Streit um Autobahntunnel
Mit dem Bau der rund 5.000 Wohnungen im Berliner Schumacher-Quartier geht es nicht voran. Denn wegen des Autobahntunnels unter den geplanten Wohnhäusern gibt es weiter Streit. Nun greifen die Planer zu einem Trick. Von Sebastian Schöbel
Die Planungen für das Schumacher-Quartier in Berlin-Tegel müssen angepasst werden. Das hat der rbb von Verfahrensbeteiligten erfahren. Demnach muss der Bebauungsplan für das neue Quartier auf dem ehemaligen Flughafengelände mit rund 5.000 Wohnungen geteilt werden.
Grund ist die Verhandlung mit der bundeseigenen Autobahn GmbH, die einen größeren Abstand der Wohnhäuser vom darunterliegenden Tunnel der A 111 fordert. Seit Monaten wird bereits darüber verhandelt: Die Autobahn GmbH fordert, dass die neuen Wohnhäuser mindestens 40 Meter entfernt vom Autobahntunnel entstehen müssten.
Die Planungen sehen allerdings bislang nur einen Abstand von 15 bis 20 Meter vor. Laut rbb-Informationen zeigte sich die Autobahngesellschaft bislang nicht kompromissbereit, offizielle Anfragen des rbb dazu wurden allerdings wiederholt abgewiesen.
Wie eine parlamentarische Anfrage der Grünen zuletzt ergab, stehen beim Streit um den Autobahntunnel laut Senatsbauverwaltung bis zu 570 Wohneinheiten auf dem Spiel. Denn wenn die Wohnhäuser einen größeren Abstand vom Tunnel einhalten müssen, bleibt für das Wohnquartier insgesamt weniger Platz.
Laut rbb-Informationen wird daher bereits erwogen, die restlichen Gebäude des Schumacher Quartiers höher zu bauen. Das wiederum könnte jedoch mit dem Ziel, das Quartier zum Großteil klimafreundlich aus Holz zu bauen, kollidieren.
Der Holzbau wiederum ist im Schumacher-Quartier mehr als ein Mittel zum Zweck: Das Wohngebiet soll auch ein riesiges Testfeld für möglicherweise wegweisende Bauprozesse sein. Wissenschaftlich begleitet soll im Quartier gezeigt werden, was moderner Holzbau leisten kann.
Vor allem mit Blick auf die Krise in der Bauwirtschaft und die weiter steigenden Preise für konventionelles Bauen mit Beton, sowie die schlechte Klimabilanz herkömmlicher Baumethoden, verspricht sich die Branche viel vom Naturbaustoff Holz. Die Planer des Schumacher-Quartiers wollen dafür auf heimische und vor allem die Brandenburger Kiefer zurückgreifen.
Kritiker bemängeln allerdings, dass der Holzbau teurer sei und damit kaum preiswerteres Wohnen möglich mache. Auch bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die 50 Prozent der Grundstücke im Schumacher-Quartier bebauen sollen, gab es zuletzt Vorbehalte.
So warnte Gesobau-Chef Jörg Franzen bereits 2022 im Abgeordnetenhaus, dass der Holzbau zur Kostenfalle werden könnte. "Nach jetzigem Stand könnte wirtschaftlich keine einzige Wohnung gebaut werden", so Franzen damals.
Die Planer des Schumacher-Quartiers wollen dem entgegentreten: Ende August soll eine neue Holzbau-Studie der TU Berlin vorgestellt werden. Im Mittelpunkt soll vor allem der Beitrag des Holzbaus zum Klimaschutz stehen.
Sendung: radioeins, 16.01.2024, 17:40 Uhr
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