Grüne Woche beginnt im Schatten der Bauernproteste
Wenn am Donnerstagabend die Grüne Woche in Berlin beginnt, werden dort auch die Bauernproteste Thema sein. Beim Presserundgang erneuerte Bauernpräsident Rukwied seine Kritik - und schloss neue Proteste nur zum Start der Messe aus.
Die Internationale Grüne Woche wird am Donnerstagabend in Berlin eröffnet. Die 88. Ausgabe der Agrarmesse steht auch unter dem Eindruck von Bauernprotesten gegen den Abbau von Subventionen und einer Debatte um neue Perspektiven für die Branche.
Zur Eröffnungsfeier sollen unter anderem Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne), EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kommen.
Die Bauernproteste gegen Subventionskürzungen haben Gütertransport und Verkehr in der Region teilweise lahmgelegt. Mit Autobahnblockaden, Kolonnen und Schleichfahrten protestierten Landwirte gegen die Sparpläne der Bundesregierung.
Bei der diesjährigen Ausgabe der Grünen Woche werden rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern erwartet. Die Messe Berlin geht davon aus, dass es "locker" mehr als 300.000 Besucher werden, sofern keine Streiks bei der Bahn oder im Nahverkehr oder Blitzeis auf den Straßen dazwischenkommen.
Die Messe steht ab Freitagmorgen Verbraucherinnen und Verbrauchern offen. Zu den beliebtesten Angeboten zählen alljährlich eine große Blumenhalle sowie die Tierhalle, in der unter anderem Kühe, Schafe und Esel präsentiert werden. Die Messe dauert bis zum 28. Januar.
Angestaute Wut unter den Landwirten
Die Debatte um Subventionskürzungen beim Agrardiesel ist in diesem Jahr auch auf der Agrarmesse ein großes Thema. Bauernpräsident Joachim Rukwied forderte am Mittwoch erneut, dass die geplanten Kürzungen zurückgenommen werden - vorher wolle er nicht über andere Themen wie etwa eine Tierwohlabgabe diskutieren.
Der Unmut der Bäuerinnen und Bauern wurde zuletzt bei den Protesten in Berlin und Brandenburg deutlich. Sie wurden von den geplanten Subventionskürzungen ausgelöst, viele der Landwirte berichteten aber von angestautem Ärger und dem Gefühl, seit Jahren benachteiligt zu werden.
"Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Landwirte nach der Wende in dieser Art und Weise ihren Unmut gegenüber der Politik zum Ausdruck gebracht haben", sagte Rukwied über die Protestwoche. Sollten die geplanten Kürzungen beim Agrardiesel nicht zurückgenommen werden, gingen die Landwirte wieder auf die Straße. Bauernproteste zur Grüne-Woche-Eröffnung sind laut Rukwied aber nicht geplant.
Auf den größeren Straßen in Brandenburg geht aufgrund der Bauernproteste wenig bis gar nichts. Es regiert die Wut der Landwirte auf die Ampel-Koalition. Doch auch Protest sollte Grenzen haben. Ein Kommentar von Andreas Oppermann
Landwirtschaft vor äußerst schwierigen Zeiten
Nach Einschätzung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY steht die Landwirtschaft vor äußerst schwierigen Zeiten: Nach einer Hochphase seien die Preise für Agrarprodukte in den vergangenen sechs Monaten wieder abgestürzt, die Kosten aber - etwa für Futter oder Energie - seien auf einem hohen Niveau geblieben.
EY zufolge hat die deutsche Agrarwirtschaft im vergangenen Jahr mehr als 300 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Das sei nach jetzigem Stand ein Plus von acht Prozent. Der Zuwachs beruhe aber auf Preis- und nicht auf Mengensteigerungen, sagte Christian Janze von EY in Hannover.
Neben der Landwirtschaft präsentiert auf der Grünen Woche auch die Ernährungsindustrie ihre Neuheiten. Die Branche hat nach eigenen Angaben aufgrund hoher Preise und der damit verbundenen Zurückhaltung der Verbraucher ein durchwachsenes Jahr hinter sich. Inflationsbereinigt gingen die Erlöse im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) um knapp ein Prozent zurück.