Personalmangel
Weil Hunderte Fahrer fehlen, ist das Busangebot der BVG schon länger eingeschränkt. Doch nun wird der Fahrplan erneut drastisch gekürzt. Für die Verkehrssenatorin eine "ganz bittere Nachricht", zumal Entspannung nicht in Sicht ist. Von Thorsten Gabriel
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) reduzieren ihr Busangebot zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember weiter. Wegen Personalmangels werde der Busfahrplan um insgesamt sechs Prozent reduziert, teilte BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt dem rbb mit. Anstatt der geplanten 100 Millionen werden es nur 94 Millionen Buskilometer.
Bereits jetzt könnten 2,5 Prozent der vereinbarten Fahrleistung nicht erbracht werden, weil 350 Busfahrerinnen und -fahrer fehlten. Mit der Kürzung des Fahrplans solle trotz reduzierten Angebots zumindest Verlässlichkeit für die Fahrgäste geschaffen werden. "Wir haben uns schweren Herzens dazu entschlossen, um wieder Stabilität in den Plan zu bekommen", so Erfurt.
Wo genau das Angebot gekürzt werde, will die BVG zwei Wochen vor Inkrafttreten des neuen Fahrplans bekanntgeben. Fest steht aber, dass größtenteils außerhalb der Stoßzeiten reduziert werden soll, etwa zur Mittagszeit, am späten Nachmittag sowie am Wochenende. Auch soll dies vor allem dort geschehen, wo es Parallelangebote gebe oder auf eher touristisch nachgefragten Strecken wie der Linie 100, 200 und 300. Alle 6.500 Haltestellen würden aber weiterhin bedient. Schulen, Krankenhäuser und andere wichtige Ziele sollen in gewohntem Umfang angefahren werden.
Die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) nannte die geplanten Fahrplankürzungen eine "ganz bittere Nachricht", zumal die Ausfälle der Bus-Versorgung einem ganzen Bezirk entsprächen. Die Bemühungen der BVG, Personal zu rekrutieren, müssten mit Hochdruck weiterlaufen. Gleichzeitig betonte Schreiner, dass der Senat gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben daran arbeite, die Rahmenbedingungen auf der Straße für den Busverkehr zu verbessern. Es werde identifiziert, wo Busspuren ausgebaut und weitere Vorschaltampeln eingerichtet werden könnten.
Für den Berliner Fahrgastverband IGEB ist das "eine katastrophale Nachricht", sagte deren Sprecher Jens Wieseke der rbb24 Abendschau am Freitagabend. Umgerechnet auf Spandau bedeuteten die BVG-Pläne, dass hier gar keine Busse mehr fahren würden, sondern nur noch die U7. Da der Westteil Berlins größtenteils Straßenbahn-frei sei, treffe es diese Bezirke härter, so Wieseke. "Es werden Verstärkerfahrten fehlen, es wird kuscheliger in Bussen, und das ist ein Problem. Es wird nicht attraktiver, weder für das Personal noch für die Passagiere."
Eine Entspannung der Personalsituation ist kurzfristig nicht in Sicht. "Wir stellen ein, wir stellen ein, wir stellen ein", betonte der Betriebsvorstand. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt sei aber weiter sehr angespannt. "Da wird schon mit sehr harten Bandagen gespielt." Es werde auf dem Markt auch "viel über Geld geregelt", sagte Erfurt und spielte darauf an, dass private Unternehmen Wechselprämien anbieten würden. "Wir spielen dort fair, wir machen keine Deals unter dem Tisch oder werben mit Handgeldern."
Im nächsten Jahr will die BVG nach den Worten Erfurts 950 neue Fahrerinnen und Fahrer einstellen. 800 von ihnen sollen direkt bei der BVG ausgebildet werden. Für 2024 seien bereits zwei Dutzend Werbeveranstaltungen auf BVG-Betriebshöfen geplant, bei der Interessierte Busse auch Probefahren dürften. Außerdem soll das BVG-interne Empfehlungsprogramm ausgeweitet werden. Bislang erhalten BVG-Beschäftigte 1.500 Euro, wenn sie Bekannte als neue Fahrerinnen und Fahrer werben würden. Diese Prämie soll noch in diesem Jahr auf 2.500 Euro erhöht werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 17.11.2023, 8 Uhr
Beitrag von Thorsten Gabriel
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