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Audio: Antenne Brandenburg | 23.01.2024 | Stefan Nemack vom ArcelorMittal Transport | Quelle: rbb

Stillstand im Güterverkehr

Stahlwerk Eisenhüttenstadt fürchtet Rohstoff-Engpass durch Bahnstreik

Nicht nur im Personenverkehr, sondern auch bei den Gütern hat die GdL zu einem Ausstand aufgerufen. Sechs Tage lang können so etwa nur eingeschränkt Eisenerze nach Eisenhüttenstadt rollen. Es droht eine Drosselung des Hochofens.

Die Deutsche Bahn geht von massiven wirtschaftlichen Auswirkungen des sechstägigen Streiks der Lokführergewerkschaft GDL aus. Ein so langer Arbeitskampf sei "ein Streik auch gegen die deutsche Wirtschaft", sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker am Dienstagmorgen in Berlin.

Beim Güterverkehr "geht es ja um die Versorgung der Kraftwerke, der Raffinerien. DB Cargo wird alles versuchen, das sicherzustellen, aber ganz klar wird es Auswirkungen haben auf die Lieferketten".

Tarifstreit

GDL bestreikt Güter- und Personenverkehr - Notfahrplan laut Bahn regulär angelaufen

Der sechstägige Lokführerstreik legt den Zugverkehr in Deutschland lahm. Güter- und Personenverkehr stehen bis auf kleine Ausnahmen fast völlig still. Die Bahn hat zwar einen Notfahrplan aufgestellt, doch die wenigen Züge helfen den meisten kaum.

Erz im Stahlwerk Eisenhüttenstadt könnte knapp werden

Auswirkungen auf die Produktion werden auch im Stahlwerk von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) befürchtet. Dort könnte es zu Engpässen in der Rohstoffversorgung kommen, sagte der Geschäftsführer der ArcelorMittal Transport GmbH, Stefan Nemack, dem rbb.

Koks und Kalkstein für das Werk kommen aus Polen. Da dort nicht gestreikt wird, sei die Versorgung damit gesichert. "Wesentlich schwieriger sind die Erz-Züge aus dem Hafen von Hamburg", erklärt Nemack. "Beim letzten Streik konnte die DB gerade so einen Zug pro Tag abdecken. Schön sind eigentlich drei. Jetzt müssen wir gucken, ob wir mit unserer Hilfe wenigstens zwei abgebildet bekommen."

Pro Zug würden zwischen 2.500 und 3.000 Tonnen Erz – also mindestens 7.500 Tonnen am Tag geliefert.

Andere Unternehmen sollen einspringen

Grund zur Sorge besteht dem Transport-Geschäftsführer zufolge aber noch nicht. Es seien Erz-Bestände vorhanden. Allerdings hätte das Stahlwerk beim letzten, viertägigen Streik der GdL bereits auf diese zurückgreifen müssen. Nun müsse nach anderen Lösungen gesucht werden, um die benötigten Rohstoffe ins Werk zu bekommen, sagte Nemack.

Tarifstreit mit der Deutschen Bahn

GDL ruft von Mittwoch bis Montag zum Streik auf - S-Bahn legt Notfahrplan vor

Mit einem neuen Tarifangebot wollte die Deutsche Bahn die Gewerkschaft der Lokführer wieder an den Verhandlungstisch holen. Daraus wird erst einmal nichts: Die GDL ruft vielmehr für sechs Tage zum Streik im Personenverkehr auf.

Eine Idee, an der gearbeitet werde, ist, dass kurzfristig Züge und Fahrer der ArcelorMittal Transport GmbH oder anderer Unternehmen einspringen. "Wenn wir keine tragfähige Lösung hinbekommen, dann müsste die Produktion am Hochofen angepasst werden - wir müssten also gedrosselt fahren. Dort muss man schauen, wie weit man noch runtergehen kann. Es gibt ein technisches Minimum, was man fahren muss." Bei den vergangenen Streiks sei dies gelungen. Die nun bevorstehende Streikdauer von sechs Tagen sei aber nicht so leicht zu überbrücken.

Über 140 Stunden Streik im Güterverkehr angekündigt

Der längste Streik der GDL-Geschichte beginnt am Dienstag um 18.00 Uhr im Güterverkehr, im Personenverkehr wird dann ab Mittwochfrüh um 02.00 Uhr gestreikt. Enden soll der Streik erst am Montag um 18.00 Uhr - das wären im Güterverkehr 144 und im Personenverkehr 136 Stunden.

Nach Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hat DB Cargo nur einen Marktanteil von rund 41 Prozent. Wirtschaftlicher Schaden entsteht aber auch durch die Beeinträchtigungen im Personenverkehr. Besonders im Fernverkehr, wo die Deutsche Bahn kaum privatwirtschaftliche Konkurrenz hat, stehen die Züge bundesweit größtenteils still. Im Regionalverkehr gibt es regional große Unterschiede. IW-Experten schätzen die Gesamtschäden auf rund 100 Millionen Euro pro Streiktag.

Sendung: 23.01.2024, 08:30 Uhr

Mit Material von Tony Schönberg

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