Tarifkonflikt
Nach dem Bodenpersonal ist jetzt die Technik der Lufthansa in einen mehrtägigen Warnstreik getreten. Passagiere bekamen das am Mittwoch nicht zu spüren. Allerdings könnte sich das bald ändern: Auch ein weiterer Lufthansa-Bereich steht kurz vor einem Streik.
Die Technik-Mitarbeiter der Lufthansa haben am Mittwoch mit ihrem bis Freitag befristeten Warnstreik begonnen. Passagierflüge waren nach Angaben von Lufthansa und der Gewerkschaft Verdi davon nicht betroffen. Am Mittwoch seien wegen des Warnstreiks keine Flüge ausgefallen, sagte ein Lufthansa-Sprecher.
Am Donnerstag seien ebenfalls keine Ausfälle zu erwarten und auch für Freitag sei man optimistisch. Die Lufthansa empfahl Passagieren dennoch, stets den Status ihres Fluges auf lufthansa.com oder in der Lufthansa-App prüfen.
An der bundesweiten Aktion im Tarifkonflikt des Bodenpersonals beteiligen sich laut Verdi unter anderem Beschäftigte und Auszubildende der Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training. Laut Verdi folgten etwa 90 Prozent dem Aufruf. Lufthansa Technik ist für die Reparatur und Überholung von Flugzeugen, Teilen und Triebwerken auch für andere Fluggesellschaften zuständig. Die tägliche Wartung macht die Fluggesellschaft, die nicht bestreikt wurde, dagegen selbst.
Bislang hat Verdi in dem Tarifkonflikt für die mehr als 20.000 Beschäftigten des Bodenpersonals zwei mehr als ganztägige Warnstreiks geführt, bei denen jeweils Hunderte Flüge ausfielen. In der vergangenen Woche hatte dei Airline am Flughafen BER während des 24-stündigen Ausstands alle Ankünfte und Abflüge gestrichen.
Die Lufthansa kritisierte die Warnstreiks bei den Technikern: "Dieser kurzfristige Aufruf in den Technikbetrieben mit gerade einmal zwölf Stunden Vorlauf zu einem dritten sogenannten Warnstreik mit einer Länge von drei Tagen ist eine nicht nachvollziehbare und völlig unangemessene Eskalation". Man habe Verdi angeboten, jederzeit weiterzuverhandeln - das gelte nach wie vor. "Ganz konkret möchten wir die Verhandlungen am 4. März, also am ersten Arbeitstag nach Streikende, fortsetzen." Ziel bleibe eine schnelle Einigung. Bisher war die fünfte Runde für den 13. und 14. März angesetzt.
Verdi hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits aufgefordert, noch vor dem 13. März zu weiteren Verhandlungen zusammenzukommen. Der 4. März sei denkbar, allerdings unter der Voraussetzung "eines vorab übermittelten verbesserten Angebots der Lufthansa", sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Verdi wirft dem Lufthansa-Konzern in dem Tarifkonflikt ein "Aussitzen" vor. Das beantworte die Gewerkschaft "nun im ersten Schritt bewusst so, dass die Passagiere nicht beeinträchtigt werden", so Verdi. Die Gewerkschaft drohte allerdings damit, dass "in Kürze" auch wieder Fluggäste vom Streik betroffen sein könnten. "Die Lufthansa hat es in der Hand, das zu verhindern."
Ein neues Angebot der Lufthansa bei den Verhandlungen in der vergangenen Woche hatte die Gewerkschaft als unzureichend abgelehnt. Die von Verdi aufgestellte Kernforderung von 12,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, werde auch in dem neuen Angebot bei mehr als doppelt so langer Laufzeit im Vergleich zur Forderung nicht erreicht, kritisierte die Gewerkschaft.
Die Lufthansa hatte nach eigenen Angaben einen großen Schritt auf Verdi zugemacht. Im Detail würde demnach die erste von zwei geplanten Tabellenerhöhungen um 4 Prozent von Dezember auf März vorgezogen. Zudem soll die Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro schneller ausgezahlt werden.
Unterdessen droht bei der Lufthansa-Tochter Cityline ein Streik der Flugbegleiter. Die Tochter der Kranichlinie fliegt von Frankfurt am Main und München aus zu europäischen Metropolen. Die Gewerkschaft Ufo rief ihre Mitglieder ab Donnerstag bis zum 6. März zur Urabstimmung über Arbeitskämpfe auf. Lufthansa Cityline habe bei den Tarifgesprächen kein ernstzunehmendes Angebot vorgelegt, kritisierte die Gewerkschaft am Mittwoch.
Ufo fordert für die etwa 900 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa-Tochter unter anderem 15 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 18 Monaten.
Erst am vergangenen Donnerstag hatte Ufo die rund 18 000 Kabinenbeschäftigten der Muttergesellschaft Lufthansa bis 6. März zur Urabstimmung über Streiks aufgerufen. Die Gewerkschaft hatte die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt mit der Begründung, die Lufthansa habe kein ausreichendes Angebot vorgelegt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.02.2024, 17 Uhr
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