Mietensteigerungen
In Berlin ist die Wohnungsnot längst legendär - mittlerweile reißen sich Suchende aber auch in Potsdam um die viel zu wenigen freien Wohnungen. Die Stadtverwaltung setzt auf schnelle Lösungen - und kritisiert die Bundesbauministerin.
Aus Sicht der Stadt Potsdam reicht Neubau nicht aus, um ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das sei nur ein Teil der Lösung, sagte der zuständige Fachbereichsleiter in der Potsdamer Stadtverwaltung, Gregor Jekel, am Donnerstag im rbb24 Inforadio.
Der Potsdamer Fachbereichsleiter kritisierte in dem Zusammenhang auch Pläne von Bundesbauministerin Geywitz [tagesschau.de]. Demnach soll es Steueranreize in der Baubranche geben. Das würde aber nur privaten Bauherren nützen und nicht den kommunalen Gesellschaften, so Jekel. Wenn gebaut wird, dann müsse dabei auf geförderten Wohnungsbau gesetzt werden.
Jekel geht davon aus, dass in Zukunft "insgesamt deutlich weniger" gebaut werde. Das Bauen werde immer teurer - nun würden auch die Kosten für die Finanzierung über Kredite anziehen, sagte Jekel. Das alles führe dazu, dass das Bauen so teuer werden würde, dass das Wohnen hinterher nicht mehr finanzierbar sei.
"Wenn gebaut wird und hinterher sind dann Mieten von 20 Euro (pro Quadratmeter) nötig, um die Baukosten zu refinanzieren, dann glaube ich nicht, dass das dem Wohnungsmarkt in Gänze hilft", so Jekel. Das würden auch die Bauherren wissen - "die denken sich 'Das können wir sowieso nicht am Markt platzieren'", so Jekel weiter. Deswegen würden Bauvorhaben verschoben werden.
Um auch kurzfristig Schwung in den Wohnungsmarkt zu bekommen, schlug Jekel vor, stärker zu steuern, wer in die neuen Wohnungen einzieht. So gebe es bei den kommunalen Wohnungsunternehmen daher den sogenannten "Potsdam-Bonus": Suchende, die schon aus Potsdam kommen, hätten etwas höhere Chancen, zum Zuge zu kommen - zumal dann auch weitere Wohnungen in Potsdam frei werden würden, so Jekel.
Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), will die Möglichkeiten ausweiten, kurzfristig an Wohnraum zu kommen. Rund 80 Prozent der Wohnungssuchenden in Berlin hätten kaum eine Chance, eine bezahlbare Wohnung zu finden, sagte Wegner dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Er unterstrich das Vorhaben der schwarz-roten Koalition, einen Wohnberechtigungsschein (WBS) für mehr Wohnungssuchende auszustellen. Bisher hätten nur Menschen mit wenig Geld die Möglichkeit, mit einem WBS an günstige Wohnungen zu kommen - für die "breite Masse" seien die Aussichten allerdings schlecht, so Wegner.
Er kündigte an, den Wohnberechtigungsschein so auszuweiten, dass auch Normalverdiener eine bezahlbare Wohnung in der Hauptstadt finden können. "Ich werde nicht zulassen, dass eine Verkäuferin oder ein Polizist nach Brandenburg ziehen muss, weil sie sich die Stadt, in der und für die sie arbeiten, nicht mehr leisten können", sagte Wegner.
Allerdings gibt es in Berlin schon jetzt viel mehr Haushalte mit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein als Sozialwohnungen. Wie Angaben der Bundesregierung kürzlich zeigten, ist die Zahl der Sozialwohnungen in Berlin zuletzt erneut gesunken.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.08.23, 09:20 Uhr
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