Siemens Energy eröffnet Fabrik für Elektrolyse-Geräte in Moabit
Wasserstoff, der nicht aus Erdgas, sondern aus Wasser gewonnen wird, ist ein Baustein der Energiewende. Siemens Energy stellt in Berlin nun Elektrolyseure her, also Geräte, mit denen man diesen grünen Wasserstoff erzeugen kann. Von Anja Dobrodinsky
In den kommenden zwölf Monaten will Siemens Energy in Berlin Elektrolyse-Geräte mit einer Leistung von einem Gigawatt herstellen. Im Jahr darauf soll sich die Produktionsmenge verdoppeln. Und ab 2025 sollen es drei Gigawatt sein, erklärt Thomas Bagus. Er leitet bei Siemens Energy die Fertigung für die Elektrolyse.
Damit könnten im Schnitt jedes Jahr rund 300.000 Tonnen Wasserstoff hergestellt werden. Würde der Wasserstoff als Ersatz für fossile Brennstoffe eingesetzt, könnten theoretisch 15 Prozent der jährlichen Berliner Kohlendioxidemissionen eingespart werden. Mit ihrer Kapazität wird die neue Fabrik eine der größten der Welt sein, sagt Bagus.
Siemens Energy hat schon vorher Elektrolyse-Geräte hergestellt. Nun passiert das aber zum ersten Mal in Serienproduktion. Die ist Voraussetzung, damit grüner Wasserstoff weltweit großflächig eingesetzt und fossile Energieträger ersetzen kann. Denn dazu muss er in großen Mengen hergestellt werden. Und das gehe nur mit günstigen Elektrolyseuren, so Bagus.
Am Standort Berlin-Moabit erfolgen die allermeisten Produktionsschritte. Es werden zum Beispiel Materialien gedruckt, aus denen dann die Membranen für die Zellen des Elektrolyseurs hergestellt werden. Diese Zellen spalten das Wasser später unter Einsatz von Strom in Sauerstoff und Wasserstoff auf. Aus fünfzig solcher Zellen wird ein sogenanntes Stack gebaut und aus 24 Stacks dann ein Elektrolyseur. Dieser letzte Schritt passiert aber an anderen Standorten wie zum Beispiel in Mühlheim.
Joint Venture
Oder beim Partner, dem französischen Industriegasunternehmen Air Liquide. Die Elektrolyse-Fertigung gehört nämlich nicht Siemens allein, sondern ist ein deutsch-französisches Gemeinschaftsunternehmen, neudeutsch Joint Venture. Air Liquide ist einer der größten Wasserstoffproduzenten der Welt, wie Thomas Bagus erklärt.
Bisher erzeugt das Unternehmen den Wasserstoff aber aus Erdgas. In Zukunft soll sich die Produktion hin zu grünem Gas verschieben. Die ersten fertigen Elektrolysegeräte werden an einen Air-Liquide-Standort in der Normandie geliefert. Weitere Projekte von Siemens Energy sind in Dänemark und Schweden geplant. Hier soll der Wasserstoff in der Schifffahrt eingesetzt werden. Wie viel Kunden für einen Elektrolyseur ausgeben müssen, will Siemens Energy nicht verraten.
Die Bundesregierung setzt auf deutlich mehr Wasserstoff. Doch noch fehlt das Transportnetz dafür. Allein durch Brandenburg soll ein Pipelinenetz von hunderten Kilometer Länge gehen. Auch bestehende Leitungen kommen ins Spiel. Von Andreas B. Hewel
Kein Neubau - Geld vom Staat
Die neue Produktionslinie wurde in eine schon bestehende Werkshalle von Siemens Energy eingebaut. Sie ist etwa 2.000 Quadratmeter groß. Die Mitarbeiter stammen aus anderen Bereichen des Unternehmens und haben in die Elektrolyseurfertigung gewechselt, wie Thomas Bagus erläutert. Aktuell arbeiten rund 60 Beschäftigte in der Produktion. Insgesamt hat die Elektrolyseurherstellung etwa 400 Mitarbeiter, Tendenz steigend.
Siemens Energy und Air Liquide haben 30 Millionen Euro in die neue Fertigungslinie investiert. Dazu gab es noch Fördergelder vom Bundesforschungsministerium. Zur feierlichen Eröffnung kam auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Mit ihm und der Bundesregierung verhandelt Siemens Energy derzeit über staatliche Garantien für langlaufende, teure Großprojekte. Eigentlich sollte Siemens Energy diese Garantien von seinen kreditgebenden Banken bekommen. Doch die zögern, weil eine andere Siemens-Energy-Sparte, der Windkraftbereich, zuletzt Verluste gemacht hat. Scholz äußerte sich bei der Eröffnungsfeier zuversichtlich zu den Gesprächen.