Zahlen der Bundesarbeitsagentur - Löhne in Berlin und Brandenburg steigen in fast allen Branchen

Do 27.07.23 | 18:22 Uhr
  9
Symbolbild: Gehaltsabrechnung (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Die Löhne in Berlin und Brandenburg sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dabei verdienen Beschäftigte in der Stadt mehr als auf dem Land. Zwischen Männern und Frauen herrscht dagegen fast Gleichstand.

Die Löhne in Berlin und Brandenburg sind in den vergangenen Jahren in fast allen Wirtschaftszweigen gestiegen. Das hat die Bundesarbeitsagentur am Donnerstag mitgeteilt.

Demnach lag der Median der Bruttolöhne der Vollzeitbeschäftigen in Berlin Ende 2022 bei 3.806 Euro. Ende 2019 betrug er 3.383 Euro. Damit verdienen die Berliner nach wie vor mehr als ihre Nachbarn. Die Brandenburger Vollzeitbeschäftigen erhielten Ende 2022 brutto nämlich 3.011 Euro. Auch für sie sind die Löhne im Vergleich zu 2019 gestiegen. Da lagen sie noch im Median bei 2.708 Euro.

Kurz erklärt

Der Medianlohn bezeichnet den Lohn, bei dem genauso viele Menschen mehr wie weniger verdienen. Er soll die Einkommenssverhältnisse adäquater abbilden als der Durchschnittslohn, der durch extrem hohe Löhne verzerrt werden kann.

Weniger Lohn in den Landkreisen

Große regionale Lohnunterschiede gibt es in Brandenburg auch zwischen kreisfreien Städten und den Landkreisen. Die Pro-Kopf-Verdienste waren in den kreisfreien Städten im Jahr 2021 mit 35.768 Euro um 10,4 Prozent höher als in den Landkreisen mit 32.389 Euro, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte.

Demnach lag die Landeshauptstadt Potsdam im Jahr 2021 an der Spitze. Dort betrugen die Bruttolöhne und -gehälter pro Person durchschnittlich 38.053 Euro. Über dem Landesdurchschnitt lagen auch die Pro-Kopf-Werte in Cottbus (33.919 Euro) sowie in den Landkreisen Teltow-Fläming (34.962 Euro), Oberhavel (33.896 Euro) und Dahme-Spreewald (33.448 Euro).

In der Prignitz (29.851 Euro), in Elbe-Elster (30.357 Euro) und im Havelland (30.637 Euro) wurden pro Person dagegen die niedrigsten Bruttolöhne und -gehälter gezahlt. Die Pro-Kopf-Verdienste im Landkreis Prignitz waren damit um 8.200 Euro geringer als die in Potsdam.

Fachkräfte durch mehr Lohn?

Wie die Arbeitsagentur weiter mitteilte, sind die Löhne in allen Branchen außer dem Gastgewerbe gestiegen. "Die Arbeitgeber wissen, wie wichtig und motivierend eine gute Bezahlung ist. Sie spielt zudem bei der Fachkräftesicherung eine wichtige Rolle", sagte dazu Christian Amsinck von den Unternehmerverbänden Berlin-Brandenburg. Wegen der schwachen Konjunktur und steigender Energiepreise brauche die Region allerdings "dringend Impulse für bessere Wachstumsbedingungen".

In Brandenburg verdienen Frauen mehr als Männer

Wie aus den Statistiken der Arbeitsagentur hervorgeht, bestehen große Lohnunterschiede zwischen Fachkräften und Ungelernten. Frauen und Männer verdienen hingegen annähernd gleich viel. So bekommen Berliner im Median rund 100 Euro mehr Lohn als Berlinerinnen.

In Brandenburg ist es umgekehrt. "Frauen und Männer in Berlin und Brandenburg sind in der Gehälterfrage traditionell fast gleichauf", teilte Ramona Schröder von der Arbeitsagentur mit. Allerdings gebe es nach wie vor bestimmte Berufe, in denen es Lohnunterschiede bei gleicher Arbeit zwischen Frauen und Männern gebe.

Mehr Frauen arbeiten in Teilzeit

Große Unterschiede gibt es auch beim Verhältnis Vollzeit versus Teilzeit. Von insgesamt 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in Berlin 400.000 Frauen und 200.000 Männer in Teilzeit.

Unter den insgesamt 900.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Brandenburgern ist der Unterschied noch eklatanter: Hier sind 290.000 Frauen und 30.000 Männer in Teilzeit angestellt. "Das schmälert Einkommen und Rentenerwartung und vergrößert die tatsächlichen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen", sagte Katja Karger vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie forderte eine "deutlich bessere Lohnentwicklung" und "eine Stärkung der Tarifbindung", auch damit die Region mit westdeutschen Bundesländern gleichzieht.

