Warnstreik
Die Gewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa erneut zum Streik aufgerufen. Am Flughafen BER fallen deshalb am Dienstag alle Flüge der Airline aus. Auch am Mittwoch könnte der Streik noch Auswirkungen haben.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa zu einem rund eintägigen Warnstreik ab Dienstag aufgerufen. Seit 4 Uhr soll das Bodenpersonal an den Standorten Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart und Berlin die Arbeit niederlegen. Der Streik soll bis Mittwochfrüh, 7:10 Uhr dauern
Am BER sind die für Dienstag geplanten je 25 Lufthansa-Starts und -Landungen gestrichen, wie auf der Webseite des Flughafens zu sehen war. [ber.berlin-airport.de] Betroffen sind Flüge von und nach München sowie Frankfurt am Main - die einzigen Ziele der Lufthansa vom BER aus. Andere Ziele werden von Tochterunternehmen des Konzerns angeflogen.
Die Lufthansa hat angekündigt, am Dienstag deutschlandweit 10 bis 20 Prozent des Flugplans aufrecht zu erhalten. Etwa 100.000 Passagiere könnten betroffen sein.
Am Mittwoch sollen am Flughafen BER die meisten Starts und Landungen nach aktuellem Stand durchgeführt werden können, laut Webseite wurden nur einzelne Lufthansa-Verbindungen gestrichen. Flüge der Lufthansa-Töchter Eurowings, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines wurden laut der Online-Auskunft bisher nicht gestrichen.
Hintergrund des Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden in Konzerngesellschaften wie Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik oder Lufthansa Cargo. Die Tarifverhandlungen sollen am Mittwoch fortgesetzt werden.
Bereits am Montagabend hat der Warnstreik erste Auswirkungen. An ihrem wichtigsten Drehkreuz in Frankfurt am Main fielen bereits vor dem offiziellen Streikbeginn etliche Verbindungen aus. Nur einige wenige Interkontinental-Flüge sollten noch stattfinden.
Am Montagabend gingen bereits Lufthansa-Beschäftigte der Technik, der Logistik, der Fracht und der IT in den Warnstreik, wie Verdi-Streikführer Marvin Reschinsky gegenüber der Nachrichtenagentur DPA bestätigte.
Vor zwei Wochen hatte die Gewerkschaft ebenfalls zum Streik aufgerufen. Auch dieser Ausstand hatte zum Ausfall sämtlicher Lufthansa-Flüge von und zum Flughafen BER in Schönefeld geführt.
Auch in der dritten Verhandlungsrunde am 12. Februar 2024 kam es zu keiner Einigung, so Verdi. Das Angebot der Arbeitgeber wurde in den vergangenen Tagen demnach "breit in den Belegschaften diskutiert". Dabei hätten 96 Prozent der Beschäftigten das Angebot abgelehnt.
Kritisiert würden die im neuen Angebot nochmals erweiterten Nullmonate von bislang acht auf nun elf Nullmonate, außerdem die deutlich geringeren Erhöhungen für Bodenbeschäftigte im Vergleich zu anderen Berufsgruppen im Konzern, die Länge der Laufzeit, "sowie völlig unbeantwortete Themen". Auch sei der Konzern bislang nicht bereit gewesen, "den Beschäftigten einen Teil ihres Einkommensverzichts aus der Corona-Pandemie nun in Zeiten von Rekordgewinnen wieder zurückzugeben", teilte die Gewerkschaft mit.
Laut Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky würden sich die Bodenbeschäftigten "einmal mehr vor den Kopf gestoßen" fühlen. "Während der Konzern seinen Piloten mit Jahresgrundeinkommen von bis zu 270.000 Euro hohe zweistellige Vergütungserhöhungen zukommen lässt, sollen die Bodenbeschäftigten mit Einstiegsstundenlöhnen von teils 13 Euro noch nicht mal die Preissteigerungen der letzten Jahre ausgeglichen bekommen. Das ist krass unsozial", so Reschinsky.
Die Lufthansa übte Kritik an Verdi. Man habe ein "deutlich verbessertes Angebot" vorlegt - zudem seien schon Gesprächstermine vereinbart gewesen. Der Konzern betonte, er habe sich am "von Verdi erzielten Abschluss im öffentlichen Dienst orientiert". Es sehe mindestens rund zehn Prozent Gehaltserhöhung in zwölf Monaten vor sowie eine "zeitnahe Zahlung" von steuerfreien Inflationsausgleichsprämien von 3.000 Euro in Summe vor. Bereits in den vergangenen 18 Monaten seien die Gehälter für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten im Mittel um 11,5 Prozent erhöht worden, hieß es.
Personalvorstand Michael Niggemann sagte, der weitere Warnstreik belaste sowohl Fluggäste als auch Beschäftigte erneut unverhältnismäßig. "Das ist nicht der Weg, um unserer gemeinsamen Verantwortung für unsere Mitarbeitenden, für unsere Gäste, für eine starke und verlässliche Lufthansa nachzukommen."
Der Ausstand sei besonders bitter, da die nächste Verhandlungsrunde bereits am Mittwoch stattfinde, hieß es weiter.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.24, 16:30 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen