kriegen, die sie anständig bezahlen, behandeln und auch Chancen geben", sagte er rbb24 Brandenburg Aktuell am Sonntag.
Aus der Wirtschaft kommt hingegen Widerspruch. Wirtschaftsvertreter verwiesen auf die zahlreichen Krisen der Gegenwart, die den wirtschaftlichen Druck erhöhen würden. Rund 70 Prozent der Unternehmen finden zudem, die Politik tue nicht genug gegen den Fachkräftemangel. Zwei Drittel der Firmen-Chefs benennen diesen als vorrangiges Problem.
Scholz dringt auf mehr Offenheit für ausländische Fachkräfte. Es brauche die Einsicht, dass ausländische Fachkräfte nicht nur gebraucht würden, sondern wirklich willkommen seien in Deutschland. "Als Arbeitgeber können Sie vor Ort zu diesem weltoffenen Deutschland beitragen. Und darum bitte ich Sie heute", appellierte Scholz auf dem Wirtschaftsforum an die Unternehmen.
Dennoch sei die Stimmung in der ostdeutschen Wirtschaft - "gemessen an den Diskussion, an den internationalen Krisen" - relativ gut, sagte Philipp Mehne, Geschäftsführer des Ostdeutschen Wirtschaftsforums rbb24 Brandenburg Aktuell. "Die Mehrheit der Unternehmen bewertet das Potenzial am Wirtschaftsstandort Ostdeutschland als positiv oder sehr positiv", so Mehne.
Ostdeutschland kann nach Worten von Scholz zu einem Wachstumsmotor werden. "Ostdeutschlands Wirtschaft erlebt einen Boom. Es gibt eigentlich kaum eine Zukunftstechnologie, kaum eine Wachstumsbranche, die hier in Ostdeutschland nicht bereits zu Hause ist oder sich hier gerade ein neues Zuhause sucht", sagte der SPD-Politiker.
Die wirtschaftliche Entwicklung im Osten verläuft unterschiedlich: So wuchs die Wirtschaft im vergangenen Jahr in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt stärker als im Bund insgesamt. In Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern wurden geringere Raten erzielt. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegen die fünf ostdeutschen Flächenländer im Bundesvergleich nach wie vor auf den hinteren Rängen.
Auf der Konferenz im brandenburgischen Bad Saarow (Oder-Spree) beraten noch bis Dienstag Vertreter von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft über den wirtschaftlichen Wandel. Dabei geht es etwa um die Bedingungen für Industrieunternehmen, den Fachkräftemangel, den weltweiten Wettbewerb und die Energieversorgung. Am Montag werden Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in Bad Saarow erwartet.
Sendung: Antenne Brandenburg, 11.06.2023, 20:00 Uhr
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