Tarifstreit im öffentlichen Dienst
Zum Auftakt der zweiten Tarifrunde für die Landesbeschäftigten im Öffentlichen Dienst hat die Gewerkschaft Verdi Berliner Pädagogen für Donnerstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Dem Streikaufruf seien "deutlich über 2.000 Beschäftigte vor allem aus den fünf Kita-Eigenbetrieben Berlin" nachgekommen, wie Verdi mitteilte.
Sie hätten am Vormittag vor dem Konferenzhotel Potsdam demonstriert, so Verdi - dort verhandeln ab Freitag Vertreter der Länder und Gewerkschafter über einen neuen Tarifvertrag. Bereits zuvor hatte Verdi-Sprecher Kalle Kunkel dem rbb gesagt, es seien insgesamt acht Busse mit Streik-Teilehmenden nach Potsdam gefahren, dazu kämen viele individuell Anreisende.
Verdi-Regionalchefin Andrea Kühnemann teilte bei der Demonstration mit, das Land Berlin müsse "ein starkes Interesse an der Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes haben. Wir erwarten, in dieser Verhandlungsrunde eine klare Zusage der Arbeitgeber, dass die Verbesserungen aus dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst übernommen werden. Alles andere wäre ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten."
"Die Streikbeteiligung hat gezeigt, dass die Hütte in den Kitas brennt. Die Kolleg:innen sind nicht mehr bereit den Personalnotstand hinzunehmen. Wir brauchen eine bessere Bezahlung, um mehr Menschen für die Arbeit in den Kitas zu gewinnen", fügte Martina Breitmann hinzu, die eine Kita leitet.
Am Donnerstagabend wurden die Tarifverhandlungen zunächst vertagt. Am Freitagmorgen (ab 9:30 Uhr) wolle man sich in Potsdam erneut zusammensetzen, teilte ein Sprecher von Verdi mit.
Bei dem Tarifstreit geht es der Gewerkschaft zufolge um die Gehälter für rund 1,1 Millionen Angestellte. Betroffen sind zudem rund 1,4 Millionen Beamte, auf die das Ergebnis üblicherweise übertragen wird.
Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr. Die erste Verhandlungsrunde in Berlin war ohne Ergebnis geblieben.
Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder machte deutlich, dass die Finanzierung der aktuellen Forderungen für die Länder nicht leistbar wäre. Ziel sei es, vor Weihnachten eine Einigung in den Tarifverhandlungen zu finden.
Der Beamtenbund dbb hat derweil deutlich mehr Tempo bei den Verhandlungen gefordert. "Uns läuft die Zeit davon", sagte dbb-Chef, Ulrich Silberbach, der dpa am Donnerstag. Es müsse bereits in dieser Verhandlungsrunde zu spürbaren Annäherungen zwischen den Positionen kommen.
"Die Arbeitgebenden schieben die notwendigen Entscheidungen und Prioritätensetzungen schon viel zu lange vor sich her. Jetzt muss umgesteuert und investiert werden", sagte Silberbach. Die Forderungen seien zeitgemäß, verhältnismäßig und finanzierbar und die Lage beim öffentlichen Dienst prekär.
Sendung: radioeins, 02.11.2023, 06:30 Uhr
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