GDL-Ausstand - Zweiter Lokführer-Streik innerhalb kürzester Zeit legt Bahnverkehr lahm
Am Donnerstagabend hat der eintägige Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL zunächst im Güterverkehr begonnen. Seit 22 Uhr sind auch der S-, Regional- und Fern-Bahnverkehr lahmgelegt.
- GDL-Warnstreik im Personenverkehr ab 22 Uhr bis Freitagabend
- Notfahrplan mit rund einem Fünftel der Fernzüge
- S-Bahnen und Regionalzüge stark beeinträchtigt
- BVG, ODEG, NEB, Flixtrain nicht betroffen
- keine weiteren Streiks bis zum 7. Januar
Der zweite Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL im aktuellen Tarifstreit mit der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen hat am Donnerstag begonnen. Seit 18 Uhr legten Beschäftigte im Güterverkehr wie angekündigt die Arbeit nieder. Seit Donnerstag 22 Uhr ist auch der Personenverkehr betroffen, wie ein Bahn-Sprecher bestätigte. Der Ausstand soll hier 24 Stunden bis Freitagabend, 22 Uhr, andauern.
Dennoch will die Bahn versuchen, rund 20 Prozent des Fernverkehrs während des Ausstands aufrechterhalten. Im Regionalverkehr erwarte die Bahn aufgrund des Warnstreiks große Unterschiede je nach Region, sagte Bahnsprecher Achim Stauß. Auswirkungen würden auch über das Wochenende hinaus zu spüren sein. Die Bahn empfiehlt ihren Fahrgästen erneut, Reisen zu verschieben oder auf Fahrten bis Freitagabend zu verzichten.
Weselsky spricht vom letzten Warnstreik in 2023
Laut GDL-Chef Claus Weselsky ist es der letzte Warnstreik in diesem Jahr. "Wir werden diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen und es ist für dieses Jahr die letzte", sagte Weselsky am Mittwoch im MDR. Bis zum 7. Januar werde es keinen weiteren Arbeitskampf geben.
Auch Berliner S-Bahn wird bestreikt
Zum Warnstreik aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn einschließlich der S-Bahn-Betriebe in Berlin und Hamburg sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev, AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer Unternehmen.
Die S-Bahn Berlin forderte ihre Kunden auf: "Bitte rechnet auch vor und nach dem Streik mit Einschränkungen." Fahrgäste in Berlin sollten auf U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse umsteigen.
Die BVG ist nicht davon betroffen, ebensowenig wie die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), Flixtrain und die ODEG. Letztere wies aber am Mittwochabend darauf hin, dass es auf allen Linien zu Störungen kommen kann [odeg.de].
Bahn veröffentlich online Notfahrplan
Mit dem Arbeitskampf setzt die GDL die Bahn kurz vor dem sogenannten großen Fahrplanwechsel an diesem Sonntag unter Druck. Dieser sieht eigentlich zahlreiche neue Fern- und Regionalverkehrsverbindungen und eine Aufstockung der Zugflotte vor. Doch bevor neue Züge auf die Schiene kommen, muss die Bahn nun zunächst zahlreiche umdisponieren. Bis einschließlich Sonntag gilt wegen des Warnstreiks jeden Tag ein anderer Fahrplan - Dauerstress für die Beschäftigten in den Leitstellen. Der Notfallplan ist auf der Unternehmensseite t [bahn.de] online.
"In den Auskunftsmedien auf bahn.de und in der App DB Navigator sind ab sofort alle Verbindungen des Notfahrplans abrufbar", teilte der Konzern am Vormittag mit.
Für diese Fahrten sollen demnach Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt werden. "Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", teilte das Unternehmen mit. Reisende werden gebeten, sich vor Fahrtantritt zu informieren, ob ihre Verbindung verfügbar ist. Zudem könnten sich Betroffene unter der kostenlosen Rufnummer 08000-996633 über Zugausfälle im Regional- und Fernverkehr informieren, hieß es.
Erneut bietet die Bahn ihren Kundinnen und Kunden an, ihre am 7. oder 8. Dezember geplante Reise zu verschieben, sie hob die Zugbindung an diesen Tagen auf. Fahrgäste können ihre Reise dieses Mal aber nicht nur später antreten, sondern auch vorverlegen und ihre Tickets bereits vor dem Streikstart am Donnerstagabend nutzen. Sie können außerdem Züge mit einer anderen Streckenführung zu ihrem Zielort nutzen, als ihr ursprünglich gebuchter.
Bis zum Start des neuen Fahrplans sind die Streikauswirkungen im Personenverkehr aller Voraussicht nach aber kein Thema mehr.
Letzter GDL-Streik Mitte November
Die GDL will mit der Aktion den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Sie will so unter anderem der Forderung nach einer Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter Nachdruck verleihen. Knackpunkt ist vor allem die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber lehnen das bisher ab.
Zuletzt streikte die GDL bei der Bahn am 15. und 16. November. Bei dieser 20-stündigen Arbeitsniederlegung fielen gut 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fernverkehrsfahrten aus. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen in manchen Bundesländern noch deutlicher, in einigen Regionen fuhr zeitweise quasi kein Zug und kaum eine S-Bahn.
Im Januar drohen längerer Arbeitskämpfe
Die parallel gestartete Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern dauert noch einige Zeit an. Das Ergebnis soll am 19. Dezember vorliegen. Dann sind auch unbefristete Streiks möglich. Weselsky rechnet eigenen Aussagen zufolge mit einer Zustimmung von 90 Prozent. Mehr als 75 Prozent sind nötig, wenn die GDL zu solchen Arbeitskämpfen aufrufen will. Die Mitglieder müssen die Maßnahme absegnen, denn Streiks können für sie ins Geld gehen. Das Streikgeld der Gewerkschaft gleicht in der Regel nur einen Teil der Lohn- und Gehaltseinbußen aus, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei Arbeitskämpfen entstehen können.
Ein Ausweg aus der Tarifmisere ist derzeit nicht erkennbar. Rund zwei Wochen ist es her, dass die GDL die Verhandlungen bei der Bahn hat scheitern lassen. Viel miteinander geredet wurde seither dem Vernehmen nach nicht. Die Fronten sind insbesondere beim Thema Arbeitszeitreduzierung verhärtet. Zudem will die GDL ihren Einflussbereich ausweiten und bei der Bahn auch für die Beschäftigten der Infrastrukturtochter DB Netz Tarifverträge abschließen. Die Bahn lehnt das ab und verweist auf die dort bereits existierenden Tarifregelungen mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Sendung: rbb24 Abendschau, 7.12.2023, 19:30 Uhr