Inflation verringert das Realeinkommen

Einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge wird die aktuelle Inflation durch die Maßnahmenpakete der Bundesregierung zumindest teilweise aufgefangen, sodass auch das Realeinkommen der Beschäftigten in Berlin und Brandenburg je nach Einkommenshöhe gestiegen ist.

Das Realeinkommen ist laut der Bundeszentrale für politische Bildung die Einkommensgröße, die die Kaufkraft des Geldes berücksichtigt. Das Realeinkommen ist somit gleichbedeutend mit der Menge an Waren und Dienstleistungen, die mit einem bestimmten Nominaleinkommen (zum Beispiel monatliches Gehalt eines Angestellten) gekauft werden kann.

Demnach profitieren von den Maßnahmen vor allem Famillien mit einem niedrigeren Brutto-Jahreseinkommen von 40.000 Euro. Aber auch bei Familien und Singles mit höheren Einkommen wird die finanzielle Mehrbelastung laut der Studie zummindest abgefedert. Durch die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie könnten diese Haushalte sogar mehr reelles Einkommen zur Verfügung haben.

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    Ich bin immer wieder schwer beeindruckt von unserer Statistikbranche. Die Skalenreihe (y) wird erstmals bei 2000 EUR Brutto angezeigt. Das Einkommen der ehem. AN=nun Rentner existiert gar nicht. Nun ja, klar, dass das kein Leben ist, wenn man so o. so unter 2000 EUR liegt. Dabei sollte es einmal ausdrücklich nicht um die Bürgergeldbezieher gehen, sondern um die Menschen, die viellt bis vorige Woche noch die sog. toughen in den Arbeitsteams waren u. m. Blumensträußen in den sogenannten "verdienten" Ruhestand verabschiedet wurden. Da ja Steuern in Ewigkeiten (auch im 107. Lebensjahr noch Steuererklärung!) zu zahlen sind/wären, da ja Rente schließlich ein Einkommen sind, würde man ermessen können, wie es um die diejenigen steht, die es zur altersbedingten Rente (ohne Abzüge) schafften und dann tough Miete, ev. m. Wohngeld, volle Zahlung Mobilität, Rundfunk-/Fernsehgebühr, Pfl-vers. usw. schultern & leben müssen. Erst dann ergibt sich ein realistisches Bild der Gesellschaft

  2. 8.

    Genau. Es reicht je nicht, mehr Geld in der Tasche zu haben. Man muß auch wissen, ob der Nachbar sich seinen größeren Gartenzwerg wirklich leisten kann.

  3. 7.

    Da freuen sich auch die Senioren und Seniorinnen, daß ergibt nächstes Jahr auch wieder eine Erhöhung.

  4. 6.

    Außer beim rbb...

  5. 5.

    Fahrdienstbranche: Die meißten zahlen Mindestlohn oder geringfügig darüber. Der Tag beginnt teilweise vor 6Uhr und endet i.d.R. gegen 18Uhr. Manchmal wird erwartet, dass man zusätzlich spät am Abend oder auch am Wochenende arbeitet, ohne Rücksicht auf Ausgleich oder gar auf das Gesetz. Einigen Kollegen wird der Urlaub versagt.
    Hauptsächl. fahren wir Behinderte und Kinder (viele davon auch mit Behinderungen). Da kann es im Auto schon mal sehr laut werden und trotzdem muss man sich unter Zeitdruck gut auf den Verkehr konzentrieren. Die Aufträge werden oft öffentlich vergeben. Es gibt Vorgaben was den Zustand der Autos betrifft. Da keiner das kontrolliert, sind viele Schrottautos unterwegs. Während sich die Arbeitgeber durch öffentliche Aufträge satt machen und sich Luxusreisen/-Autos gönnen, werden die Löhne der Arbeiter gering gehalten. Mein Lohn wurde gekürzt. Trotz Vollzeit Wohngweld. Traurig. Also Jobwechsel - Es herrscht Fahrermangel und immer mehr Angehörige suchen vergebens

  6. 4.

    Wurde ja auch Zeit für mehr Geldvin Brandenburg. Es heißt ja dauernd, Arbeit müsse sich lohnen. Davon sind wir noch ein Stück entfernt. Vielleicht wird's noch, aber wenn die Industrie abwandert, klappt das nicht. Der Industrie ist es egal, wie Brandenburg wählt, sonst hätten sich Konzerne nicht massenhaft in Russland oder China angesiedelt. Es geht immer um die Kosten und den Profit.

  7. 3.

    Das sind tolle Nachrichten. Mehr Geld für die Beschäftigten. Wann kostet dann ein Brot 8 Euro und Milch 2.50 ?

  8. 2.

    Und im Bundesranking liegt die Region wie?

  9. 1.

    Es fehlt etwas für eine Einordnung und Meinungsbildung: Der Vergleich zu anderen Ländern im Bund!

Nächster Artikel