Die aktuellen Preissteigerungen machen vielen Veranstaltungsorten in Berlin zu schaffen. Hinzu kommen Probleme mit Corona-Hilfen, Ärger über Lärm und Anforderungen von Ämtern. Laut Clubcommission ist die Stimmung düster.
Viele Berliner Clubs sehen sich wegen gestiegener Kosten in finanzieller Not. Zu diesem Urteil kommt die Clubcommission, die Interessensvertretung der Clubs und Veranstaltungsorte in der Stadt. Am Donnerstag teilte sie mit: "Die Berliner Clubkultur, weltweit bekannt für ihre Einzigartigkeit, Diversität und Progressivität, steht derzeit vor einer existenziellen Bedrohung aufgrund der wirtschaftlichen Lage."
Laut der Mitteilung hat die Clubcommission 50 Clubs und Kollektive zu ihrer aktuellen Situation befragt. Die Rückmeldungen zeigen demnach zum Teil ein recht eindeutiges Bild. Die Frage, ob die allgemeinen Preissteigerungen sie vor Probleme stellen würden, wurde von 47 Clubs beantwortet - rund 90 Prozent davon bejahten dies.
Elektronische Musik wird schneller und poppiger. Das zeigt eine Analyse des rbb|24-Datenteams. Welche Rolle Corona dabei gespielt hat und was das mit den Dancefloors und Künstler:innen in Berlin macht, versucht Haluka Maier-Borst zu verstehen.
60 Prozent gaben an, allgemein finanzielle Schwierigkeiten zu haben und rund die Hälfte klagt über die gestiegenen Energiepreise. Gleichzeitig berichtet ein Großteil der befragten Clubs von einem erheblichen Umsatzrückgang im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie. Manche Betreiber gaben an, ohne staatliche Hilfe nicht auskommen zu können.
Mensch Meier gibt auf
Ein weiteres Sorgenthema sei das Verhältnis zu Nachbarn, so die Clubcommission. Die Zahl der Beschwerden über die Lautstärke von Clubs sei derzeit höher als noch vor dem Beginn der Corona-Pandemie. Von den 46 Betreibern, die auf eine entsprechende Frage antworteten, sagten 37 Prozent, dass sie teilweise deutlich mehr Beschwerden zur Lautstärke erhielten.
Auch gestiegene Energiekosten, Personalmangel, Mietsteigerungen, Bürokratie sowie die Rückzahlung von Coronahilfen oder Steuernachzahlungen, die sich aus Hilfen ergeben, seien Probleme, die viele Veranstalter in Berlin aktuell umtreiben, heißt es. Der Club Mensch Meier habe aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage bereits angekündigt, schließen zu wollen. Ein weiterer werde aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Vermieter demnächst umziehen. Der mögliche Bau des Abschnitts 17 der A100 bedrohe zudem zahlreiche Clubs in Friedrichshain.
Zu den Problemen der Clubbetreiber äußerten sich Politiker aus dem Abgeordnetenhaus Berlins. Der Sprecher der Grünen für Clubkultur, Julian Schwarze, mahnte an, dass Clubs als Kulturorte anerkannt und gefördert werden sollten. "Der Kultursenator Chialo muss die Sorgen der vielen Clubs endlich ernst nehmen und passende Unterstützungsangebote auf den Weg bringen."
Der Sprecher für Clubkultur der Linke-Fraktion, Niklas Schenker, forderte auch einen Schutz der Kulturstätten. "Die Berliner Clubkultur gehört zur DNA der Stadt. Die Berichte der Clubcommission sehen wir mit großer Sorge."