Seit 27 Jahren in der Friedrichstraße
Für eine ihrer wenigen Filialen außerhalb Frankreichs wählte Galeries Lafayette Berlin aus. Nun ist das Aus beschlossen: Ende kommenden Jahres soll das Luxus-Kaufhaus schließen. Über die Nachnutzung wird bereits seit einiger Zeit spekuliert.
Die französische Kaufhauskette Galeries Lafayette will den Mietvertrag für ihr Kaufhaus in der Berlin nicht verlängern. Die Filiale soll ihren Betrieb einstellen, sobald der Mietvertrag Ende 2024 ausläuft. Darüber sei am Mittwoch die Arbeitnehmervertretung informiert worden, teilte Galeries Lafayette am Mittwoch mit.
Das Unternehmen begründet den Schritt mit den veränderten Konsumverhalten der Kundschaft, die sich vom Einzelhandel abwenden. "'Galeries Lafayette' wird gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung alles tun, um die 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geschäfts während des gesamten Prozesses bestmöglich zu unterstützen", hieß es in einer Mitteilung.
Die Berliner Filiale öffnete 1996, und war zuletzt der älteste noch existierende internationale Standort der Kaufhauskette außerhalb Frankreichs. Man sei "nicht mehr davon überzeugt, dass 'Galeries Lafayette' gut geeignet ist, auf diesem Markt weiter tätig zu sein."
Das Unternehmen besitzt laut eigenen Angaben 19 Filialen in Frankreich und ist dort an 38 weiteren beteiligt. Im Ausland existieren aktuell zehn Kaufhäuser unter diesem Namen, weitere sind geplant.
Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) äußerte sich bedauernd zum nun verkündeten Aus. "27 Jahre lang war das Kaufhaus ein Anziehungspunkt in der Friedrichstraße", teilte sie auf Anfrage mit. "Wir unterstützen jetzt die Bemühungen des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, den Beschäftigten der Galeries Lafayette eine Perspektive anbieten zu können."
Auch der Handelsverband zeigte sich enttäuscht. "Wir nehmen die Entscheidung unseres Mitglieds sehr betroffen zur Kenntnis, aber auch mit Verständnis, denn sie ist Ausdruck der angespannten Lage im Berliner Einzelhandel", sagte Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist für alle bedauerlich, wenn sich dieses Mitglied der Familie dazu entscheidet, aus Berlin fortzugehen."
Im Berliner Senat gibt es schon seit längerem Überlegungen, das Haus in der Friedrichstraße zu kaufen und dort die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) unterzubringen. Nachdem sich zunächst Kultursenator Joe Chialo (CDU) für einen Umzug der Bibliothek ausgesprochen hatte, unterstützte später auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) das Vorhaben. Auch der Direktor der ZLB, Volker Heller, sprach sich für diesen Schritt aus.
Über einen Kaufpreis wurde mit dem bisherigen Eigentümer des Quartier 207 bereits verhandelt, die Finanzierung ist allerdings noch unklar.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags bezeichneten wir das Galeries Lafayette in Berlin als das erste Kaufhaus der Kette außerhalb Frankreichs. Das ist so nicht korrekt. Schon früher gab es internationale Filialen, etwa in London, Casablanca, Singapur oder New York, die aber nicht mehr existieren, so dass Berlin zum Zeitpunkt der Öffnung 1996 der einzige internationale Ableger war. Wir haben das präzisiert.
Sendung: Radioeins, 04.10.23, 19:30 Uhr
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