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Audio: Antenne Brandenburg | 07.02.2024 | Mario Köhne | Quelle: Picture Alliance / Channel Partners

Auszubildende aus Vietnam

Glückstreffer mit viel Anlauf

Vier Auszubildende aus Vietnam arbeiten im Potsdamer Inselhotel. Das Haus kämpft so gegen den Fachkräftemangel. Das Prozedere war sehr beschwerlich. Dennoch sollen im Herbst vier weitere Azubis aus Fernost kommen. Von Philipp Rother

Das Inselhotel in Potsdam geht beim Kampf gegen den Fachkräftemangel neue Wege - die Geschäftsführung hat im vergangenen Herbst vier Auszubildende aus Vietnam geholt.

"Sie sind sehr wissbegierig, sehr emsig", sagte Geschäftsführer Burkhard Scholz dem rbb am Dienstag auf Nachfrage. Mehr noch: Die ersten Erfahrungen mit den neuen Auszubildenden sind so gut, dass im August vier weitere junge Menschen aus Vietnam in das Hotel am Templiner See kommen sollen. "Daran arbeiten wir", so Scholz weiter.

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"Großer Glückstreffer" für Hotel auf Insel Hermannswerder

Vielen Firmen in Deutschland fehlt der Nachwuchs - auch das Inselhotel hat lange vergeblich nach neuen Auszubildenden gesucht: "Wir finden in Deutschland kaum noch junge Leute, die bereit sind, am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten", erklärte Scholz.

Darum seien die drei Frauen und der Mann aus Vietnam, alle zwischen 20 und 24 Jahre alt, ein "großer Glückstreffer" für das Hotel auf der Insel Hermannswerder. "Sie haben sich toll integriert und genießen hohe Anerkennung bei den Kolleginnen und Kollegen", so Scholz weiter.

Sie kamen "gut vorbereitet" nach Deutschland, hätten bereits in Vietnam Deutsch-Kurse gemacht, berichtete der Geschäftsführer des Hotels weiter. Das sei Voraussetzung, um einen Ausbildungsplatz in Deutschland zu bekommen. Ziel des Inselhotels ist es auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Vietnam dem Hotel auch nach Abschluss der Ausbildung erhalten bleiben.

Die Vietnamesinnen und der Vietnamese lassen sich 8.500 Kilometer von der Heimat entfernt zu Fachkräften für Gastronomie bzw. zu Küchenfachkräften ausbilden. Sie lernen im Hotel alle Abteilungen kennen, wochenweise geht es zum Berufsschulunterricht bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Auszubildenden hätten hohe Erwartungen an die Ausbildung in Deutschland, berichtete Scholz.

Der bürokratische Aufwand im Vorfeld war jedoch hoch: "Ich hätte mir mehr Unterstützung der Politik gewünscht", erklärte Scholz. Es sei schwierig, alle Genehmigungen einzuholen, das Prozedere sei sehr aufwändig und dauere Monate: "Ich kann niemanden empfehlen, das auf eigene Faust zu versuchen." Das Inselhotel lässt sich daher von einer speziellen Agentur aus Thüringen unterstützen.

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Agenturen vermitteln Fachkräfte aus fernen Ländern

Mittlerweile gibt es viele Agenturen, die Auszubildende und Fachkräfte aus fernen Ländern nach Deutschland vermitteln. Ron Schenke hat im Jahr 2015 eine solche Agentur gegründet. Sie hat ihren Sitz in Leipzig. "Unsere Agentur vermittelt jährlich circa 150 Auszubildende aus Vietnam nach Deutschland", sagte Schenke dem rbb auf Nachfrage: "20 Prozent von ihnen gehen nach Berlin und Brandenburg."

Die Anzahl sei "prinzipiell gleichbleibend, nur leicht steigend", berichtete Schenke weiter. Die Zahl könne in kurzer Zeit auch nicht erhöht werden - darunter würde vor allem die Sprachkenntnis leiden.

Vietnamesinnen und Vietnamesen, die nach Deutschland wollen, müssen laut Schenke mindestens 18 Jahre alt sein und an einem einjährigen Sprachkurs teilgenommen haben. Zudem müssen sie in ihrer Heimat das Abitur gemacht haben.

Der Großteil der Auszubildenden - mehr als 50 Prozent - gehe in den Bereich Gastronomie, so Schenke: "Nur weniger als ein Zehntel der Azubis geht in die Industrie."

Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) bietet ein spezielles Programm ("Triple-Win") an. Im Rahmen dessen werden Pflegeauszubildende aus Vietnam an potenzielle Arbeitgeber in Deutschland vermittelt.

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Job in Deutschland "ein großer Traum"

Der Geschäftsführer des Inselhotels war selbst zweimal mit deutschen Wirtschaftsdelegationen in Vietnam. Er gewann dabei schnell den Eindruck, dass er mit Menschen aus dem Land in Südostasien seinen Mangel an Fachkräften und Auszubildenden beheben könnte. "Viele Familienangehörige waren früher auch hier", erklärte Scholz mit Blick auf die DDR. In der herrschte in den 1960er Jahren ein Fachkräftemangel.

Von 1967 bis 1986 wurden daher mit verschiedenen sogenannten Bruderstaaten Abkommen zur Ausbildung und Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte realisiert – darunter auch Vietnam. Mit dem Ende der DDR liefen die Regierungsabkommen aus. Rund 60.000 vietnamesische "Vertragsarbeiter" arbeiteten zu dieser Zeit in rund 700 Betrieben in der ganzen DDR [mdr.de]. Daher sei ein Job in Deutschland für viele Menschen in Vietnam "ein großer Traum", so Scholz. Einige Familienangehörige seien auch heute noch in Deutschland.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2024, 5:31 Uhr

Mit Material von Mario Köhne/Antenne Brandenburg

Beitrag von Philipp Rother

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