Berliner Lieferando-Fahrer kämpfen mit Warnstreik für Tarifvertrag
Im Streit um einen Tarifvertrag beim Essenslieferdienst Lieferando haben am Donnerstag zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer in Berlin ihre Arbeit niedergelegt. Etwa 100 von ihnen protestierten vor der Unternehmenszentrale in Kreuzberg. Aufgerufen zu dem Warnstreik hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Bislang gibt es bei Lieferando keinen Tarifvertrag. Das Unternehmen lehnt Verhandlungen darüber ab.
Das Geschäft mit Uber-Fahrten rechnet sich nicht. Zumindest nicht für die Fahrer. Die Folgen sind Schwarzarbeit, Bezahlung unter Mindestlohn und Sozialleistungsbetrug. Eine Recherche von Kontraste und rbb24 Recherche. Von Jana Göbel und Susett Kleine
Laut Lieferando können Berliner Konsumenten aber weiterhin bestellen. "Restaurants mit eigenen Fahrern sind nicht vom Streik betroffen, und wir haben unser Personal für die bestreikte Schicht aufgestockt", teilte das zum niederländischen Konzern Just Eat Takeaway gehörende Unternehmen am Donnerstag mit.
Lieferando spricht von Wettbewerbsnachteil
Zu ähnlichen Aktionen hatte die NGG bereits in anderen größeren Städten aufgerufen. Die Gewerkschaft will damit eigenen Angaben zufolge den Druck auf Lieferando erhöhen. Man habe den Eindruck, das Unternehmen spiele auf Zeit, hieß es. Deshalb trage man den Protest direkt vor das Lieferando-Hauptquartier in Berlin, so ein Sprecher der Gewerkschaft.
Zu den Kernforderungen gehört ein Stundenlohn von mindestens 15 Euro, die Zahlung eines 13. Monatsgehalts und angemessene Zuschläge für Abend-, Sonn-, und Feiertagsschichten.
Lieferando verweist stets auf den aktuellen Stundenlohn, der bereits bei 14 Euro liege. Das sei "mehr als Servicekräfte der Gastronomie und vergleichbar viel wie Lieferfahrer der Systemgastronomie nach Tarif", hieß es. "Ein Inseltarifvertrag würde Wettbewerbsunterschiede weiter verschärfen, so dass noch weniger Anbieter direkt anstellen", teilte ein Sprecher mit.