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Video: Super.Markt | 30.10.2023 | Lorenz Bille | Quelle: imago images/R. Wölk

Kein Zugriff auf Konten

Zahlreiche Postbank-Kunden in Berlin und Brandenburg klagen über IT-Probleme

Falsche Überweisungen, fehlerhafte Abbuchungen und gesperrte Konten: seit Anfang des Jahres häufen sich die Beschwerden über die Postbank. Trotz anderslautender Darstellung der Postbank reißt der Ärger nach der Umstellung auf ein neues IT-System nicht ab.

Bei den Verbraucherzentralen in Berlin und Brandenburg geht noch immer eine Vielzahl von Beschwerden von gefrusteten Kontoinhabern ein, wie Nachfragen des rbb ergeben. Auch an den rbb haben sich vermehrt Zuschauer gewendet, die Ärger mit der Postbank äußern. Betroffene kritisieren die Bank für extrem lange Bearbeitungszeiten, schlechte Kommunikation und Nicht-Erreichbarkeit. In einem Fall konnte ein Postbankkunde 36 Tage lang nicht auf sein Konto zugreifen. In einem anderen Fall sogar fast ein halbes Jahr.

Hintergrund ist, dass die Postbank Anfang des Jahres die Daten von zwölf Millionen Kundinnen und Kunden ins Computersystem ihrer Muttergesellschaft Deutsche Bank eingefügt hat. Das Management begründete das damit, Kosten sparen, aber auch einen besseren Service anbieten zu können.

Der Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen kritisiert im Verbrauchermagazin Super.Markt, er habe "so ein Desaster" noch nie erlebt. "Das ist schon eine Herausforderung, das will ich gar nicht bestreiten. Aber wenn es dann nicht gut klappt, ist die eigentliche Herausforderung, dass ich hinten raus die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben muss, die sich um die Kunden kümmern, damit die damit klarkommen. Ein Bankkonto, das ich nicht erreichen kann, brauch ich nicht mehr", sagt Tenhagen.

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Sonderbeauftragter der Bafin eingeschaltet

Die Kommunikationsabteilung der Postbank hingegen teilte Super.Markt auf Anfrage mit, es gebe keine grundlegenden IT-Probleme, sondern handele sich um "individuelle Störungen" bei einzelnen Kunden. Zugleich gab sie zu, dass es derzeit deutlich mehr Anfragen in Verbindung mit IT-Problemen gibt: "Dadurch kommt es in einigen unserer Serviceprozesse weiterhin zu teils deutlich verlängerten Bearbeitungszeiten", hieß es von der Bank.

Die Hotlines sind weiterhin überlastet, die technischen Probleme noch nicht gelöst. Verbraucherschützer haben deswegen die Bankenaufsicht Bafin eingeschaltet. Ein Sonderbeauftragter überwacht nun die Abläufe bei der Postbank, um so "schnell den Normalzustand wiederherzustellen, so wie er vertraglich vereinbart und gesetzlich vorgeschrieben ist", wie die Bafin dem rbb mitteilte.

Betroffene dürfen wechseln - auch bei gesperrtem Konto

Die Postbank-Verantwortlichen beteuern dem rbb gegenüber, mit verschiedenen Maßnahmen daran zu arbeiten, die Bearbeitungsdauer für betroffene Kunden zu verkürzen. Unter anderem habe man die Anzahl der Service-Mitarbeiter deutlich erhöht.

Wichtig zu wissen: Betroffene können eine einstweilige Verfügung erwirken, um an ihr Geld zu kommen – oder einfach die Bank wechseln, das geht auch bei einem gesperrten Konto. Seit Jahresbeginn haben sich in Brandenburg 60, in Berlin 70 Kunden und Kundinnnen bei den Verbraucherzentralen gemeldet. Das klingt wenig, sei aber nur "die Spitze des Eisberges", sagte Isabel Glitschka, eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Fast die Hälfte aller Postbank-Filialen sollen geschlossen werden

Die offensichtlich immer noch ungelösten IT-Probleme der Postbank fallen auch deshalb ins Gewicht, weil die Konzernmutter Deutsche Bank künftig - wie alle anderen Geldinstitute - Bankfilialen schließen wird und langfristig fast nur noch Online-Banking eine Rolle spielt. Das Vertrauen der Kundinnen und Kunden in die Fähigkeiten der Postbank aber, reibungsloses Online-Banking anzubieten, dürfte angesichts der gegenwärtigen Probleme nicht eben wachsen.

Am Montag kündigte der Privatkunden-Chef der Deutschen Bank, Claudio de Santis, an, in den nächsten zwei Jahren bis zu 250 der derzeit noch 550 Postbank-Zweigstellen zu schließen - also fast die Hälfte aller Filialen. Viele seien seit langem unprofitabel.

Den Plänen zufolge sollen die verbleibenden Postbank-Standorte als sogenannte Tech-Center Dienstleistungen für die Kundinnen und Kunden erbringen. Ob und wie viele Arbeitsplätze durch die Filialschließungen verloren gehen werden, sagte de Sanctis nicht. Die geplante Umstrukturierung werde zu "sehr bedeutenden Kosteneinsparungen führen, und diese sollten die Investitionen, die wir tätigen müssen, mehr als ausgleichen", sagte der Manager. In Berlin und Brandenburg gibt es noch Dutzende Postbank-Filialen.

Sendung: Super.Markt, 30.10.2023, 20:15 Uhr

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